Astronomie: Planet zerstört sich selbst

Eine Forschungsgruppe(öffnet im neuen Fenster) hat in etwa 407 Lichtjahren Entfernung den 17 Millionen Jahre alten Stern HIP 67522 beobachtet. Dieser Stern wird von zwei Planeten umkreist und ist etwas größer, dafür aber ein wenig kühler als unsere Sonne. Der äußere Planet braucht ungefähr 15 Tage für eine Sternenumrundung, auf dem inneren Planeten dauert eine Umrundung nur sieben Tage. Und genau dieser innere Planet scheint bei seinem Stern Strahlungsausbrüche (Flares) auszulösen, indem er in sein Magnetfeld eintaucht.
"Anders als im Sonnensystem umkreisen diese Planeten ihren Stern so eng, dass sie dessen magnetische Feldlinien stören können" , teilt Ekaterina Ilin vom niederländischen Institut für Radioastronomie (Astron) mit(öffnet im neuen Fenster) . Diese enge Umlaufbahn kann Kurzschlüsse im stellaren Magnetfeld verursachen, die wiederum Energie in Form von Strahlungsausbrüchen freisetzen.
16 beobachtete Ausbrüche, immer an denselben Orten
Der Planet HIP 67522b ist etwa so groß wie der Jupiter, aber nur 0,05 Jupitermassen schwer. Er besitzt deswegen eine dünne, jedoch extrem aufgeblähte Atmosphäre. Die Forschungsgruppe beobachtete mehrere Transits des Planeten mit der Hilfe der Weltraumteleskope Cheops und Tess. Während dieser Vorbeizüge an seinem Mutterstern (aus Sicht der beobachtenden Teleskope) wurden zudem die Strahlenausbrüche des Sterns aufgezeichnet - insgesamt 16 beobachtete Flares.
Deren Ursprungsorte und Zeiten zeigten eine auffällige Häufung, bei denen sich elf Ausbrüche immer in der gleichen Phase des Planetentransits an der Sternenoberfläche ereigneten. Sie zeigten zudem immer fast genau auf den vorbeiziehenden Exoplaneten HIP67522b. Die Forschungsgruppe glaubt nicht an einen Zufall, sondern geht davon aus, dass der Planet selbst die Ursache für die Flares ist.
Die Ausbrüche entstehen, weil der Exoplanet wellenförmige Störungen in den Feldlinien des stellaren Magnetfelds beim Umkreisen seines Sterns erzeugt. "Die Energie dieser Flares ist dabei weit höher als die in den Magnetfeld-Wellen" , sagte Ilin. "Wir vermuten, dass diese Wellen Explosionen auslösen, die sich schon länger angebahnt haben." Zu dieser Schlussfolgerung kommt das Team aufgrund von durchgeführten Computermodellen.
Planet zerstört sich selbst
Dabei erlebt HIP 67522b eine sechsmal höhere Flare-Rate als ohne seine Mitwirkung, und dadurch werden immer wieder große Teile seiner ohnehin schon dünnen, aufgeblähten Gashülle in den Weltraum hinausgerissen. Seine Atmosphäre dünnt dabei beständig aus und das in einem rasanten Tempo: Die Lebenszeit von HIP 67522b wird von ungefähr einer Milliarde Jahre auf bis zu 400 bis 700 Millionen Jahre verkürzt. Der Planet zerstört sich damit selbst. In den nächsten circa 100 Millionen Jahren wird HIP 67522b deswegen von einem Gasriesen mit Jupitergröße zu einem nur noch neptungroßen Planeten schrumpfen.
Damit ist dies das erste Duo aus Stern und Planet, das solche Strahlungsausbrüche verursacht. Die Forschungsgruppe fordert weitere Beobachtungsphasen in unterschiedlichen Wellenlängenbereichen. Dadurch soll geklärt werden, wie Strahlung und Energie bei den Flares freigesetzt werden. Außerdem hofft das Team, dass weitere solcher Sternensysteme aufgespürt werden, um mehr über diesen Vorgang zu lernen.
Zur Studie
Die Studie wurde am 2. Juli 2025 in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht: Close-in planet induces flares on its host star(öffnet im neuen Fenster) (Naher Planet löst Flares auf seinem Mutterstern aus).



