Zum Hauptinhalt Zur Navigation

Ausbeuterisches Verhältnis: EU-Kommission ermittelt gegen SAP wegen Wartungsverträgen

Die Kommission vermutet bei Service und Wartung installierter ERP-Produkte ein "ausbeuterisches Verhalten" von SAP gegenüber Kunden. Der Konzern erwartet jedoch keine Geldstrafe.
/ Achim Sawall
2 Kommentare News folgen (öffnet im neuen Fenster)
Anwender auf dem DSAG-Jahreskongress 2025 (v.l.n.r): Michael Bloch, Hermann-Josef Haag, Thomas Henzler, Stephan Hüttmann (Bild: DSAG-Jahreskongress 2025)
Anwender auf dem DSAG-Jahreskongress 2025 (v.l.n.r): Michael Bloch, Hermann-Josef Haag, Thomas Henzler, Stephan Hüttmann Bild: DSAG-Jahreskongress 2025

Die Europäische Kommission hat ein Verfahren gegen SAP eingeleitet. Das gab die Wettbewerbsbehörde am 25. September 2025 bekannt(öffnet im neuen Fenster) . Gegenstand sind Teile der SAP-Richtlinien für Wartung und Support von On-Premise-Produkten im Bereich Enterprise Resource Planning (ERP).

Die Kommission befürchtet, dass SAP den Wettbewerb durch Drittanbieter von Wartungs- und Supportleistungen für SAPs On-Premise-ERP-Software eingeschränkt haben könnte. Weiter wird vermutet, dass die von SAP angewandten Praktiken ein "ausbeuterisches Verhalten gegenüber SAP-Kunden darstellen, das als unlautere Geschäftsbedingungen eingestuft werden könnte" .

Die Vorwürfe lauten im Einzelnen, dass SAP von seinen Kunden verlangt, Wartung und Support für ihre gesamte On-Premises-ERP-Software des Herstellers zu beziehen und dies in gleicher Art zu gleichen Preisen. SAP verhindere, dass Kunden dies für ungenutzte Softwarelizenzen kündigen, was dazu "führen kann, dass SAP-Kunden für unerwünschte Leistungen zahlen" .

Kündigung von Wartung und Support nicht möglich

Während der Laufzeit von On-Premises-ERP-Lizenzen sei eine Kündigung von Wartung und Support nicht möglich. SAP berechne Kunden, die nach einer Unterbrechung die Dienste wieder abonnieren, Gebühren für "Wiederherstellung und Nachwartung" . In einigen Fällen entsprächen diese Gebühren dem Betrag, den Kunden gezahlt hätten, wenn sie SAP die gesamte Zeit über treu geblieben wären.

Die Kommission befürchtet, dass SAP den Wettbewerb durch Drittanbieter von Wartungs- und Supportleistung für SAPs On-Premise-ERP-Software in Europa damit eingeschränkt haben könnte. Sie befürchtet zudem, dass die "Praktiken ein ausbeuterisches Verhalten gegenüber SAP-Kunden darstellen" , das als unlautere Geschäftsbedingungen eingestuft werden könnte.

SAP erklärte(öffnet im neuen Fenster) , dass die SAP-Richtlinien für Wartung und Support von On-Premise-Lösungen, "auf langjährigen Branchenstandards basieren und weltweit in der Softwareindustrie üblich sind" . Man stünde damit "vollständig mit den Wettbewerbsregeln im Einklang" . Man nehme die Bedenken der Kommission jedoch ernst und arbeite eng mit ihr zusammen, um eine Lösung zu finden. SAP hatte der EU-Kommission zuvor Zugeständnisse angeboten , um ein Verfahren zu vermeiden. Obwohl eine hohe Wettbewerbsstrafe drohen kann, ist sich SAP bereits sicher, dass materielle Auswirkungen auf die Finanzergebnisse "nicht erwartet" werden müssen.

Die deutschsprachige SAP-Anwendergruppe hat sich bisher zu dem Verfahren auf Anfrage von Golem nicht geäußert.


Relevante Themen