Astrofotografie: Der Himmel so nah

Hier wird das Techie-Herz erwärmt: Diese Serie ist für alle von euch, die sich jeden Tag eine kleine Auszeit von der Weltlage wünschen. Es gibt täglich eine Geschichte für euch - neu oder aus unserem Archiv, aber auf jeden Fall geeignet für ein wenig fröhlichen Eskapismus. Viel Spaß!
Die Idee, den Blick in den Nachthimmel zu richten und die Sterne zu beobachten, ist wohl so alt wie die Menschheit selbst und hat ihre Faszination über die Zeit kaum verloren. Auch wenn es heute deutlich schwieriger ist, mit bloßem Auge viele Details zu erkennen, da vor allem in großen Städten die Lichtverschmutzung so stark ist, dass gerade einmal die hellsten Sterne und eventuell Planeten wie Mars, Jupiter, Saturn oder Venus erkennbar sind.
Ich bin alt genug, die Milchstraße vor 30 bis 40 Jahren ohne Hilfsmittel im Sommer beobachtet haben zu können, und jung genug, mich daran noch zu erinnern. So war es nur logisch, dass ich meine Kamera ohne großes Vorwissen im Oktober 2017 in den Himmel richtete, um eventuell den einen oder anderen Meteor des Orioniden-Schauers auf ein Bild zu bannen.
Meine Kamera war eine gute APS-C-Systemkamera mit Wechselobjektiven. Die hatte ich mir gekauft, nachdem ich mich einige Jahre mit der Kamera meines Smartphones und einer einfachen Point-and-Shoot-Kamera begnügt und dann doch den Wunsch gehabt hatte, wieder tiefer in die Fotografie einzusteigen. Anfangs hatte ich noch das Kit-Objektiv mit 18-55 mm Brennweite.
Unzählige Sterne
Einen Meteor habe ich zwar nicht erwischt, aber die unglaubliche Anzahl an Sternen, die ich bei 15 Sekunden Belichtungszeit nur mit meinem Objektiv und einem Stativ auf dem Bild sehen konnte, überraschte mich. Das war kein Vergleich zu dem, was ich mit bloßem Auge sehen konnte.







Die Aufnahme ist alles andere als gut. Wolken und der Lichtkegel der nahegelegenen Stadt sind leider ziemlich stark zu sehen. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen war der Funke gezündet. Vielleicht ist das einer der Gründe dafür, dass die Astrofotografie immer mehr Menschen begeistert, macht sie doch sichtbar, was mit bloßem Auge nicht (mehr) zu erkennen ist. Außerdem ist es ein Hobby, das man mit großem Abstand zu anderen Menschen und menschlichen Behausungen betreibt, was in der aktuellen Zeit sicher nicht der schlechteste Ansatz ist.
Bei mir dauerte es aber noch eine Weile, bis mir das Bild 2019 wieder in die Finger beziehungsweise auf den Monitor kam. Damals hatte es mich arbeitsbedingt an den Bodensee verschlagen und meine Fotoausrüstung war um ein 50-230-mm-Zoom-Objektiv gewachsen.
Die ersten Versuche mit größerer Brennweite waren aber recht ernüchternd, konnte ich doch nur mit sehr kurzen Belichtungszeiten arbeiten. Also setze ich mich an einem freien Nachmittag ins Auto und fuhr die 150 Kilometer von Immenstaad nach Landsberg am Lech in einen Laden für Astronomiebedarf und kaufte mir kurzerhand einen Star-Tracker.
Mit Star-Tracker geht es schon besser
Damit ging es dann schon besser und wie es der Zufall wollte, war es wieder das Sternbild Orion, das ich ins Visier genommen hatte.







Nachdem ich dann mit dem vollen 230-mm-Zoom, dem Star-Tracker und einer ganzen Serie von Bildern zu einem für mich überraschend guten Bild vom Orion-Nebel gekommen war, war es um mich geschehen und die Equipment-Käufe nahmen unaufhaltsam zu. Aber das heben wir uns für einen anderen Artikel auf. Auch ohne großes Spezialequipment ist der Einstieg in das Hobby Astrofotografie problemlos möglich.







