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Arbeitsrechtler warnen: Tesla-Chef in Grünheide greift IG Metall an

Brisante Tonaufnahme aus der Tesla -Gigafactory Grünheide: Werksleiter André Thierig wettert kurz vor der Betriebsratswahl gegen die IG Metall .
/ Andreas Donath
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Gigafactory Berlin (Bild: Ot/WIkipedia)
Gigafactory Berlin Bild: Ot/WIkipedia

Bei einer Betriebsversammlung im Tesla-Werk Grünheide hat sich Deutschlandchef André Thierig gegen die größte deutsche Industriegewerkschaft gestellt. Das berichtete das Handelsblatt(öffnet im neuen Fenster) . "Es nervt mich unglaublich, aber dieser unsägliche Konflikt mit der IG Metall ist einfach ein sehr präsentes Thema" , sagte Thierig laut einer Tonaufnahme, die der Zeitung vorliegt.

Der Manager forderte die Beschäftigten auf, sich vor ihrer Stimmabgabe genau zu informieren. Sie sollten wissen, wofür es stehe, wenn sie IG-Metall-Vertreter wählten. Die Gewerkschaft befasse sich mit Themen, die nicht zum Unternehmen passten.

Kritik an IG-Metall-Chefin Benner

Besonders scharf attackierte Thierig laut Handelsblatt IG-Metall-Chefin Christiane Benner. Er zeigte dem Bericht nach ein Foto von ihr und bezog sich auf ein Interview zur Transformation der Autoindustrie. Benner hatte dort auf noch fehlende Ladeinfrastruktur für Elektromobilität hingewiesen. Thierig interpretierte dies als grundsätzliche Zweifel an E-Autos. "Da lache ich mich kaputt" , sagte er vor der Belegschaft.

Anwesende Mitarbeiter merkten an, dass der Werksleiter den Kontext verfälsche. Im Interview mit der Welt hatte Benner betont: "Die Zukunft fährt elektrisch." Ihre Kritik richtete sich gegen unzureichende Rahmenbedingungen, nicht gegen die Antriebstechnik an sich.

Fragwürdige Erfolgsdarstellung trotz Absatzeinbruch

Auch Tarifverträge stellte Thierig laut Handelsblatt infrage. Während Benner argumentiert hatte, diese hätten die Autoindustrie produktiv gemacht, konterte der Manager mit dem aktuellen Stellenabbau der Branche. Tesla hingegen fahre die Produktion hoch und plane keine Entlassungen.

Diese Darstellung irritierte Beschäftigte: In den ersten acht Monaten 2025 brachen Teslas EU-Neuzulassungen um 43 Prozent ein. Angebliche Verhandlungen über Weihnachtsgeld bezeichnete Thierig dem Bericht nach als "Lüge" . Tesla verhandle nicht mit Gewerkschaften und werde das auch nie tun.

Juristen sehen Rechtsverstoß

Arbeitsrechtler Gregor Thüsing von der Universität Bonn bewertete Thierigs Vorgehen als problematisch. Das Betriebsverfassungsgesetz verbiete es, Betriebsratswahlen durch Vor- oder Nachteile zu beeinflussen. Erlaubt seien nur Faktenhinweise, alles darüber hinaus verstoße gegen die Neutralitätspflicht. Bereits der Versuch der Einflussnahme sei strafbar.

Bei der Betriebsratswahl 2024 gewann die IG-Metall-Liste laut Bericht zwar mit 16 Sitzen die meisten Mandate, doch fünf managementnahe Gruppierungen kamen gemeinsam auf 23 Sitze. Der Konflikt zwischen Tesla und Gewerkschaften schwelt seit Jahren. Konzernchef Elon Musk lehnt gewerkschaftliche Organisierung grundsätzlich ab.


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