Autonomes Fahren: Die Ära der Kooperitis

Mit dem autonomen Fahren wird es langsam ernst. Das zeigen die vielen Kooperationen, die in diesem Jahr zur CES bekanntwurden. Die Herausforderungen sind zu komplex, als dass ein Unternehmen sie alleine lösen könnte.

Ein Bericht von veröffentlicht am
Ein typisches Kooperationsauto mit Aufklebern von Microsoft, IAV, NXP, Esri, Swiss Re und Cubic Telecom
Ein typisches Kooperationsauto mit Aufklebern von Microsoft, IAV, NXP, Esri, Swiss Re und Cubic Telecom (Bild: Friedhelm Greis/Golem.de)

Es fällt langsam schwer, beim autonomen Fahren noch den Überblick über die Kooperationen zu behalten. Daimler, BMW und Audi haben sich schon 2015 zusammengetan, um den Kartendienst Here zu übernehmen. Nun ist auch Intel dort eingestiegen. Der US-Chiphersteller kooperiert wiederum mit BMW und Mobileye, um bis 2021 ein autonomes Auto auf den Markt zu bringen. Mobileye präsentierte auf der Elektronikshow CES in Las Vegas einen zusammen mit dem Zulieferer Delphi entwickelten autonomen Audi. Der Chiphersteller Nvidia kündigte an, mit ZF, Bosch und Here zusammmenzuarbeiten. Von der Kooperation zwischen Google und Fiat-Chrysler ganz zu schweigen. Das autonome Fahren wird immer mehr zum Gemeinschaftsprojekt von Autoindustrie, Chipherstellern und IT-Konzernen.

Inhalt:
  1. Autonomes Fahren: Die Ära der Kooperitis
  2. Warum der ganze Hype?
  3. Nachholbedarf bei IT-Sicherheit und Datenschutz

Das ist kein Wunder. Offenbar sind die Herausforderungen für die Entwickler so groß, dass selbst Unternehmen wie Google damit überfordert scheinen. Das autonome Fahren basiert auf einer komplexen Verbindung von Sensorsystemen, Datenverarbeitung und Fahrzeugsteuerung. Diese Komponenten müssen mit einer extrem hohen Zuverlässigkeit zusammenwirken, um ein sicheres Fahren zu ermöglichen. Je schneller und besser Hardware und Software sind, desto eher lässt sich das erreichen. Zudem gibt es hohe Anforderungen an Soft- und Hardware bei der Entwicklung und Bereitstellung des Backends für vernetzte Autos. Kein Auto- und kein IT-Konzern scheint derzeit in der Lage, das alles alleine zu stemmen.

Offensives Auftreten der IT-Konzerne

Natürlich ist es nicht so, als hätten Autohersteller ihre Produkte früher völlig selbstständig entwickelt. Schon immer spielten Zulieferer wie Bosch oder Continental eine wichtige Rolle: sei es vor mehr als 100 Jahren mit der Entwicklung eines Magnetzünders oder in den 1990er Jahren mit der Einführung des elektronischen Stabilitätsprogramms (ESP). Eher unrühmlich bleibt die gemeinsame Entwicklung einer Betrugssoftware von Bosch und VW in Erinnerung. Obwohl bereits seit den 1970er Jahren Mikrochips in Autos verbaut werden, scheinen aber erst jetzt Kooperationen zwischen Auto-, Chip- und Softwareherstellern bekanntgemacht zu werden.

  • Delphi präsentierte auf der CES einen autonomen Audi, der in Kooperation mit Mobileye entwickelt wurde. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Hitachi und Clarion kooperieren ebenfalls für autonomes Fahren. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Ein weiteres Kooperationsprojekt auf der CES: C-Stream und Valeo. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • IAV präsentierte die Zusammenarbeit mit Microsoft und NXP.  (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Das sogenannte Cloud Car von IAV und HPE lässt sich die Fahrzeugdaten mit Hilfe eines Tablets anzeigen. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Ein praktischer Service: Mit dem Tablet lassen sich vor einem TÜV-Besuch die einzelnen Lampen überprüfen. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
Delphi präsentierte auf der CES einen autonomen Audi, der in Kooperation mit Mobileye entwickelt wurde. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)