Astrofotografie wird laut Wikipedia so definiert(öffnet im neuen Fenster) : "Die Astrofotografie umfasst jene Methoden der Fotografie, mit denen Sterne, Planeten, Nebel und andere Himmelskörper im sichtbaren Licht abgebildet und dauerhaft auf verschiedenen Medien (chemisch oder elektronisch) gespeichert werden." Also Bilder vom Nachthimmel im weitesten Sinne.
Das klingt erstmal nicht kompliziert. Richtet man seine Kamera (etwa ein Smartphone) nach oben und macht ein Foto, ist das aber eher enttäuschend, denn das Ergebnis wird nicht im Entferntesten dem entsprechen, was aus Publikationen von Astronomen oder dem Hubble-Teleskop bekannt ist. So unkompliziert ist also dann doch nicht. Bevor wir uns damit beschäftigen, wie wir bessere Ergebnisse erzielen, ist es gut, erst einmal zu schauen, welchen Rahmen uns die Physik so setzt.
Was Hobby-Astrofotografen über Physik wissen müssen
Kameras, egal ob analog per Film oder digital über einen Sensor, fangen Photonen einer Lichtquelle ein und erzeugen damit ein fotografisches Abbild der Umwelt, basierend auf direkt emittiertem oder indirekt reflektiertem Licht. Je weniger Licht vorhanden ist, desto empfindlicher müssen Sensor oder Film sein - oder es muss länger belichtet werden.
Es hilft natürlich auch, wenn die Öffnung des Objektivs möglichst groß ist, um mehr Licht einzufangen. Hier unterscheidet sich die Astrofotografie nicht großartig von der normalen Fotografie, nur dass per se weniger Licht zur Verfügung steht.
Die Bewegung der Erde berücksichtigen
Auch die Himmelsphysik ist für unser Vorhaben, Bilder des Nachthimmels zu machen, von nicht unerheblicher Bedeutung. Im Wesentlichen gibt es (neben vielen anderen Faktoren) hier zwei Bewegungen zu berücksichtigen. Zum einen die Bewegung der Erde um die Sonne.
Da die Nachtseite der Erde immer von der Sonne weg zeigt, schauen wir je nach Jahreszeit und damit je nach der Position der Erde auf der Bahn um die Sonne in eine andere Richtung aus unserem Sonnensystem heraus. Somit bestimmt die Jahreszeit, was wir am Himmel sehen können. Auch unsere Position auf der Erde hat dabei einen Einfluss. So gibt es Teile des Himmels, die nur auf der Nordhalbkugel, und andere, die nur auf der Südhalbkugel zu sehen sind.
Zum anderen spielt die Rotation der Erde um die eigene Achse eine Rolle. Durch diese Rotation scheinen sich die Sterne am Himmel auf einer Kreisbahn zu bewegen, auch wenn es eigentlich die Erde ist, die sich dreht. Auf der Nordhalbkugel ist das Zentrum dieser Himmelsbewegung der Polarstern (zumindest fast)
Diese Sternenbewegung ist eine der Herausforderungen, die es zu meistern gilt, wenn wir den Nachthimmel einfangen wollen. Eine der oben beschriebenen Möglichkeiten, mehr Licht einzufangen, ist es, die Aufnahme länger zu belichten. Aber abhängig von der Brennweite des Objektivs und somit der Vergrößerung unseres optischen Systems sorgt die Sternenbewegung dafür, dass die Sterne Strichspuren auf der Aufnahme bilden, wenn die Belichtungszeit zu lang ist.







Das mag zwar auch sehr schön aussehen und als gestalterisches Mittel in der Fotografie dienen, aber Details des Nachthimmels erkennt man so leider nicht.
