Arzt: Verbot von FFP2-Masken bei Amazon nicht zu rechtfertigen
Die von Amazon vorgeschriebenen Masken sind bei der Arbeit, im Büro oder am Band völlig unzureichend, kritisiert ein Corona-Experte.

Dass Amazon den Lagerarbeitern am niedersächsischen Standort Winsen (Luhe) verwehrt, sich mit FFP2-Masken zu schützen, sei "ja wohl ein Ding und mit nichts zu rechtfertigen". Das sagte Günter Bittel, Arzt und Mitautor der Buches Covid-19 - neuartig, gefährlich, besiegbar im Gespräch mit Golem.de. "Möglicherweise hängt es mit der Arbeitsschutzverordnung zusammen, die beim Tragen einer FFP2-Maske nach einer bestimmten Zeit eine Pause ohne Maske vorschreibt."
Dem ARD-Magazin Panorama (NDR) liegen Dokumente und Aussagen der Betroffenen vor. Ausschließlich medizinische Einwegmasken (auch OP-Masken genannt) dürfen in Winsen getragen werden. Im Februar teilte Amazon den Beschäftigten an dem Standort per Aushang mit, dass ausschließlich OP-Masken getragen werden dürften. Unter dem Text war eine durchgestrichene FFP2-Maske abgebildet.
OP-Masken haben den Zweck, "das OP-Gebiet (Wunde) davor zu schützen, dass der Operateur Bakterien in die Operationswunde einbringt. Bakterien würden zu einer Wundinfektion führen. Dabei geht es überhaupt nicht um Viren", erklärte Bittel, der über umfangreiche Erfahrungen mit Corona-Patienten verfügt.
Die OP-Masken schützten im alltäglichen Gebrauch davor, dass man sein Gegenüber nicht "anspuckt", und behinderten die Tröpfchen beim Sprechen und Atmen. "Die OP-Masken sind für Viren weitgehend durchlässig. Das bedeutet, dass sie für den Träger kaum einen Schutz gegen eine Virusinfektion (Corona) bieten", betonte Bittel.
Außerdem seien diese Masken an den Seiten überhaupt nicht dicht, wodurch virusbeladene Aerosole ein- und austreten. Diese Masken würden auch beim normalen Atmen schnell feucht und schützten dann noch weniger gegen Viren.
Wirksame FFP2-Masken rechnen sich für Amazon nicht
"Solche Masken sind also bei der Arbeit, im Büro oder am Band völlig unzureichend. Aus medizinischen Gründen sind dabei FFP2- oder FFP3-Masken nötig", sagte Bittel.
Bittel betonte: "Die FFP1-3 und die KN-95- Masken erreichen den Schutz hauptsächlich durch eine Lage Vlies, die elektrostatisch geladen ist - und nicht einfach durch Stofflagen." Dieses Vlies binde die Viren und deaktiviere sie und sei bei einer OP-Maske oder einer einfachen Stoffmaske nicht vorhanden.
Hintergrund des Verbots sind laut Panorama offenbar zusätzlich anfallende Erholungszeiten. Das legen Aussagen einer Amazon-Arbeiterin nahe. Sie habe ihren Vorgesetzten auf FFP2-Masken angesprochen. Dieser habe gesagt, FFP2-Masken seien verboten, damit den Beschäftigten keine zusätzliche Pause gewährt werden müsse.
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Gewiss. Man sieht es doch gerade wo Maßnahmen und, entschuldige, Expertenmeinungen...
Vielen Dank Martin W, für deinen absolut schlüssigen, respektvollen und intelligenten...
Dann lies vielleicht auch Du den Artikel besser noch mal. Es geht hier um einen Amazon...
Der Arbeitgeber, Amazon, wer sonst? Verdienen ja auch kräftig an der Pandemie, im...