Automobil: Brembo Sensify bremst mit KI und Algorithmen
Teile der Hydraulik raus, Software rein: Mit dem Sensify-System will der italienische Hersteller Brembo Fahrzeuge präziser und sparsamer bremsen.

Drive-by-Wire-Systeme sind längst Mainstream. Dabei entfällt die mechanische Kraftübertragung vom Bedienelement zum Stellelement. Beim Beschleunigen sorgt das für eine direktere Ansprache der Drosselklappe und damit für eine sofortige Reaktion des Motors. Zudem entfallen zahlreiche Bauteile, was die Flexibilität erhöht. Eine ganz ähnliche Idee verfolgt auch Brake-by-Wire - nur eben für die Bremsen. Brembo kombiniert dies nun mit künstlicher Intelligenz.
Mit Sensify stellt Brembo ein intelligentes Bremssystem für Autos vor, das auf zahlreiche Komponenten verzichtet, die für herkömmliche hydraulische Systeme nötig sind. Stattdessen setzen die Italiener auf Software und einen Aktuator am Pedal. Eine künstliche Intelligenz berechnet bei Betätigen der Bremse alle wichtigen Faktoren wie Fahrbahn, Bremskomponenten und Sensordaten, um eine optimale Bremsung zu ermöglichen. Dabei ist es möglich, alle Reifen individuell zu verlangsamen.
Beim Bremsen wandert das berechnete Signal in nur 100 Millisekunden an Steuergeräte an der Vorder- und Hinterachse. Beim Sensify-System für normalgroße und große Autos gibt die Elektronik an der Vorderachse das Signal an eine Hydraulikeinheit weiter, an der Hinterachse steuert das System zwei elektrische Stellmotoren an den Bremszangen an. Für kleinere Fahrzeuge ist der Einsatz von elektromechanischen Bauteilen an beiden Achsen möglich.
Das hat laut Hersteller nicht nur deutliche Auswirkungen auf die Leistung, sondern auch auf den Verschleiß. So soll sich der Bremsweg mit Sensify durch die schnellere Reaktionszeit beispielsweise bei 120 kmh um bis zu 11 Meter verringern. Zusätzlich verspricht Brembo, dass durch die neuartige Steuerung der Bremsen weniger Abrieb entsteht und die Bauteile somit länger halten.
Auch für Elektroautos ein Gewinn
Für Elektrofahrzeuge bedeute die elektrische Bremse zusätzliche Reichweite, da eine Rekuperation mit den Daten der Bremssoftware deutlich präziser arbeiten könne, als es mit einem hydraulischen System möglich sei. Fahrzeuge zahlreicher Hersteller nutzen ein Brake-by-Wire-System bereits, nur bisher ohne eine KI.
Ähnlich wie es auch bei Drive- und Steer-by-Wire-Lösungen möglich ist, eröffnet das Sensify-System umfangreiche Optionen in puncto Fahrzeugdesign. Durch den Wegfall normalerweise notwendiger Teile bleibt mehr Platz für andere Dinge. Theoretisch wäre sogar ein Verzicht auf das Bremspedal denkbar, denn eine Brake-by-Wire-Lösung ließe sich mit einem beliebigen Bedienelement steuern.
Brembo plant, Sensify Anfang 2024 auf den Markt zu bringen. Entsprechende Modelle für Nutzfahrzeuge sind ebenfalls Teil des Sortiments.
Nachtrag vom 5. November 2021, 19:40 Uhr
Wir haben den Artikel an einigen Stellen angepasst und damit verständlicher gemacht.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed
Vorstellbar wäre dass sich die Bremscharakteristik dem Fahrer anpasst. Ggf wäre das sogar...
Guter Punkt. Das solltest du Brembo schreiben. Die kennen sich aufgrund ihrer kurzen...
Herzlichen Dank.
Ihr habt natürlich recht, ich habe den Artikel bestmöglich überarbeitet und...