Viele Daten, aber wenige Details
Das Event Horizon Telescope macht keine Fotos, sondern nimmt Messungen zur Bestimmung spezieller Muster vor, die ein Bild haben könnte. Am Ende muss durch Simulationen und statistische Auswertungen entschieden werden, welche Bilder am ehesten mit den gemessenen Daten übereinstimmen könnten. Die Details des Verfahrens beschrieb Golem.de 2019. Das Verfahren ist umso schwerer mit schwächeren Signalen und einem schnell veränderlichen Signal des heißen Gases im Orbit um das schwarze Loch.
Besonders bei schwächeren Details in den Bildern des schwarzen Lochs, wie der Verteilung hellerer Flächen auf dem Ring, ist Vorsicht geboten. Es gibt viele mögliche Bilder mit unterschiedlichen Flecken, die alle mit den gemessenen Daten vereinbar sind. Anders ist es bei der allgemeinen Form und den Ausmaßen des Rings.
Aus der Form wissen wir, dass wir im rechten Winkel auf die Gaswolken schauen, die das schwarze Loch gegen den Uhrzeigersinn umkreisen - was beides bislang nicht bekannt war. Der Durchmesser der dunklen inneren Fläche entspricht mit 50 Mikrobogensekunden genau den Erwartungen aus der Massebestimmung und früheren Beobachtungen mit nur zwei oder drei Radioteleskopen, die noch zu wenige Daten für irgendeine Form von Bildgebung lieferten.
Dieser Durchmesser ist außerordentlich klein. Um den Ring um Sgr A* von der Erdoberfläche mit einem normalen Teleskop sehen zu können, müsste er 10.000-mal so groß sein. Auch das James Webb Telescope hat mit seinem 6,5 Meter großen Spiegel keine Chance. Für ein ähnlich gutes Bild wie vom Event Horizon Telescope müsste der Spiegel eher 6,5 Kilometer groß sein.
Die Beobachtung ist wissenschaftlicher Alltag
Insgesamt steht in den sechs Arbeiten mit den veröffentlichten wissenschaftlichen Ergebnissen wenig Neues oder Überraschendes, auch wenn auf Grundlage der Daten nun einige Möglichkeiten zur physikalischen Modellierung der Plasmawolken um das schwarze Loch ausgeschlossen werden können. Die Messgenauigkeit ist wegen der schwierigen Beobachtungsbedingungen für viele Untersuchungen nicht ausreichend. Was präsentiert wurde, ist Wissenschaftsalltag, keine wissenschaftliche Sensation.
Die erst vor einem Monat abgeschlossene neue Beobachtungskampagne mit dem EHT soll in einigen Jahren bessere Daten liefern, die auch zeitliche Veränderungen um das schwarze Loch beobachtbar machen sollen und so vielleicht Erklärungsansätze für die immer wieder auftretenden Flares des schwarzen Lochs liefern, also kurzzeitig auftretender höherer Helligkeit. Die Arbeit an der Auswertung der Daten aus dem Jahr 2017 bildet die unabdingbare Grundlage zur Auswertung dieser und weiterer Beobachtungen mit weltweit verteilten Radioteleskopen.
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Astronomie: Bilder vom schwarzen Loch im Zentrum der Milchstraße |
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Nochmal danke, irgendwie hatte ich r² im Kopf und nicht r³. Was ja eigentlich...
Danke für den Link! Das mit Temperatur-Kontrolliert wusste ich schon, aber der Link geht...