Die Brücke an Land
Den heutigen Verbrennungsantrieb mit Schweröl halten viele Experten für nicht geeignet, da er anfällig und aufwendig im Betrieb sei.
"Wir müssen sicherstellen, dass die Systeme zuverlässig sind", sagt auch Daffey. Auf konventionellen Schiffen müssten immer Maschinisten an Bord sein, die für einen reibungslosen Betrieb sorgten. Die neuen Schiffe hingegen werden - ein Vorteil für die Umwelt - eher mit Flüssigerdgas oder elektrisch mit Akkus betrieben, wie das Frachtschiff Yara Birkeland, das derzeit in Norwegen gebaut wird.
Rolls Royce achtet laut Daffey schon heute darauf, die Systeme für Schiffe robuster und zuverlässiger zu gestalten. Zudem werden sie mit Sensoren ausgestattet, die Daten über den Zustand liefern. So sei es möglich zu prognostizieren, wann Probleme auftreten können statt darauf zu warten und nur diagnostizieren zu können.
Wenn die Daten aus den Schiffen alle im ROC einliefen, sei es nicht mehr nötig, dass auf jedem Schiff ein leitender Ingenieur mitfahre. "Man kann die Leute besser einsetzen, und sie können abends nach Hause gehen, was für sie ein großer Vorteil ist", sagt Daffey. Seeleute sehen ihre Familie und ihr Zuhause oft wochen- oder gar monatelang nicht. Ist keine Mannschaft an Bord, können Schiffe wiederum anders gebaut werden: Sie brauchen keine Unterkünfte mehr, keine Heizung, keine Kombüse und die dazugehörigen Versorgungssysteme. Sie werden von der Konstruktion eher einfacher, leichter und benötigen weniger Energie.
Anfangs werden die Schiffe noch im "Melee Mode" gesteuert, das heißt direkt per Joystick. Der nächste Schritt ist eine taktische Kontrolle: Der Kapitän weist das Schiff an, zu einer bestimmten Position zu fahren und dort auf die nächsten Kommandos zu warten. Ziel ist aber eine strategische Kontrolle: "Ich will, dass das Schiff da und da hinfährt und das und das macht. Das sage ich dem Schiff, und es trifft seine eigenen Entscheidungen", erklärt Daffey.
Der Schlepper soll die Leine selbst fangen
In dem Projekt mit Svitzer werden schon die nächsten Schritte dafür vorbereitet: So soll auf der Svitzer Hermod ein System installiert werden, das die Schleppleine des Schiffes, das geschleppt werden soll, fängt. Außerdem sollen weitere Funktionen integriert werden, etwa dass das Schiff nach Wegpunkten navigiert.
Auch die Ausstattung eines ROC ist Ziel des Projekts mit Svitzer, einer Tochter der weltgrößten Reederei Maersk. So stellte sich beispielsweise heraus, dass die Reaktionszeit des Schiffes anders als an Bord eine Schwierigkeit darstellt. "Auf der Bücke würde der Kapitän hören, wenn die Maschine hochdreht, er hat also eine Sinneswahrnehmung, dass etwas passieren wird", erläutert Daffey. Diese Wahrnehmung fehle aber im ROC. "Wir haben also einen Lautsprecher im ROC installiert und ein Mikrofon auf dem Schiff. So nimmt der Steuermann wahr, dass die Maschine hochdreht und dass sie tut, was er will." Im Entwicklungszentrum in Turku hat Rolls Royce sogar eine vibrierende Platte eingebaut, die auch noch die Vibrationen im Schiff nachbildet.
Bei der visuellen Ausstattung hingegen bevorzugen die Seeleute es einfach: "Wir hatten erwartet, dass sie das wollen, was sie auch auf der richtigen Brücke sehen, mit allen Bewegungen, dem grellen Sonnenlicht, dem Regen und alles", sagt Daffey. Zum Erstaunen der Entwickler wollten die Seeleute gar keine Videowand mit echten Kamerabildern. Ihnen reichte ein einfache Darstellung des Schiffs mit Land und anderen Schiffen ohne Bewegungen und Sonnenlicht - "fast wie in einem Computerspiel" - aus. "Sie sagten, es sei dann einfacher zu steuern und, wenn man lange vor dem Bildschirm steht, sei es besser aus der Gesundheits- und Sicherheitsperspektive. Das hatten wir nicht erwartet."
Inzwischen hat Rolls Royce ein erstes System für autonome Schiffe auf den Markt gebracht.
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