ARD-Reportage: Amazons Leiharbeiter überwacht und unter Druck

Eine Reportage des Hessischen Rundfunks erhebt Vorwürfe gegen die Behandlung von Amazons Leiharbeitern, die das Unternehmen vor allem vor Weihnachten beschäftigt. In Gruppenunterkünften seien die Arbeiter unter anderem ständiger Überwachung ausgesetzt.

Artikel veröffentlicht am ,
Ein Lager von Amazon mit Paketfließband
Ein Lager von Amazon mit Paketfließband (Bild: Michael Dalder/Reuters)

Vor allem in der Zeit vor Weihnachten beschäftigt Amazon viele Zeitarbeiter für seine großen Lager. Die Arbeiter suchen dort die bestellten Artikel zusammen und verpacken sie. Eine am 13. Februar 2013 gesendete Reportage des Hessischen Rundfunks zeigt, unter welchen Umständen diese Menschen erst angeworben und dann beschäftigt werden.

Dem Beitrag zufolge sucht sich Amazon die Zeitarbeiter über Stellenangebote bei den örtlichen Arbeitsagenturen. Diese leiten sie dann oft an Agenturen im europäischen Ausland weiter. Von dort werden die Interessenten kontaktiert. Erst unmittelbar vor ihrer Abreise soll Amazon dann darauf hinweisen, dass das Unternehmen sie nicht selbst einstellen werde, sondern dies eine Zeitarbeitsfirma vornehme.

Diese Betriebe kümmern sich dann um den Arbeitsvertrag und die Unterbringung. Diese soll häufig in im Winter leerstehenden Ferienparks vorgenommen werden, den Arbeitern wird für Unterkunft und Verpflegung laut dem HR ein Teil ihres Lohns abgezogen. In einem dokumentierten Fall soll sich so nur noch ein Stundenlohn von brutto 8,52 Euro ergeben haben.

Mit versteckter Kamera haben die Reporter die Zustände in einem abgelegenen Ferienpark in Nordhessen beobachtet. Dort wurden die Arbeiter Ende 2012 zum Teil zu fünft in Bungalows untergebracht. Die Fahrt zum Lager von Amazon wurde mit Bussen organisiert.

Durchsuchungen der Unterkünfte

Auch in Abwesenheit der Leiharbeiter sollen dabei die Unterkünfte von einer Security-Firma häufig durchsucht worden sein. Eine Arbeiterin, die sich über die Zustände beschwert hatte, wurde des Ferienparks verwiesen und von Amazon gekündigt, berichtet die Reportage. Die Frau hatte eine Stunde Zeit, um die Heimreise anzutreten. Die Überwachung soll auch so weit gegangen sein, dass nach dem Frühstück Taschen durchsucht wurden, damit die Arbeiter keine Brötchen mitnehmen konnten.

Vertreter der Gewerkschaft Verdi sagten in dem Beitrag, die Gründung von Betriebsräten in den Amazon-Lagern sei schwierig, weil viele auf Zeit Beschäftigte immer noch auf eine Festanstellung hoffen. Das sei aber vor allem vor Weihnachten schwierig. Den Gewerkschaftern zufolge sind beispielsweise im Lager Koblenz von 3.330 Beschäftigen nur 200 fest angestellt.

Amazon war gegenüber dem HR zu keiner Stellungnahme bereit, Anfragen per E-Mail und Telefon von Golem.de blieben am Vormittag nach der Ausstrahlung der Reportage unbeantwortet. Der vollständige Beitrag ist in der Mediathek der ARD zu sehen, der HR hat eine Kurzfassung ins Netz gestellt, bei der eine der Autorinnen am Ende auch die Umstände der Dreharbeiten beschreibt.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed


Anonymer Nutzer 15. Feb 2013

"Dem Beitrag zufolge sucht sich Amazon die Zeitarbeiter über Stellenangebote bei den...

Neuro-Chef 15. Feb 2013

Sehr schön geschrieben :-)

Neuro-Chef 15. Feb 2013

Es ist die Frage, inwiefern bzw. warum sie keine Wahl haben. Für Arbeitskräfte aus dem...

Neuro-Chef 15. Feb 2013

Falsch. Glaub mal nicht, am Einkaufspreis beim Händler die Behandlung der Mitarbeiter...



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Sammanlänkad
Ikea bringt wandlungsfähige Solarlampe

Sammanlänkad heißt Ikeas limitierte Solarlampe, die sich als Schreibtisch-, Decken- und Taschenlampe sowie als Akkupack verwenden lässt.

Sammanlänkad: Ikea bringt wandlungsfähige Solarlampe
Artikel
  1. FreedomGPT: Ein KI-Tool, das zum Suizid anleiten und Hitler loben kann
    FreedomGPT
    Ein KI-Tool, das zum Suizid anleiten und Hitler loben kann

    FreedomGPT ist wie ChatGPT ein Sprachgenerator. Allerdings fehlen ihm Filter, so dass die KI jede Anfrage beantwortet - egal wie fragwürdig.

  2. Amazon und Ebay: Onlinehändler müssen EU-Partner für Produktsicherheit bieten
    Amazon und Ebay
    Onlinehändler müssen EU-Partner für Produktsicherheit bieten

    Außereuropäische Anbieter bei Amazon und Ebay müssen einen in der EU ansässigen Händler benennen, der für die Sicherheit verantwortlich ist. Wie das praktisch kontrolliert wird, ist fraglich.

  3. IT-Projektmanager: Perfektionist, ahnungslos und Ja-Sager
    IT-Projektmanager
    Perfektionist, ahnungslos und Ja-Sager

    Schwierige Projektmanager können nicht nur nerven, sondern viel kaputt machen. Wir geben Tipps, wie IT-Teams die Qual beenden.
    Ein Ratgebertext von Kristin Ottlinger und Jakob Rufus Klimkait

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • RTX 4090 erstmals unter 1.700€ • MindStar: Gigabyte RTX 4080 1.229€ statt 1.299€, Intel Core i9-12900K 399€ statt 474€ • SSDs & Festplatten bis -60% • AOC 34" UWQHD 279€ • Xbox-Controller & Konsolen-Bundles bis -27% • Windows Week • 3 Spiele kaufen, 2 zahlen [Werbung]
    •  /