Ausbildung in der IT: "Was ist denn Python?"
Wenn Berufsschullehrer nichts über Python und Docker wissen, läuft es falsch. Ein Fachinformatiker spricht über seine sonderbare Ausbildung.

Die duale Berufsausbildung gehört zu den Dingen in Deutschland, die von anderen Ländern oft gelobt werden. Ein Wechsel aus betrieblicher Praxisarbeit und dem Besuch in einer Fachschule soll Azubis auch in der IT-Welt Wissen möglichst effizient vermitteln. Dustin Koch, Softwareentwickler bei Golem.de, hat diesen Weg eingeschlagen. Für ihn war er alles andere als wirklich lehrreich. Ein IT-Profi erzählt von seinen einprägsamsten Momenten und davon, was ihn in seiner Karriere bisher besonders genervt hat.
- Ausbildung in der IT: "Was ist denn Python?"
- Vom Nachrichtentechniker zum Anwendungsentwickler
Gerade die Berufsschule scheint Koch im Gedächtnis geblieben zu sein. Als Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung - zur damaligen Zeit in Ausbildung - ging er als Schüler an ein Berliner Oberstufenzentrum, welches viele verschiedene IT-Ausbildungsberufe abdeckt.
Darunter sind etwa auch die Ausrichtungen Fachinformatiker für Systemintegration und IT-Systemelektroniker. Allein das sollte ein gewisses Maß an Ausstattung mit Technik und an Fachwissen beim Lehrpersonal voraussetzen. Das war für ihn wohl nicht gegeben.
"Die Berufsschule, als technikfokussierte Schule, war mit Technik schlechter ausgestattet als meine Grundschule", sagt Koch im Interview. Er besuchte primär das Unterrichtsfach Anwendungssysteme, kurz AS, in dem Programmierkenntnisse vermittelt werden sollten. "Im ersten und dritten Lehrjahr war MySQL das Thema", berichtet Koch. "Das hat nichts mit Programmieren zu tun."
"Was ist denn Python?"
Aus seiner Sicht wurden die Prioritäten im wichtigsten Lehrfach falsch gesetzt. Klar seien Datenbanken ein wichtiger Bestandteil der Softwareentwicklung. Dass dieses Thema zwei von drei Lehrjahren einnehmen sollten, hielt Koch aber schon damals für eine schlechte Idee. In den drei Jahren Ausbildung wurden zumindest einige Programmiersprachen behandelt. Der primäre Fokus lag auf C# und Java.
Beides sind gern genutzte Programmiersprachen, um Menschen, die keine Erfahrung haben, das Konzept des Programmierens beizubringen. "Irgendwann haben wir den Lehrer dann gefragt, ob wir auch mal etwas behandeln könnten, das gerade aktuell genutzt wird, so etwas wie Python", sagt Koch. Zu seiner Überraschung antwortete der Lehrer darauf schlicht: "Was ist denn Python?"
Der Softwareentwickler erinnert sich noch an ein weiteres Beispiel: Um eine Hausarbeit plattformübergreifend bearbeiten zu können, setzte sich Koch einen Docker-Container auf und entwickelte darauf das eigene Programm. Nach Abgabe der Arbeit rief ihn sein Lehrer an und fragte: "Wie bekomme ich das Programm zum Laufen?"
"Ich verstehe schon: Die Ausbildung setzt genau da an, als ob du noch nie einen Computer gehabt oder gesehen hast", versucht sich Koch das offensichtlich fehlende Wissen der Lehrkräfte zu erklären. "Dass sie aber auch dort aufhört, ist absolut nicht in Ordnung", findet er. Es stellt sich die Frage, ob der Ansatz, Anfänger anzusprechen, in diesem Bereich wirklich sinnvoll ist.
Schließlich entscheiden sich viele Azubis bewusst für eine Karriere im Tech-Sektor. Koch war dort keine Ausnahme.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed
Vom Nachrichtentechniker zum Anwendungsentwickler |
- 1
- 2
Das heißt, um nicht als unqualifiziert dazustehen. Geld und so. Bei uns hat damals keiner...
Beispiel: hab vor ein paar Wochen ein kleines Tool in Python geschrieben, das nicht mehr...
Da reimst du dir ganz schön viel zusammen, bis du zu deinem "Argument" kommst. Niemand...
In der Berufsschule war es das nicht, im Betrieb allerdings sehr wohl. Da hatte ich echt...
Aber damit bestätigst du doch genau das, was ich zuvor meinte. Wenn jemand interessiert...
Kommentieren