Das hat sicher auch mit dem offensiven Auftreten von US-Konzernen wie Google und Tesla bei der Forschung und Vermarktung selbstfahrender Autos zu tun. Da wollen auch die etablierten Autokonzerne zeigen, dass sie bei der neuen Technik nicht vom Silicon Valley abgehängt werden. Zumal ein fortschrittliches Image wichtig ist, um die noch wenigen Entwickler auf den Gebieten Robotik, künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen für sich gewinnen zu können. Eine Firma wie Apple hat das hingegen nicht nötig und kann es sich offenbar leisten, eher unbemerkt ihre Konzepte für autonomes Fahren voranzutreiben.

Softwareentwicklung sehr teuer

Dass die Zusammenarbeit für alle Beteiligten sinnvoll ist, steht außer Frage. "Softwareentwicklungen sind sehr teuer. Wir probieren schon, etwas nicht noch einmal zu entwickeln, was es schon gibt", sagte Christian Reinhard vom Autosoftwarehersteller Elektrobit auf der CES im Gespräch mit Golem.de. "Wenn Teile einer Software verfügbar sind, streben wir wegen der hohen Entwicklungskosten eher eine Partnerschaft an, als das selbst zu entwickeln", fügte er hinzu.

Der Chiphersteller Nvidia kooperiert wiederum seit 2015 mit Elektrobit und nutzt dessen auf Autosar basierendes Softwarepaket für den Tegra-Prozessor. Autosar ist wiederum eine Softwarearchitektur, die auf einer 2003 gegründeten weltweiten Entwicklungspartnerschaft von Autoherstellern und Zulieferern basiert. An der Zusammenarbeit zwischen Elektrobit und Nvidia ist zudem der deutsche Chiphersteller Infineon beteiligt, der für das PX-Modul den Aurix-Mikrocontroller liefert.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed
Warum der ganze Hype? 
  1. 1
  2. 2
  3. 3
  4.  


Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Sammanlänkad
Ikea bringt wandlungsfähige Solarlampe

Sammanlänkad heißt Ikeas limitierte Solarlampe, die sich als Schreibtisch-, Decken- und Taschenlampe sowie als Akkupack verwenden lässt.

Sammanlänkad: Ikea bringt wandlungsfähige Solarlampe
Artikel
  1. FreedomGPT: Ein KI-Tool, das zum Suizid anleiten und Hitler loben kann
    FreedomGPT
    Ein KI-Tool, das zum Suizid anleiten und Hitler loben kann

    FreedomGPT ist wie ChatGPT ein Sprachgenerator. Allerdings fehlen ihm Filter, so dass die KI jede Anfrage beantwortet - egal wie fragwürdig.

  2. Amazon und Ebay: Onlinehändler müssen EU-Partner für Produktsicherheit bieten
    Amazon und Ebay
    Onlinehändler müssen EU-Partner für Produktsicherheit bieten

    Außereuropäische Anbieter bei Amazon und Ebay müssen einen in der EU ansässigen Händler benennen, der für die Sicherheit verantwortlich ist. Wie das praktisch kontrolliert wird, ist fraglich.

  3. IT-Projektmanager: Perfektionist, ahnungslos und Ja-Sager
    IT-Projektmanager
    Perfektionist, ahnungslos und Ja-Sager

    Schwierige Projektmanager können nicht nur nerven, sondern viel kaputt machen. Wir geben Tipps, wie IT-Teams die Qual beenden.
    Ein Ratgebertext von Kristin Ottlinger und Jakob Rufus Klimkait

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • RTX 4090 erstmals unter 1.700€ • MindStar: Gigabyte RTX 4080 1.229€ statt 1.299€, Intel Core i9-12900K 399€ statt 474€ • SSDs & Festplatten bis -60% • AOC 34" UWQHD 279€ • Xbox-Controller & Konsolen-Bundles bis -27% • Windows Week • 3 Spiele kaufen, 2 zahlen [Werbung]
    •  /