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Autogipfel im Kanzleramt: Regierung will ein Verbrennerverbot light

Union und SPD sind für Elektroautos , wollen aber mehr Flexibilität für die Autoindustrie. Das Verbrennerverbot ist laut Merz "technisch nicht möglich" .
/ Friedhelm Greis , dpa
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Proteste gegen die Rücknahme des Verbrennerverbots vor dem Kanzleramt in Berlin (Bild: Lisi Niesner/Reuters)
Proteste gegen die Rücknahme des Verbrennerverbots vor dem Kanzleramt in Berlin Bild: Lisi Niesner/Reuters
Inhalt
  1. Autogipfel im Kanzleramt: Regierung will ein Verbrennerverbot light
  2. Autoindustrie forder schnelle Einigung zu Kaufanreizen

Die Bundesregierung will die kriselnde deutsche Autobranche stärker unterstützen: mit neuen Kaufanreizen für Elektroautos und flexibleren Übergängen zu emissionsfreien Antrieben. "2035 darf es keinen harten Schnitt geben. Und das ist auch technisch gar nicht möglich" , sagte Bundesanzler Friedrich Merz (CDU) nach einem Treffen mit Branchenvertretern am 9. Oktober 2025 in Berlin(öffnet im neuen Fenster) .

Merz ermutigte die Automobilindustrie und die Zulieferer in Deutschland, "in allen denkbaren Antriebstechnologien weiter zu forschen und zu entwickeln und dafür zu sorgen, dass wir auf unterschiedlichste Weise das Thema Klimaneutralität gemeinsam erreichen."

Zu dem Treffen waren Spitzenvertreter von Autoherstellern und Zulieferern, Verbänden und Gewerkschaft sowie aus Bundesländern mit Autostandorten eingeladen. Merz betonte, es gebe "ein strategisches Interesse" daran, eine wettbewerbsfähige, technologisch führende Autoindustrie in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zu erhalten und Wettbewerbsnachteile auszugleichen. Das sei zum Teil Aufgabe der Unternehmen, aber teilweise auch der Politik. Das klang bei früheren Autorunden im Kanzleramt ähnlich. Doch die Lage ist heikel.

Branche unter Druck

Die exportorientierte deutsche Autoindustrie mit 770.000 Beschäftigten und 540 Milliarden Euro Jahresumsatz steckt in einer schwierigen Phase. Die Branche hat mit einer Absatzflaute, wachsender Konkurrenz aus China und Problemen beim Wandel zur Elektromobilität zu kämpfen. Dazu kommen EU-Klimaschutzvorgaben für weniger CO 2 -Emissionen und Zölle für den US-Markt. Viele Firmen meldeten Gewinneinbrüche, fahren Sparkurse, streichen Stellen.

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) sprach von einer dramatischen Lage. Es müsse darum gehen, "dass das Auto aus Deutschland eine gute Zukunft hat" . Dabei sei deutlich geworden, dass niemand den Weg Richtung Elektromobilität infrage stelle.

Ein erstes Element lieferte der Finanzminister bereits drei Tage zuvor : Die Befreiung reiner E-Autos von der Kfz-Steuer soll bis 2035 verlängert werden. Im Markt gab es zuletzt Unklarheit, ob eine Befreiung auch für Neuzulassungen ab 2026 greift.

Kaufanreize – aber nicht für alle

Ein zweites Element präsentierte die Regierung nach einer nächtlichen Sitzung des Koalitionsausschusses direkt am Morgen: Kommen soll ein Förderprogramm besonders für Haushalte mit kleinen und mittleren Einkommen, um den Umstieg auf klimaneutrale Mobilität und emissionsfreie Fahrzeuge zu unterstützen.

Im Fokus steht auch der Umgang mit dem 2022 beschlossenen Ende für die Zulassung klimaschädlicher Fahrzeuge auf dem EU-Markt ab 2035, für das nun Überprüfungen anstehen. Die Koalition lag da zuletzt über Kreuz. Merz sagte nun, Elektroantriebe seien "die Hauptstraße, auf der gefahren wird."

Aber die Markteinführung brauche Zeit, und er ermutige die Branche, auch weitere Technologien für klimaneutrale Antriebe voranzutreiben. Und er wolle sich für mehr Flexibilität und Offenheit in der Regulierung starkmachen. Klingbeil erklärte: "Wir wollen nicht mit dem Kopf durch die Wand" . Pragmatismus sei nötig.

Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) kommentierte: "Wir haben heute nicht den Rückwärtsgang in die alte Verbrennerwelt eingelegt, sondern einen flexibleren, sozialeren Übergang in die neue Welt beschrieben."


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