Autonomes Fahren: Mit Heat durch Hamburg

In der Hamburger Hafencity nimmt der autonom fahrende Kleinbus Heat seinen Testbetrieb auf. Das Besondere: Er transportiert die Passagiere auf öffentlichen Straßen und das mit bis zu 50 km/h.

Ein Bericht von Dirk Kunde veröffentlicht am
Autonomer Elektrobus Heat in Hamburg: Der Bus kommuniziert mit der Infrastruktur.
Autonomer Elektrobus Heat in Hamburg: Der Bus kommuniziert mit der Infrastruktur. (Bild: Dirk Kunde)

"Man hat das Gefühl, wöchentlich starten irgendwo in der Welt autonome Fahrzeuge", sagt Henrik Falk, Vorstandsvorsitzender der Hochbahn AG, bei der Vorstellung des Kleinbusses Heat in der Hamburger Hafencity. Doch während diese Fahrzeuge meist auf abgesperrtem Gelände und nur mit Schrittgeschwindigkeit fahren, wird der Kleinbus in Hamburg Teil des Nahverkehrs auf öffentlichen Straßen.

So wie die Hafencity lange Zeit als Vorzeigeobjekt galt, sehen es die sechs Projektpartner auch bei Heat. "Das ist für uns ein Leuchtturmprojekt in Europa", sagt Markus Schlitt von Siemens Mobility. Im Regelbetrieb wird der autonome Elektrobus die zulässigen 50 km/h fahren.

Auf öffentlicher Straße ist es notwendig, dass die Technik weit genug vorausschaut. Für ein digitales Abbild der Umwelt sorgen fünf Radar- und acht Lidar-Sensoren. Entlang der Teststrecke montiert Siemens Mobility Antennen, ebenfalls mit Lidar- und Radarsensoren. Sie senden per V2X-Technologie ein digitales Abbild von Situationen an Haltestellen, entlang der Strecke und von Kreuzungen direkt an den Bus.

So erfasst Heat auch Bereiche, die seine Sensoren nicht einsehen können. Das ist wichtig beim Abbiegen. "Heat muss um die Ecke schauen können", sagt Matthias Kratzsch von der Berliner Ingenieurgesellschaft Auto und Verkehr (IAV), die für die Fahrzeugkonzeption verantwortlich ist. Das Akronym Heat steht für Hamburg Electric Autonomous Transportation.

  • Am 31. Juli 2019 wurde Heat in Hamburg enthüllt. (Bild: Dirk Kunde)
  • Es ist ein elektrisch angetriebener, autonom fahrender Kleinbus. (Bild: Dirk Kunde)
  • Ab Mitte 2020 wird er Fahrgäste befördern. (Bild: Dirk Kunde)
  • Zehn Passagiere passen hinein. (Bild: Dirk Kunde)
  • Am Anfang wird aus Sicherheitsgründen eine Begleitperson an Bord sein. (Bild: Dirk Kunde)
  • Der Bus hat eine Reihe Sensoren zur Orientierung und Hinderniserkennung, darunter Radar und Lidar. (Bild: Dirk Kunde)
  • Zudem wird die Strecke mit Sensoren ausgestattet. (Bild: Dirk Kunde)
  • Fahrzeug und Infrastruktur kommunizieren miteinander. (Bild: Dirk Kunde)
  • Die Initiatoren: Hochbahn-Chef Henrik Falk, Projektleiterin Natalie Rodriguez, Verkehrssenator Michael Westhagemann (v.l.n.r.) (Bild: Hochbahn)
Am 31. Juli 2019 wurde Heat in Hamburg enthüllt. (Bild: Dirk Kunde)

In Kürze starten erste Testfahrten ohne Passagiere und mit einem Fahrzeugbegleiter auf einer 1,84 Kilometer langen Strecke. Noch wird mit reduzierter Geschwindigkeit gefahren. Dabei sollen sowohl die mobile als auch die festverbaute Sensorik sowie die Kommunikation mit der Leitstelle getestet werden. Die Leitstelle kann über Kameras und Sprechverbindung auf medizinische Notfälle als auch auf Vandalismus reagieren. Auch das Anhalten des 5,1 Meter langen Fahrzeugs und das Öffnen der Türen ist aus der Hochbahn-Zentrale über Funk möglich. Geladen wird das Fahrzeug über Nacht auf einem Gelände von Energieversorger Vattenfall in der Hafencity.

Ab Mitte 2020 nimmt Heat registrierte Fahrgäste kostenlos mit. Bis dahin wird die Strecke bis zur Elbphilharmonie erweitert. Vorgesehen sind fünf Haltestellen innerhalb der Hafencity. Der Begleiter wird dann noch an Bord sein. Ab 2021 beginnt der Regelbetrieb ohne Begleiter im Fahrplantakt der Hochbahn.

Dann haben bis zu zehn Fahrgäste Platz. Der Bus ist barrierefrei und verfügt über eine Rampe, so dass auch Rollstuhlfahrer mitfahren können. Ab dieser Phase fährt Heat bis zu 50 km/h schnell. Der Kleinbus wird dann im Level 4 praktisches Anschauungsobjekt des Mobilitäts-Weltkongress ITS im Oktober 2021 in Hamburg.

Autonome Kleinbusse sollen das aktuelle Netz ergänzen

"Wir wollen mit dem Projekt auch erforschen, ob sich autonome Flottenfahrten in Großstädten realisieren lassen", sagt Hochbahn-Chef Falk. Die Größe des Busses sei für ihn reizvoll, denn im öffentlichen Nahverkehr gebe es etliche Strecken, auf denen ein großer Bus wirtschaftlich unsinnig sei.

Wie ein autonom fahrender Bus bei den potentiellen Fahrgästen ankommt, wird parallel in Umfragen ermittelt. "Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt untersucht die Bedürfnisse und Bewertungen von Nutzern als auch der übrigen Verkehrsteilnehmer im laufenden Testbetrieb", sagt der parteilose Verkehrssenator Michael Westhagemann während der Vorstellung.

Neben der Stadt Hamburg fördert auch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit das Heat-Projekt. Der rechtliche Rahmen für ein derartiges Level-5-Fahrzeug ist noch nicht gesteckt. Das Straßenverkehrsgesetz kennt zwar Regelungen für Level 2 bis 4, doch darunter fällt Heat nur in der Testphase. Bis zum Regelbetrieb muss der Gesetzgeber also noch nachlegen.

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MrTridac 01. Aug 2019

... Was ist denn das für ein blöder Widerspruch: "Doch während diese Fahrzeuge meist auf...

hartnegg 01. Aug 2019

Wer nur die erste Hälfte des Artikels liest, wird nur mit einem Wort auf eine mögliche...

deefens 01. Aug 2019

"Level 5 vehicles do not require human attentionthe dynamic driving task...



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