Aufnahmen des Kometen C/2022 E3: Und ich sehe ihn doch!

Da fliegt schon mal ein Komet relativ nah an der Erde vorbei - und dann ist es dauernd bewölkt. An einem klaren Wintermorgen habe ich aber meine Chance ergriffen und ein Bild gemacht, in drei pragmatischen Schritten.

Ein Erfahrungsbericht von Mario Keller veröffentlicht am
Für dieses Bild hat sich das frühe Aufstehen schon gelohnt, finde ich.
Für dieses Bild hat sich das frühe Aufstehen schon gelohnt, finde ich. (Bild: Mario Keller)

Eigentlich hatte ich mich sehr darauf gefreut, den Kometen C/2022 E3 (ZTF) zu beobachten. Wegen des Wetters war das aber bei mir - und überhaupt in den meisten Teilen Deutschlands - nicht gut möglich. Grund genug, sich den Wecker an einem der wenigen klaren Wintermorgen auf 4:30 Uhr zu stellen, um doch noch ein eigenes Bild des Kometen zu bekommen - zumal fast Neumond und somit der Himmel besonders dunkel ist.

Inhalt:
  1. Aufnahmen des Kometen C/2022 E3: Und ich sehe ihn doch!
  2. Die Aufnahmen und wie ich aus vielen Bildern eines mache
  3. Letzte Schritte zum Gesamtbild

Was das für ein Komet ist und wo, wann und wie man ihn am Himmel findet, haben wir bereits hier erklärt. Für ein Foto mit Teleskop oder Kamera mit Teleobjektiv ist aber ein wenig mehr Planung erforderlich.

Ich nutze dafür das Programm Stellarium auf meinem Computer. Die kostenlose Software für Linux, Mac und Windows kommt mit einigen praktischen Erweiterungen, die die Planung von Astrofotos vereinfachen.

  • Die Software Stellarium hilft bei der Planung von Astrofotos. (Bild: Mario Keller)
  • Das zu erwartende Bildfeld in Stellarium (Bild: Mario Keller)
  • Ich nutze ein Vespera-Teleskop und eine Systemkamera mit APS-C-Sensor und einem 300-mm-Teleobjektiv mit zusätzlichem 1,4-x-Tele-Konverter. (Bild: Mario Keller)
  • Hier werden in Stellarium die Kometendaten hinzugefügt. (Bild: Mario Keller)
  • Das Blink-Tool in Pixinsight (Bild: Mario Keller)
  • Kometen stacken in APP (Bild: Mario Keller)
  • Nach dem Stacken ist das Bild viel besser als vorher. (Bild: Mario Keller)
  • Zweites Gesamtbild, diesmal mit Ausrichtung auf die Sterne (Bild: Mario Keller)
  • Die Rohbilder bei Pixinsight sind komplett schwarz. (Bild: Mario Keller)
  • Das Stretching macht den Bildinhalt sichtbar. (Bild: Mario Keller)
  • Zuschneiden der Bilder (Bild: Mario Keller)
  • Starnet++ erzeugt aus einem Eingangsbild zwei Ausgangsbilder. (Bild: Mario Keller)
  • Das sind die fertigen Einzelbilder...
  • ... und das ist das zusammengesetzte Bild. (Bild: Mario Keller)
  • Und hier ist das Endergebnis. (Bild: Mario Keller)
Die Software Stellarium hilft bei der Planung von Astrofotos. (Bild: Mario Keller)

Man kann den Beobachtungsort festlegen, die Uhrzeit und vor allem die Daten des Teleskops beziehungsweise der Kamera. Das gibt schon mal eine Vorstellung, wie groß das Objekt später im Bild zu sehen sein wird.

Die Bilder 2 und 3 zeigen das zu erwartende Bildfeld mit dem Kometen mit einem Vespera-Teleskop von Vaonis (Test auf Golem.de) und mit einer Systemkamera mit APS-C-Sensor und einem 300-mm-Teleobjektiv mit zusätzlichem 1,4-x-Tele-Konverter.