Eine einfache Formel für die Belichtungszeit
Es gibt sehr genaue und komplexe Formeln, um die Belichtungszeit so zu bestimmen, dass die Sterne noch punktförmig bleiben. Aber für den Anfang reicht auch eine einfache Faustformel, die sogenannte Rule 500. Man teilt die Zahl 500 durch die Brennweite des eingesetzten Objektivs und erhält so die Sekunden, die man maximal belichten kann. Zu beachten ist, dass sich das auf Kameras mit Vollformat (24 x 36 Millimeter-Sensor/Film) bezieht. Besitzer einer Kamera mit kleinerem Sensor müssen den Crop-Faktor der Kamera mit einbeziehen.
Beispiel 1: Vollformat-Kamera, 35-Millimeter-Objektiv - 500/35 = 17,5 Sekunden also ~ 15 Sekunden mit etwas Puffer.
Beispiel 2: APS-C-Kamera (Crop-Faktor 1,5) und 14 Millimeter Weitwinkel - 500/14 = 35,7, 35,7/1,5 = 23,8 Sekunden ~ 20 Sekunden mit Puffer.
Damit sind wir auch schon mittendrin in der Frage, welche Ausrüstung man benötigt. Und wie so oft lautet die Antwort: Das hängt ganz davon ab - in dem Fall davon, was man genau fotografieren möchte. Erste Aufnahmen sind bereits mit einem Stativ, einer Kamera mit manuellem Modus und einem Objektiv, das man idealerweise manuell scharfstellen kann, möglich.
Je kürzer die Brennweite des Objektivs, desto einfacher ist das Ganze. Allerdings bekommt man so einen sehr großen Bereich des Himmels abgebildet und somit werden gerade die spannenden Details nicht zu sehen sein. Wer mit größerer Brennweite arbeiten will, wird kürzere Belichtungszeiten benötigen. Aber auch wenn man den ISO-Wert der Kamera (und somit die Empfindlichkeit) immer höher stellen kann, um die geringere Lichtmenge zu kompensieren, entsteht dadurch auch mehr Rauschen im Bild. Also Bildfehler, die durch die extreme Verstärkung des gemessenen Lichtsignals im Sensor entstehen. Die Physik lässt sich da leider nicht überlisten.
Es gibt zwei Möglichkeiten, dem zu begegnen, die für bessere Ergebnisse auch kombinierbar sind.
Bessere Ergebnisse erzielen
Die einfachste Möglichkeit ist es, mehr als nur ein Bild zu machen. Man wählt die Belichtungszeit so kurz, dass die Sterne punktförmig bleiben, und macht dann eine Serie von Aufnahmen. Dabei kann man zwischen den Aufnahmen die Kamera auch manuell neu ausrichten, um die Himmelsbewegung auszugleichen, so dass die einzelnen Aufnahmen einen möglichst gleichen Ausschnitt des Himmels abbilden.
Diese Aufnahmen können dann mit Hilfe eines Verfahrens, das man Stacking nennt, per Software zu einem Gesamtbild verrechnet werden. Die Belichtungszeit (auch Integrationszeit genannt) des errechneten Bildes entspricht dann der Summe der Einzelbelichtungszeiten. Der Aufwand und die Rechenzeit steigen natürlich mit der Zahl der Aufnahmen. 600 Einzelbilder von je einer Sekunde entsprechen somit einer Einzelbelichtung von 10 Minuten.
Das klingt lang, ist aber in der Astrofotografie eher wenig. Es gilt: Je mehr Licht, desto besser - und so sind Integrationszeiten von mehreren Stunden oder gar Tagen (mit mehreren Aufnahmesessions in verschiedenen Nächten) keine Seltenheit.
Bewegung der Sterne kompensieren
Eine weitere Möglichkeit ist es, die Bewegung der Sterne am Himmel während der Belichtung zu kompensieren. Das erfolgt bei Kameras mit einem Objektiv über einen sogenannten Star-Tracker, bei Teleskopen spricht man hier von einer Montierung. Die Grundidee dahinter ist, dass man die Kamera samt Objektiv - oder das Teleskop - um eine Achse rotiert, die in Richtung und Winkel der Erdachse entspricht - und das mit einer Geschwindigkeit von 24 Stunden für eine volle Umdrehung.
