Maschinen lassen sich nicht so einfach umziehen
Der Duplizierungsprozess ist im vollen Gange und soll möglichst viele Nachahmer finden. Eines dieser Werke befindet sich im marokkanischen Rabat, wo der Skoda-Zulieferer Kromberg und Schubert die Fertigung der Kabelbäume ausgebaut hat und so die Ausfälle der Fabrik in Zhytomyr in der Ukraine kompensiert. Die Umsetzung dieses Vorhabens ist natürlich nicht von einem Tag auf den anderen machbar. Die Maschinen können nicht einfach über etliche Kilometer an einen anderen Standort transportiert werden.
Auch den Einkauf neuer Anlagen wird man in Wolfsburg nicht so einfach durchwinken. Schließlich geht es um Investitionen in Millionenhöhe und jedes Gerät, das unbenutzt in einer Halle steht, ist totes Kapital. Für ein Unternehmen, das Milliardenbeträge umsetzt, eigentlich ein überschaubares Risiko, aber in einer Zeit, in der die Nachwirkungen der Covid-19-Pandemie noch deutlich spürbar sind, wollen auch solche Investitionen gut überlegt sein und hängen von der Entwicklung der Märkte ab.
Herstellung in Handarbeit
Deswegen setzt man auf die klassische Manufaktur. Im Hauptsitz des tschechischen Herstellers in Mlada Boleslav hat der Zulieferer PEKM kurzerhand eine Halle angemietet und Angestellten aus der ursprünglichen Fabrik im ukrainischen Lwiw das Angebot unterbreitet, bei der Produktion zu helfen. Einige haben das Angebot angenommen und stellen jetzt Kabelbäume in Handarbeit her. Natürlich ist die Anzahl um ein Vielfaches geringer als beim Einsatz von Maschinen.
Liefen bisher bis zu 40.000 Kabelbäume in der Ukraine täglich vom Band, sind es jetzt maximal 900. Der Volkswagen-Konzern greift dennoch nach jedem Strohhalm und hat bereits 14 potenzielle Länder sowie 23 Standorte für das Spiegeln der Fertigung definiert. "Eine ähnliche Vorgehensweise - Duplizierung der Produktion von kritischen Teilen - prüfen wir quer durch unser Lieferantenportfolio und bieten unseren Partnern Unterstützung bei diesem Prozess an. Die realisierten Projekte in der Ukraine und Nordafrika dienen dabei als Blaupause", verdeutlicht Karsten Schnake.
Lieferketten regionalisieren
Auch wenn die Kabelbaumkrise ein vornehmlich europäisches Problem ist, hat sie dennoch gezeigt, wie volatil die Lieferketten sind. Darauf gibt es mehrere Antworten. BMW verteilt die Lieferlast auf mehrere Schultern beziehungsweise Regionen. Eine Vorgehensweise, die sich jetzt auszahlt.
"Unsere Sourcing-Strategie hat sich bewährt, vor allem auch in Krisensituationen wie den harten Lockdown-Zeiten aufgrund von Corona und auch bei den Halbleitern. Wir beziehen wichtige Komponenten wie zum Beispiel Kabelbäume schon immer aus mehreren Ländern, zum Teil auch aus der Ukraine. In der Folge sind nur wenige BMW-Group-Werke unseres Produktionsnetzwerks von den Auswirkungen betroffen gewesen", heißt es aus München.
"Lokal für lokal"
"Für unterschiedliche Rohstoffe, Halbzeuge und Zulieferprodukte wird auch über komplett veränderte Lieferketten nachgedacht. Der Gesichtspunkt 'lokal für lokal' rückt viel mehr in den Vordergrund. Wenn in China erneut eine Region für ein paar Wochen in den Lockdown geht, sollten die Werke der Zulieferer primär Werke der OEM in der Umgebung oder diesem Land beliefern und nicht Kunden in Europa oder den USA", sagt Ralf Walker.
Mercedes dreht bereits genau an diesen Stellschrauben und will in Zukunft mit den Zulieferern konkretere Vereinbarungen zu Lieferabnahmen treffen. Außerdem setzt man auf verlängerte Planungszyklen, auf den Aufbau von Sicherheitsbeständen an verschiedenen Stellen der Lieferkette und auf multiple Bezugsquellen, damit die Auswirkungen beim Ausfall eines Produktionsstandortes nicht so gravierend sind.
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Autoindustrie: Mit handgeknüpften Kabelbäumen gegen die Lieferkrise |
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Mit 700 ¤ im Monat lebst du hier in Deutschland halt auch weit unter Armutsniveau.
wie man hier sieht. An der falschen Stelle gespart und schon hat man sich selbst ins Knie...
Nimms nicht persönlich, aber auf irgend eine Antwort muss man ja selbst antworten. Und es...
Du hast im Fahrzeug verschiedene Potentiale. Darf nicht alles auf Karrosserie. Die auch...
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