  • Die Software Stellarium hilft bei der Planung von Astrofotos. (Bild: Mario Keller)
  • Das zu erwartende Bildfeld in Stellarium (Bild: Mario Keller)
  • Ich nutze ein Vespera-Teleskop und eine Systemkamera mit APS-C-Sensor und einem 300-mm-Teleobjektiv mit zusätzlichem 1,4-x-Tele-Konverter. (Bild: Mario Keller)
  • Hier werden in Stellarium die Kometendaten hinzugefügt. (Bild: Mario Keller)
  • Das Blink-Tool in Pixinsight (Bild: Mario Keller)
  • Kometen stacken in APP (Bild: Mario Keller)
  • Nach dem Stacken ist das Bild viel besser als vorher. (Bild: Mario Keller)
  • Zweites Gesamtbild, diesmal mit Ausrichtung auf die Sterne (Bild: Mario Keller)
  • Die Rohbilder bei Pixinsight sind komplett schwarz. (Bild: Mario Keller)
  • Das Stretching macht den Bildinhalt sichtbar. (Bild: Mario Keller)
  • Zuschneiden der Bilder (Bild: Mario Keller)
  • Starnet++ erzeugt aus einem Eingangsbild zwei Ausgangsbilder. (Bild: Mario Keller)
  • Das sind die fertigen Einzelbilder...
  • ... und das ist das zusammengesetzte Bild. (Bild: Mario Keller)
  • Und hier ist das Endergebnis. (Bild: Mario Keller)
Das zu erwartende Bildfeld in Stellarium (Bild: Mario Keller)

Das hilft bei der Entscheidung, welches Equipment für die Aufnahme geeignet ist. Allerdings muss das Programm die Bahn der Kometen und alle anderen wichtigen Daten erst einmal kennen. Das Bild unten zeigt, wie man über die Einstellungen des Programms Himmelskörper unseres Sonnensystems hinzufügen kann.

  • Die Software Stellarium hilft bei der Planung von Astrofotos. (Bild: Mario Keller)
  • Das zu erwartende Bildfeld in Stellarium (Bild: Mario Keller)
  • Ich nutze ein Vespera-Teleskop und eine Systemkamera mit APS-C-Sensor und einem 300-mm-Teleobjektiv mit zusätzlichem 1,4-x-Tele-Konverter. (Bild: Mario Keller)
  • Hier werden in Stellarium die Kometendaten hinzugefügt. (Bild: Mario Keller)
  • Das Blink-Tool in Pixinsight (Bild: Mario Keller)
  • Kometen stacken in APP (Bild: Mario Keller)
  • Nach dem Stacken ist das Bild viel besser als vorher. (Bild: Mario Keller)
  • Zweites Gesamtbild, diesmal mit Ausrichtung auf die Sterne (Bild: Mario Keller)
  • Die Rohbilder bei Pixinsight sind komplett schwarz. (Bild: Mario Keller)
  • Das Stretching macht den Bildinhalt sichtbar. (Bild: Mario Keller)
  • Zuschneiden der Bilder (Bild: Mario Keller)
  • Starnet++ erzeugt aus einem Eingangsbild zwei Ausgangsbilder. (Bild: Mario Keller)
  • Das sind die fertigen Einzelbilder...
  • ... und das ist das zusammengesetzte Bild. (Bild: Mario Keller)
  • Und hier ist das Endergebnis. (Bild: Mario Keller)
Hier werden in Stellarium die Kometendaten hinzugefügt. (Bild: Mario Keller)

Wenn man erst mal weiß, wo in den Tiefen der Konfiguration sich die Importfunktion verbirgt, ist der Rest schnell geschafft und über die Objektsuche kann man sich die Position des Kometen anzeigen lassen.

Wichtig werden später noch die in Bild 1 auf der linken Seite markierten Werte für die Rektaszensions- und Deklinationsachse. Denn je nachdem, welche Nachführung man für das Teleskop oder die Kamera verwendet, muss ihr das Ziel auch noch mitgeteilt werden.

Ich schreibe mir zur Sicherheit die Werte schon einmal auf. Aber Achtung: Diese Koordinaten verändern sich mit der Zeit langsam. Eigentlich ist das äquatoriale Koordinatensystem so definiert, dass die Rekt-/Dekl-Angaben unabhängig von Ort und Zeit auf der Erde überall gleich sind und sich somit Punkte am Himmel eindeutig bestimmen lassen. Das gilt allerdings nur, wenn die Objekte selbst ihre Position am Himmel nicht verändern.