Diese Nachführung sorgt dann dafür, dass während der Aufnahme das Objekt im Bild an der gleichen Stelle bleibt und man somit länger belichten kann. Je nach Genauigkeit des verwendeten Systems können so auch mehrere Minuten Belichtungszeit erreicht werden.
Kombiniert man nun beide Methoden, dann kommen wir auch mit längeren Brennweiten so langsam an einen Punkt, wo die Bilder dem entsprechen, was wir mit Astrofotos assoziieren.
Wie Star-Tracker helfen
Auch wenn es problemlos möglich ist, eine beliebige Menge Geld in Ausrüstung zu investieren, ist der Einstieg in die Deepsky-Fotografie, also das Erstellen von Bildern von Objekten wie Nebeln und Galaxien, auch deutlich günstiger möglich. Einfache Star-Tracker wie der Omegon Minitrack LX2 oder LX3 (neueres, verbessertes Modell) sind bereits für unter 200 Euro zu haben und erzielen mit Objektiven bis 150 mm oder 200 mm Brennweite schon sehr gute Ergebnisse.
Alle Star-Tracker, egal ob per Motor oder mechanisch nachgeführt, haben eine Gemeinsamkeit: Sie Bewegen nur eine Achse - eben diejenige, die parallel zur Erdachse ausgerichtet werden muss. Die Kamera und damit das Objektiv müssen von Hand auf das entsprechende Objekt am Himmel ausgerichtet werden. Das erfordert einige Erfahrung und Übung, vor allem bei Objekten, die man mit bloßem Auge oder auch auf Einzelaufnahmen gar nicht oder kaum erkennen kann.
Motorisierte astronomische Montierungen bewegen dagegen zwei Achsen und sind je nach Modell mit einer Goto-Steuerung ausgestattet. Einmal korrekt ausgerichtet und kalibriert, können sie aus einer eingebauten Datenbank beliebige Objekte am Himmel anfahren und im Blickfeld halten. Das hilft bei visueller Beobachtung und vor allem bei der Fotografie. Es gibt noch viele weitere Methoden, die Genauigkeit zu verbessern, die aber den Rahmen des Artikels sprengen würden.
Vermutlich ist es Fluch und Segen gleichermaßen, dass dieses Hobby ein so großes und breites Lernfeld bietet - ob bei der Physik mit Optik und Himmelsmechanik, Technik, Bildbearbeitung oder Planung. Auch Geduld muss geübt werden. Klare Nächte sind in unseren Breiten nicht so häufig, wie wir uns das wünschen, und nicht in jeder klaren Nacht hat man auch die Zeit, seinem Hobby nachzugehen. Gerade weil so viele verschiedene Aspekte eine Rolle spielen, ist es gut, wenn der Einstieg schrittweise erfolgt und man Zeit hat, sich mit Neuem auseinanderzusetzen und Erfahrungen zu sammeln.
Wer diesen Artikel jetzt tapfer bis hierher gelesen hat soll nun mit praktischen Tipps für den einfachen Einstieg belohnt werden.
Tipps für den Einstieg in die Astrofotografie
Bevor wir die Kamera auf ein Stativ schrauben oder das Teleskop aus dem Keller holen, müssen wir erstmal wissen, was wir genau fotografieren wollen.
Eine kostenlose und sehr gute Software für die Planung dafür ist Stellarium(öffnet im neuen Fenster) . Entweder direkt via Browser oder als Programm für alle gängigen Betriebssystem bietet sie eine einfach zu bedienende Übersicht über den Nachthimmel. Man legt seinen Standort fest, gibt Datum und Uhrzeit ein und schaut sich an, was der Himmel so zu bieten hat.
