Automated Valet Parking: Das Auto soll sich selbst parken

Nie wieder selbst parken: Das Auto einfach am Eingang des Parkhauses abgeben und sich nicht mehr darum kümmern zu müssen, ist eine schöne Vorstellung. Der deutsche Automobilhersteller BMW und der französische Hersteller Valeo wollen das in wenigen Jahren Realität werden lassen.
Die Idee ist, dass das Auto in einer sogenannten Drop-off-Zone am Eingang eines Parkhauses abgestellt wird. Es fährt dann selbstständig hinein, sucht einen freien Parkplatz und stellt sich dort hinein. Zum Abholen wird das Auto gerufen und kommt selbstständig zur Ausfahrt gefahren.
Das klingt erst einmal nicht so spektakulär: Bosch und Mercedes haben ein System für Automated Valet Parking (AVP) schon vor einigen Jahren vorgestellt und bieten ein Teil der Funktion bereits in einem Parkhaus am Stuttgarter Flughafen an. Es bestehe allerdings ein wichtiger Unterschied zu dem System von Valeo und BMW, betont Nicolai Martin, Bereichsleiter Fahrerlebnis bei BMW, in einer Onlinepräsentation.
Wer steuert - Parkhaus oder Auto?
Bei Ersterem, AVP Typ 2 genannt, leitet das Parkhaus das Fahrzeug. Das heißt, dort muss eine technische Infrastruktur vorhanden sein - WLAN-Router und ein Steuerrechner -, die das Fahrzeug navigiert. BMW und Valeo hingegen arbeiten an AVP Typ 1, bei dem keine Infrastruktur nötig ist. Das Fahrzeug steuert selbstständig und fahrerlos durch das Parkhaus. Das AVP Typ 1 entspricht damit dem hochautomatisierten Fahren (Level 4), allerdings auf begrenztem Gebiet.

"Automatisiertes Parken Typ 1 ist eine fahrzeugbasierte Lösung, unabhängig von der Infrastruktur" , sagt Martin. "Das Einzige, was man braucht, ist eine Drop-off-Zone, wo man das Fahrzeug abstellen kann, und Ortsdaten. Darüber hinaus wird alles von den Sensoren, den Algorithmen und der Technik im Fahrzeug übernommen." Vorteil sei, dass automatisches Parken so sehr viel häufiger genutzt werden könne.
Die Softwarefunktionen basieren laut BMW(öffnet im neuen Fenster) auf der aktuellen Software für fahrerloses Parken, die 2021 mit dem Elektroauto BMW iX eingeführt wurde. Hardwareseitig sollen die Anforderungen nicht so groß sein, so dass die Funktion sogar in Fahrzeugen verfügbar gemacht werden kann, die bereits auf den Straßen sind, wenn das AVP-System kommt.
Es werden keine teuren Sensoren gebraucht
Da es sich hauptsächlich um eine Softwareentwicklung handele, sei nicht mit viel zusätzlicher Hardware und entsprechenden Kosten zu rechnen. Das soll es ermöglichen, das System zu einem attraktiven Preis anzubieten. "Wir müssen nicht, wie für Level-4-Fahren, teure zusätzliche Sensoren installieren" , sagt Martin. So könne auf Lidar verzichtet werden, das Hindernisse schon in größerer Entfernung erkenne, weil ein Fahrzeug mit Parkhaus nur langsam unterwegs sei, also immer reagieren könne. Ein Radar für den Nahbereich, Ultraschallsensoren und Kameras reichen demnach aus.
Wichtiger seien andere Punkte: wie der Fernstart durchgeführt werden könne, wenn der Schlüssel nicht in der Nähe des Fahrzeugs sei oder wie sich neben Verkehrssicherheit auch Cybersicherheit gewährleisten lasse. "Das sind die relevanten Anforderungen, und weniger Sensorfunktionen im Vergleich zum Fahren" , sagt Martin.
Anspruchsvoller als AVP Typ 2 ist das System allerdings schon.
Wann kommt das AVP
Es ist einfacher, der Infrastruktur die Steuerung zu überlassen. Das hat auch Vorteile bei der Parkplatzsuche, da das Parkhaus weiß, wo Platz ist. Bei Typ 1 muss das Auto selbst danach suchen. Das werde das Auto machen wie ein Mensch, sagt Marc Vrecko, Leiter des Bereichs Comfort and Driving Assistance Systems bei Valeo - "aber ohne dabei um einen freien Parkplatz zu kämpfen" .
BMW habe über mehrere Jahre die Entwicklung bei der Parkinfrastruktur beobachtet, erzählt Martin. Dort sei aber zu wenig passiert, um AVP in großem Maß verfügbar zu machen. Deshalb sei die Entscheidung getroffen worden, ein Typ-1-System zu entwickeln.
Das bedeutet aber nicht, dass die BMWs keinen Typ 2 beherrschen: "Wenn es eine Infrastruktur gibt, die mit dem Fahrzeug kommuniziert, dann gibt es die Möglichkeit einer zusätzlichen Schnittstelle, die es erlaubt, das Fahrzeug mit AVP Typ 2 zu manövrieren. Falls die Infrastruktur nicht verfügbar ist, kann das Fahrzeug das selbst manövrieren" , sagt Martin.
Standard für Typ 2 ist in Arbeit
Für AVP Typ 2 wird bereits ein internationaler Standard entwickelt, woran sowohl BMW als auch Valeo mitarbeiten. Die Typ-1-Technik wird zuerst BMW zur Verfügung stehen. Später werde Valeo sie aber auch anderen Automobilherstellern zur Verfügung stellen, sagt Vrecko.

Das System soll mit der elektrischen Neuen Klasse von BMW auf den Markt kommen, aber nicht exklusiv für diese. Geplant sei das Jahr 2026, sagt Martin. Es soll voraussichtlich als On-Demand-Funktion angeboten werden, die zunächst einige Tage getestet werden kann und dann für einen bestimmten Zeitraum gebucht wird.
Denkbar seien aber auch andere Modelle, sagt Vrecko. Die Architektur ermögliche das, da die Software Over The Air ausgeliefert werde. Er gehe davon aus, dass das Angebot auch regional unterschiedlich ausfallen werde: "Wahrscheinlich wird es China anders sein als Deutschland, anders als Frankreich und anders als die USA."