Unser Komet hat aber eine Eigenbewegung relativ zu den fixen Sternen, daher ändert sich die Koordinate langsam über die Zeit. Es ist also sinnvoll, die aktuellen Werte erst kurz vor der Beobachtung abzufragen. Diese Eigenbewegung wird uns auch später bei der Bearbeitung der Bilder noch einmal beschäftigen.

Von wegen Mathe braucht man nie wieder

Wir wissen nun also, wann und wo unser Komet am Himmel zu finden ist. Mit dem Programm Stellarium haben wir auch schon eine ungefähre Vorstellung davon, wie klein beziehungsweise groß der Himmelskörper auf den Bildern zu sehen sein wird.

Da der Komet eine Eigenbewegung hat und somit über die Zeit der Aufnahmedauer seine Position im Bild relativ zu den Sternen verändern wird (wenn auch nur sehr langsam), muss die Aufnahmedauer pro Einzelbild recht kurz gehalten werden. Die Nachführung unserer Kamera beziehungsweise unseres Teleskops sorgt zwar dafür, dass die Erdrotation und damit die für uns wahrnehmbare Himmelsrotation ausgeglichen wird. Aber die Bewegung des Kometen können wir so nicht kompensieren.

Kurze Belichtungen sorgen dafür, dass er nicht gestreckt, sondern möglichst punktförmig abgebildet wird. Wie lange man maximal belichten sollte, kann man sich recht gut ausrechnen. Die Auflösung in Bogensekunden pro Pixel für die Kombination aus Kamera und Objektiv ist bekannt und findet sich auch in den Daten, die Stellarium für das Bildfeld einer Kamera beziehungsweise für ein Teleskop anzeigt (bei Bild 2 und Bild 3 unten rechts im Rahmen des Bildfeldes). Während einer Aufnahme sollte sich der Komet nicht weiter als ein halbes Pixel im Bild bewegen, damit er keine Unschärfe erzeugt, gegebenenfalls sogar etwas weniger.

Einen weiteren Wert liefert uns wieder Stellarium. Der momentane Wert für die stündliche Bewegung von 4 Bogenminuten und 43 Bogensekunden in Richtung 340° (Bild 1) entspricht einer Bewegung von 283 Bogensekunden pro Stunde, also circa 12 Sekunden für eine Bogensekunde. Mein Vespera-Teleskop hat mit dem IMX462-Sensor von Sony und 200 mm Brennweite eine Auflösung von circa 3 Bogensekunden pro Pixel (siehe Bild 2). Damit kommen wir auf 12 Sekunden/Bogensekunde mal 3 Bogensekunden/Pixel = 36 Sekunden/Pixel, also maximal 18 Sekunden Belichtungszeit für eine Bewegung von maximal einem halben Pixel.

Meine Fuji X-T30 mit 300-mm-Objektiv und einem 1,4-x-Telekonverter, die ich in Bild 3 als Referenz genommen habe, hat 1,8 Bogensekunden pro Pixel Auflösung und kommt so auf 21,6 Sekunden für eine Bewegung um ein Pixel, was die Belichtungszeit auf 10 Sekunden für ein halbes Pixel reduzieren würde.

Viele Einzelbilder für ein gutes Endergebnis

Da ich für umfangreiche Vorbereitungen nicht noch früher aufstehen möchte, habe ich mich für das Vespera-Teleskop entschieden. Das Bildfeld passt perfekt für den Kometen und die azimutale Montierung des Teleskops, die nur kurze Belichtungszeiten von 10 Sekunden zulässt, stört auch nicht, denn bei langen Belichtungszeiten macht sich die Eigenbewegung des Kometen in den Einzelbildern schon bemerkbar.

Das Aufstellen und Initialisieren des Teleskops ist innerhalb von zehn Minuten erledigt, inklusive Autofokuslauf. Allerdings stelle ich das Teleskop schon 20 Minuten vor dem Einschalten nach draußen, damit es sich an die Außentemperatur von -4° C zumindest ein wenig anpassen kann. Das sollte man auch mit anderen Teleskopen oder Kameralinsen machen, um temperaturbedingten Veränderungen am Fokus oder Taubeschlag vorzubeugen.

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Die Aufnahmen und wie ich aus vielen Bildern eines mache 
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