Wer es noch genauer mag, kann Kamera, Objektiv und Teleskopdaten eingeben und so etwa den Ausschnitt des Himmels sehen, den man einfangen kann. Auch diverse Apps für iOS und Android (Sky Guide, Universe2Go), die auch Lage und GPS-Daten des Telefons verwenden, um auf dem Display abzubilden, worauf das Telefon am Himmel gerade zeigt, sind hilfreich, um vor Ort das Objekt der fotografischen Begierde zu finden. Auch deutlich umfangreichere und komplexere Apps wie Photopills ermöglichen eine sehr detaillierte Planung von Aufnahmen.
Wenn man nicht gerade den Mond fotografieren will, dann sind mondlose Nächte oder Zeiten nach Untergang oder vor Aufgang des Mondes am besten geeignet. Zur Not geht auch ein Motiv, das möglichst weit vom Mond am Himmel entfernt ist. Allerdings führt die extreme Helligkeit des Mondes schon zu ziemlichen Einschränkungen.
Ob das Wetter überhaupt mitspielt und wann Sonne und Mond jeweils auf- und untergehen, kann sehr gut über die App oder Webseite Clearoutside (öffnet im neuen Fenster) ermittelt werden.
Die Einstellungen der Kamera (wir gehen hier mal davon aus, dass eine digitale Kamera eingesetzt wird) sind für den Erfolg entscheidend und es gibt einige Dinge, die für alle Aufnahmen gelten.
1) Der ISO-Wert, also die Empfindlichkeit des Sensors, sollte nicht zu hoch eingestellt werden (nicht größer als 800 oder 1600), da je nach Kamera und Sensor die Bilder schon recht verrauscht werden können. Hier hilft Ausprobieren, was bei der eigenen Kamera am besten funktioniert. Es lohnt sich aber dennoch, den ISO-Wert auch einmal sehr hoch einzustellen. Gerade, wenn man recht lichtschwache Objekte hat, sind die auf dem Vorschaubild der Kamera recht gut zu erkennen und man sieht, ob der Bildausschnitt passt.
2) Den automatischen Weißabgleich ausschalten. Vor allem, wenn man mehrere Bilder macht, die dann verrechnet werden sollen, ist das wichtig. Die Farben können später bei der Bildbearbeitung wieder korrigiert werden.
3) Manuell fokussieren. Autofokus funktioniert nur in wenigen Ausnahmefällen. Daher ist es wichtig, dass die Kamera die Möglichkeit bietet, den Fokus selbst einzustellen. Gut sind hier Objektive, die ohnehin manuell zu fokussieren sind, da diese darauf ausgelegt sind. Bei Autofokus-Objektiven ist das teilweise etwas schwieriger.
4) Die Blende des Objektivs möglichst weit öffnen (also einen möglichst kleinen Blendenwert einstellen), damit möglichst viel Licht eingefangen wird. Bei einigen Objektiven kann es sinnvoll sein, ein oder zwei Blendenstufen höher zu nutzen, da dann das Bild insgesamt schärfer wird.
5) Die Kamera immer auf ein Stativ setzen und darauf achten, dass dieses stabil steht. Selbst leichter Wind kann schon für genug Bewegung sorgen, um das Bild unscharf werden zu lassen. Bei Spiegelreflexkameras kann man die Spiegelvorauslösung aktivieren, um ein Verwackeln zu vermeiden.
Auch hilfreich ist es, sich im Hellen schon mit den wichtigsten Bedienungselementen der Kamera vertraut zu machen und zu wissen, welche Einstellungen man wo vornehmen muss. Das erspart frustriertes Suchen im Dunkeln. Je besser man seine Kamera kennt, desto einfacher gelingen die Einstellungen auch im Dunkeln.
Nach diesen allgemeinen Regeln hier nun drei einfache Anwendungen, mit denen man die ersten Versuche wagen kann
Drei erste Setups für die Astrofotografie
Sternenspuren oder Star Trails sind die vermutlich einfachste Form, Sterne auf ein Bild zu bannen. Hier ist die Bewegung des Nachthimmels Teil des Bildes und die Einstellungen der Kamera sind recht einfach.
