Arbeitswelt: SAP-Chef kritisiert fehlende Digitalisierung und Angst
Der SAP-Co-Chef kritisiert die Ängstlichkeit vor der Digitalisierung und meint, ein neues Ministierium sei eine Lösung. Doch unter der Jugend gibt es die Angst vor der Digitalisierung so gar nicht.

Für den neuen SAP-Co-Chef Christian Klein fehlt es "am politischen Willen", um Deutschland in der Digitalisierung voranzubringen. "Digitalisierung wird mir in Deutschland viel zu sehr als Horrorszenario diskutiert", kritisierte Klein im Spiegel. "Aus purer Angst" verpasse Deutschland "enorme Chancen".
Klein ist für ein eigenes Digitalisierungsministerium. "Das wäre ein erster Schritt", sagte er. "Zu viele Themen, die die digitale Transformation angehen, liegen in zu vielen Ministerien." Er wünsche sich, "dass der Staat vorangeht und endlich mal seine Verwaltung digitalisiert. Warum muss man für jeden Umzug aufs Rathaus, für jeden Service aufs Amt?"
In den Führungsetagen der deutschen Wirtschaft werden die eigenen Erfolge bei der Digitalisierung skeptisch beurteilt. Eine deutliche Mehrheit (58 Prozent) der Geschäftsführer und Vorstände gibt an, dass ihr Unternehmen bei der Digitalisierung noch ein Nachzügler sei. 3 Prozent meinen sogar, den Anschluss verpasst zu haben. Nur rund jedes dritte Unternehmen (36 Prozent) hält sich für einen Digitalisierungsvorreiter. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage unter 502 Unternehmen ab 20 Mitarbeitern im Auftrag des IT-Branchenverbands Bitkom. Je größer die Unternehmen sind, desto eher sehen sie sich bei der Digitalisierung vorn. Von den Unternehmen mit 20 bis 99 Beschäftigten sagen 34 Prozent, sie seien Vorreiter, bei jenen mit 100 bis 499 sind es 38 Prozent. Von den Unternehmen mit 500 bis 1.999 Beschäftigten hält sich nahezu jedes zweite (47 Prozent) für einen Digitalisierungsvorreiter und unter jenen mit 2.000 oder mehr Mitarbeitern steigt der Wert sogar auf 71 Prozent.
Unter der Jugend ist die von Christian Klein beklagte Ängstlichkeit vor der Digitalisierung offenbar nicht verbreitet. Schon für Kinder ist die Digitalisierung von Kommunikation und Gesellschaft heute fester Bestandteil ihres Lebens. Junge Kollegen seien begeistert von den Möglichkeiten, die die Einführung der Digitalisierung in der Produktion mit sich bringe, sagte ein Siemens-Arbeiter Golem.de. So könnten zum Beispiel komplette Fertigungsprozesse zuvor am Computer simuliert werden, um gesundheitsschädliche Vorgänge zu vermeiden. Durch eine weltweite Vernetzung von Planung, Produktion, Vertrieb und Belieferung nahezu in Echtzeit durch Sensorik seien die materiellen Voraussetzungen für eine weltweite, ressourcensparende und umweltfreundliche Produktion und Verteilung vorhanden, sagte der Mitarbeiter. Das Hauptproblem sei die Konzentration auf den Gewinn und die daraus folgende Begrenzung der Entwicklung.
Belastungen wie Staub und Lärm in Produktionsstätten sowie stumpfe, sich wiederholende Tätigkeiten könnten wegfallen und dadurch die Arbeit interessanter gestaltet werden. Dafür kämen neue Belastungen hinzu: eine Beschleunigung der Arbeit, die zu Selbstausbeutung führe, und insgesamt mehr Stress für die Arbeiter, sagte der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann im Mai 2019.
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