Argument 4: Leben auf der Erde entwickelt sich früh = schnelle Entwicklung auch anderswo
Oberflächlich betrachtet scheint das ein recht gutes Argument zu sein. Denn Mikrofossilien und Mineralablagerungen weisen darauf hin, dass Leben auf der Erde sofort aktiv wurde, sobald die Konditionen lebensfreundlicher wurden.
Das dürfte nur einige hundert Millionen Jahre, nachdem sich die Magma-Oberfläche des Planeten abgekühlt und zur Erdkruste transformiert hatte, der Fall gewesen sein. Tatsächlich demonstriert das frühe Auftreten von Leben diesem Argument zufolge, dass die Abiogenese ein recht einfacher Prozess zu sein scheint. Folglich sollten wir also ein Universum erwarten, das nur so vor Leben wimmelt - oder?
Eher nein, denn die Erwartungen an einen Frühstart des Lebens überall, wo es möglich zu sein scheint, ist eine Fehlinterpretation dieses Arguments. Es handelt sich zudem einmal mehr um ein Problem der Statistik - und einen Fehler in der Logik. Um das zu verstehen, machen wir ein kleines Gedankenexperiment.
Nehmen wir 10 Millionen Personen. Jede von ihnen ist in einem Einzelraum eingeschlossen und kann auf keinem Wege mit den anderen 9.999.999 Gefangenen kommunizieren. Niemand weiß vom anderen und jeder geht aus seiner Perspektive davon aus, dass er oder sie entweder alleine oder einer von vielen ist.
Jeder Raum ist mit einer geschlossenen Tür ausgestattet. Jeder Gefangene erhält einen Dietrich, um das Schloss der Tür zu knacken. Dazu hat jeder 60 Sekunden Zeit; schafft jemand es nicht, das Schloss zu knacken, wird er getötet.
Der Countdown wird gestartet und jeder der 10 Millionen Gefangenen versucht zu entkommen, doch sie haben keine Vorstellung davon, wie schwer das Schloss zu knacken ist. Am Ende schafft nur ein einziges Testsubjekt, das Schloss zu öffnen. Wir nennen die Person Albert.
Albert weiß an diesem Punkt nicht, dass es 9.999.999 andere (fehlgeschlagene) Versuche gab, das Schloss zu knacken. Geht man zu ihm und fragt ihn, ob es schwierig gewesen sei, das Schloss zu öffnen, wird Albert antworten, dass er es gleich in den ersten 10 Sekunden geschafft hat.
Dabei hat er jedoch nur einen singulären Datenpunkt, mit dem er arbeiten kann: Aus seiner Perspektive war das Knacken des Schlosses ein Klacks. Würde man ihm jedoch die Wahrheit des Experimentes offenbaren, würde er seine Position neu bewerten und realisieren, dass das Schloss eher schwierig zu öffnen war.
In diesem Beispiel war jeder Raum ein Planet und jede gefangene Person eine chemische Brühe, eine Ursuppe. Jede Brühe hat vielleicht nur eine begrenzte Zeit, um Leben hervorzubringen, solange der Planet habitabel ist: Auf der Erde sind das vielleicht mehrere Milliarden Jahre, auf anderen Welten mag diese Zeitspanne deutlich kürzer oder auch länger sein - oder vielleicht sogar überhaupt nicht existieren.
Die Erde ist Albert - der Einzige, der es geschafft hat: Wir sind durch das Schlüsselloch gekommen, kennen aber weder die Anzahl der Versuche noch die Rate des Erfolgs oder Misserfolgs.
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Argument 3: Angepasste Lebewesen auf der Erde = Anpassung auch auf anderen Planeten | Glaube ist nicht gleich Wissen |
Das Problem ist, dass es zum einen Menschen gibt, die aktiv Füllmasse draufschmieren...
Andere Menschen mit dem gleichen zivilisatorischen und technischen Stand wie wir. Das...
Dem könnte man noch hinzufügen: Es gibt Theorien, nach denen sich das Leben an Plätzen...
Da diese ganzen chemischen und (quanten)-physikalischen Prozesse bereits vor Entstehung...