1) Belichtungszeit zwischen 30 Sekunden und mehreren Minuten. Hier muss man probieren, was in der jeweiligen Situation am besten funktioniert, da die Helligkeit der Umgebung einen sehr starken Einfluss hat und man nicht möchte, dass Teile des Bildes überbelichtet werden.
2) Der ISO-Wert kann recht niedrig eingestellt werden (zum Beispiel 400 bis 800), da wir lange belichten. Somit vermeiden wir ein zu starkes Rauschen im Bild.
Beim manuellen Fokussieren ist es hilfreich, wenn die Kamera über eine Live-View Ansicht des Bildes bei den aktuellen Einstellungen verfügt, die auch ein Zoomen zulässt. Man sucht sich dann einen möglichst hellen Stern und zoomt so weit wie möglich mit der Displayansicht heran. Danach verstellt man den Fokus so lange, bis der Punkt des Sterns so klein wie möglich im Display ist.
Das ist bei einem Weitwinkel etwas Übungssache, aber wenn man mehrere Fotos mit minimal angepasstem Fokus macht, sind die Chancen recht gut, eine scharfe Aufnahme zu bekommen. Wie so häufig kann man Erfahrung hier nur durch wiederholte Versuche aufbauen.
Verfügt die Kamera über einen eingebauten Intervall-Timer, kann man diesen nutzen, um mehrere Aufnahmen hintereinander zu machen. Diese können dann mit verschiedenen Programmen (etwa Sequator oder Starstaxx) zu einem Gesamtbild kombiniert werden.







Bild 5 zeigt eine einzelne Aufnahme mit 4 Minuten Belichtungszeit und Bild 4 ein Bild, das aus 13 dieser Einzelaufnahmen generiert wurde. Die Lücken in den Strichspuren sind fehlende Einzelbilder.
Setup 2: Milchstraße / Weitwinkel
Fangen wir ganz simpel mit einem Stativ, einer Kamera und einem Weitwinkelobjektiv an. Ein Stativ mit Kugelkopf vereinfacht die Sache etwas, ist aber nicht zwingend erforderlich. Mit Hilfe von Stellarium wissen wir, wo die Milchstraße zu finden ist.
Von Anfang bis Ende des Sommers ist in unseren Breiten eine gute Zeit dafür. Leider sind im Sommer die Nächte recht kurz, daher muss man schon bis 23 Uhr und später warten, ehe man mit den Aufnahmen starten kann. Je weniger Lichtverschmutzung es gibt, desto besser.
Häufig werden Aufnahmen mit einem Vordergrundbild kombiniert, das separat aufgenommen wird. Den Vordergrund kann man auch bereits belichten, wenn es noch nicht ganz dunkel ist. Für die Aufnahme der Milchstraße (oder einfach nur des Sternenhimmels) sollten einige Einstellungen der Kamera beachtet werden.
1) Belichtungszeit gemäß der Rule 500, eher etwas weniger.
2) ISO je nach Kamera zwischen 100 und 400. Hier hilft ausprobieren, da das je nach Kamera sehr unterschiedlich sein kann. Es gehen natürlich auch viel höhere ISO-Werte, aber dann macht sich auch das Bildrauschen recht stark bemerkbar.
3) Autofokus ausschalten. Fokussieren wie bei den Sternenspuren beschrieben.
4) Blende möglichst weit auf (gegebenenfalls eine Blendenstufe abblenden für mehr Schärfe, je nach Objektiv). Grundsätzlich gilt: Möglichst viele Einstellungen auf manuell setzen. Das bedeutet zwar mehr Aufwand, gibt aber mehr Kontrolle und die wenigsten Kameras verfügen über eine sinnvolle Sternen-Automatik.
