Hochwasser-Katastrophe: Telekom will Cell-Broadcast-Warnsystem aufbauen

Die Telekom befürwortet die Einführung eines Cell-Broadcast-Warnsystems in Deutschland. "Cell Broadcast, also die Warnung per SMS, muss ein Teil des Warnsystems sein. Wir können das System aufbauen" , schrieb Tim Höttges, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom, am 21. Juli 2021 auf der Karriereplattform Linkedin(öffnet im neuen Fenster) . An einer möglichen Ausschreibung des Bundes werde sich die Telekom selbstverständlich beteiligen. Zuvor hatte sich ein Telekom-Sprecher distanziert zu Cell Broadcast geäußert, die Aussage aber nun zurückgenommen.
Cell Broadcast ist als unidirektionaler Dienst im Katastrophenfall auch bei überlasteten Netzen verfügbar. In LTE-Netzen wird Cell Broadcast mit MME (Mobility Management Entity) erzeugt. In 5G-Netzen heißt die Mehrpunktverbindung AMF (Access and Mobility Management Function). Das 3G-Netz ist in Deutschland weitgehend abgeschaltet, doch BSC (Base Station Controller) in GSM-Netzen (2G) funktioniert weiter.
SMSCB, häufiger Cell Broadcast genannt, sind Eins-zu-viele-Nachrichten. Sie lassen sich in wenigen Sekunden für ein gesamtes Land oder begrenzt auf bestimmte Gebiete aussenden. Die Telefone müssen nicht in einem bestimmten Netz registriert sein, um diese Nachrichten zu empfangen. Alarme mit der höchsten Priorität lösen einen Alarm aus, auch wenn das Telefon stumm geschaltet ist. Außerdem haben solche Broadcasts im Gegensatz zu SMS und mobilem Internet einen reservierten Kanal, der auch dann funktioniert, wenn die Funkzellen mit vielen eingewählten Geräten und Nachrichten überlastet sind.
Vorsysteme sind nötig
Die Einführung erfordere Vorsysteme, betonte Höttges. Es muss ein Cell Broadcast Center implementiert werden, über das zielgerichtet der Versand von Warnmeldungen angestoßen werde. Zudem müsse das System gegen Angriffe geschützt werden, um den Versand falscher Meldungen zu vermeiden.
Höttges hatte am 20. Juli 2021 im Ahrtal Beschäftigten der Telekom für ihren Einsatz gedankt. Er kündigte auf Linkedin an, dass die Telekom eine Million Euro für die Opfer der Flutkatastrophe spenden wird. Eine Spendensumme in gleicher Höhe hatte zuvor Vodafone angekündigt.
Wichtigste Aufgabe der Telekom sei es nun, die Infrastruktur wieder ans Laufen zu bekommen, schrieb Höttges. Rund 90 Prozent der ursprünglich ausgefallenen Mobilfunkstandorte seien inzwischen wieder am Netz. Zerstörte Glasfaserleitungen seien an vielen Stellen durch Richtfunk ersetzt worden. Nach der Wiederherstellung der mobilen Grundversorgung werde es darauf ankommen, die bestehenden Kapazitäten deutlich zu erweitern. Es sei absehbar, dass der Wiederaufbau des Festnetzes mehrere Monate dauern werde. Viele Bewohner der betroffenen Gebiete würden dann auf Festnetz über Mobilfunk FWA - Fixed Wireless Access ausweichen.



