Astronomie: Auf der Suche nach außerirdischer Luftverschmutzung
Gibt es Leben anderswo als auf der Erde? Diese Frage beschäftigt Weltraumforscher seit Jahrzehnten. US-Astronomen wollen nach einem neuen Anhaltspunkt Ausschau halten: nach Luftverschmutzung.

Astronomen aus den USA wollen mit einer neuen Methode außerirdischem Leben auf die Spur kommen: Sie planen, per Teleskop nicht nur nach sogenannten Biomarkern zu suchen, also nach den Gasen in der Atmosphäre eines Planeten, die auf die Existenz von Leben hindeuten. Sondern nach Luftverschmutzung.
Dabei geht es um die Suche nach intelligentem Leben - die weit weniger vielversprechend ist als die nach Algen, Bakterien, Pflanzen oder Ähnlichem. Es ist unbekannt, wie häufig intelligentes Leben ist. Die Erde kam fast die gesamte Zeit ihrer Existenz ohne Intelligenz aus - auch, als es längst Leben gab. Menschen sind eine relativ neue und kurzfristige Erweiterung des irdischen Inventars und intelligentes Leben ist nicht zwangsläufig die Folge der Existenz von Leben an sich. Zudem ist es viel schwieriger, nach intelligenten Lebewesen zu suchen. Wir können fremde Planeten nicht direkt sehen, und selbst wenn das in den nächsten Jahren möglich werden sollte, werden kaum mehr als schwache Lichtpunkte zu beobachten sein, Satellitenbilder von fremden Kontinenten voller Alien-Städte wird es nicht geben. Seti, die Suche nach außerirdischer Intelligenz, hat sich hauptsächlich darauf beschränkt, nach zielgerichteten Botschaften von Aliens zu suchen.
Auch Aliens produzieren Abgase
Um sie auf diese Weise finden zu können, müssten die intelligenten Aliens also nicht nur existieren, sie müssten auch aktiv auf sich aufmerksam machen wollen. Henry Lin vom Harvard College und seine Kollegen haben sich deshalb überlegt, wonach wir suchen müssen, wenn wir davon ausgehen, dass die Außerirdischen normale Leute sind wie wir - also Umweltverschmutzer (Detecting industrial pollution in the atmospheres of earth-like exoplanets).
Wir Menschen haben die Atmosphäre unseres Planeten stark beeinflusst und das könnte auf anderen Planeten mit einer entsprechenden Zivilisation ebenso sein. Lin und seine Kollegen schlagen vor, dass man nach den Abfallprodukten dieser Zivilisation suchen könnte. Nicht unbedingt nach Gasen wie Methan oder Stickoxiden, denn die können auch natürlich produziert werden, sondern zum Beispiel nach Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKWs). Diese speziellen Gase entstehen nicht von selbst und verschwinden wieder, wenn sie nicht laufend nachproduziert werden. Es gibt FCKWs, die nur wenige Jahrzehnte überleben. Wenn man die in der Atmosphäre eines anderen Planeten findet, ist das ein eindeutiges Indiz für eine aktive Zivilisation. Es gibt aber auch FCKWs, die einige zehntausend Jahre überleben können und die mit viel höherer Wahrscheinlichkeit zu finden sein werden.
Als Ziel für die Suche schlagen die Forscher Planeten vor, die weiße Zwerge umkreisen. Das sind eigentlich Sterne, die schon längst tot sind - trotzdem kann es dort Planeten geben, und die Bedingungen für Leben sind erstaunlich gut. Prinzipiell sollte die Suche aber bei allen potentiell bewohnbaren Planeten möglich sein.
Die Suche nach Trichlorfluormethan und Tetrafluormethan
Das Instrument, mit dem die Autoren auf die Suche gehen wollen, ist das noch nicht existierende JWST (James-Webb-Space-Telescope), der Nachfolger des Hubble-Weltraumteleskops. Damit kann man auf die Suche nach Trichlorfluormethan und Tetrafluormethan gehen; beides Kältemittel, die auch bei uns eingesetzt werden. Sind sie in ausreichender Konzentration in der Atmosphäre anderer Planeten vorhanden, ist es technisch möglich, sie aufzuspüren.
Wesentlich leichter sind die klassischen Biomarker wie zum Beispiel Methan, Stickoxide und Ozon zu finden. Hier muss JWST nur wenige Stunden belichten, um einen Nachweis erbringen zu können. Die Autoren schlagen vor, zuerst nach diesen zu suchen und in erfolgreichen Fällen anschließend auf die Suche nach Luftverschmutzung zu gehen.
Wie erfolgreich diese Strategie sein wird, ist ungewiss. Besonders aufwendig ist sie jedenfalls nicht, da Astronomen die Atmosphären von Exoplaneten ohnehin untersuchen werden, sobald die Teleskope der nächsten Generation fertig sind. Und wenn sie schon dabei sind, können sie gleich auch nach außerirdischer Luftverschmutzung Ausschau halten. Wer weiß, was sich finden lässt ...
Florian Freistetter promovierte am Institut für Astronomie der Universität Wien und hat danach an der Sternwarte der Universität Jena und dem Astronomischen Rechen-Institut in Heidelberg als Astronom gearbeitet. Zurzeit lebt er in Jena, bloggt auf scienceblogs.de über Wissenschaft und schreibt Bücher.
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Dann hätten Sie mit Sicherheit wege und mittel um die Atmosphäre zu Reinigen.
Die militaerische Denkweise ist folgende: Wenn wir die anderen entdecken konnten, muessen...
Dann sind Biber und Bienen auch intelligent. Sie erschaffen auch Dinge, die in der Natur...