Will man mehrere Aufnahmen stacken, um mehr Bildinformationen zu bekommen, dann ist es gut, je nach Brennweite nach mehreren Aufnahmen die Kamera leicht nachzuführen und so an die Bewegung des Himmels anzupassen. Stacking-Programme wie Deep Sky Stacker (kostenfrei, Windows only), Sirl (kostenfrei, Windows/Mac/Linux) oder Astropixelprocessor (kostenfreie Testversion, Windows/Mac/Linux) und andere sind in der Lage, Abweichungen im Bildausschnitt beim Verrechnen der Bilder auszugleichen.
In meinem Beispielbild 6 habe ich nur eine einzige Belichtung von 15 Sekunden bei ISO 6400 und einer Brennweite von 18mm (APS-C Sensor) gemacht.







Wie man sieht, macht sich auch hier am Horizont der Lichtkegel einer rund 20 km entfernten Stadt schon recht stark bemerkbar. Befindet man sich weiter südlich auf der Erde, zum Beispiel im Südwesten der USA wie mein Kollege Jens-Uwe Walter(öffnet im neuen Fenster) , dann ist deutlich mehr vom Zentrum der Milchstrasse zu sehen. Sein Bild zeigt hier auch sehr deutlich, wie wichtig es ist, in einer möglichst dunklen Umgebung fotografieren zu können.

Setup 3: Der Mond
1) Belichtungszeit ca. 1/100 bis 1/250 Sekunde. Da der Mond ein sehr helles Objekt ist, können wir mit einer viel kürzeren Belichtungszeit arbeiten. Damit macht sich die Bewegung des Mondes am Himmel bei großer Brennweite (hier 500 mm) und auch die Luftunruhe der Atmosphäre weniger bemerkbar.
2) ISO möglichst klein (200 bis 400), um das Bildrauschen zu minimieren.
3) Manuell fokussieren. Auch wenn der Autofokus einiger Kameras zu funktionieren scheint, ist manuelles Fokussieren eher von Erfolg gekrönt.
4) Aufgrund der großen Helligkeit kann man deutlich mehr abblenden als bei Sternenfotos und somit einiges an Schärfe bei den Strukturen der Mondoberfläche herausholen.
Das Bild wurde mit einem recht einfach aufgebauten manuellen 500-mm-Teleobjektiv aufgenommen. Trotz der recht großen Brennweite ist der Mond relativ klein im Bild. Deshalb wurde das Bild entsprechend zugeschnitten und die breiten schwarzen Ränder entfernt. Schön zu erkennen ist der Tag-Nacht-Übergang (auch Tag-Nacht-Grenze genannt) im linken unteren Bereich des Mondes. Hier ist das Bild besonders kontrastreich, da die Mondkrater und -berge deutliche Schatten werfen.







Wie man sehen kann, ist der Einstieg also gar nicht so schwer. Wichtig ist, dass man die Erwartungen nicht zu hoch steckt, denn es braucht einiges an Erfahrung beim Aufnehmen, aber auch bei der Nachbearbeitung der Bilder, um wirklich gute Ergebnisse zu erzielen. Aber diese Erfahrung kommt mit der Zeit und mit einer digitalen Kamera sind die laufenden Kosten minimal.
Also einfach rausgehen, die klare Nacht genießen und das Ganze einfach ausprobieren! Jetzt, wo die Nächte wieder länger werden, kann man schon ab 21 Uhr oder ein wenig später anfangen zu fotografieren.
Lese- und Videoempfehlungen
Es gibt einige gute Youtube-Kanäle die sich intensiv mit dem Thema beschäftigen. Im deutschsprachigen Raum sind hier die Kanäle des Kölner Astrofotografen Frank Sackenheim(öffnet im neuen Fenster) und des Österreichers Daniel Nimmervoll(öffnet im neuen Fenster) zu hervorzuheben. Freunden des gedruckten Wortes ist das Buch Astrofotografie - Spektakuläre Bilder ohne Spezialausrüstung von Katja Seidel aus dem Rheinwerk-Verlag zu empfehlen, das sich sehr detailliert mit dem Thema auseinandersetzt und viele praktische Beispiele und Projekte enthält.
Update:
Der Artikel wurde auf seine Aktualität überprüft.



