Das Gehalt ist zu gut ...
➤ Fühle mich unterfordert, aber das Gehalt ist zu gut... geht einem auf Dauer auch auf die Nerven.
➤ Ich arbeite seit zwei Jahren in einem großen deutschen Unternehmen und jeder hat mir damals dazu gratuliert, im Sinne von "Da bleibst du bis zum Ende, dort verdienst du gut." Das Geld ist wirklich gut – das stimmt. Aber ich hatte bisher keine Firma, die so sehr gegen sich selbst und ihre Mitarbeiter arbeitet.
Jobs mit ohnehin großer Verantwortung bekommen immer mehr Aufgaben zugeteilt, die eigentlich beim Controlling oder anderen Abteilungen aufgehoben sind. Interne Prozesse verlangsamen das Vorankommen oder legen einem Steine in den Weg. Sparmaßnahmen führen dazu, dass keine weiteren Kollegen eingestellt werden.
Ich soll programmieren, Provider managen, das Tagesgeschäft abwickeln, mein eigener Scrum-Master sein, Bugs und Probleme beseitigen, auf dem Markt nach Alternativen schauen und mich mit den vielen alten und neuen Systemen auseinander setzen. Und gefühlt kommt jede Woche eine neue böse Überraschung, die mich davon abhält Aufgaben zu erledigen oder uns selbst zu optimieren und Automatisierungen zu entwickeln.
Trotzdem liegen mir die Kunden im Ohr, die schon seit Ewigkeiten auf die Fertigstellung bestimmter Features warten und die ich ständig vertrösten muss. Ich weiß nicht mehr, wo ich anpacken soll oder in welche Richtung ich schauen soll. Ich verliere schnell den Überblick über meine Aufgaben und vergesse viel.
Wichtige Themen bleiben liegen und es fällt mir schwer, den Providern Arbeiten zuzuweisen, da die Backlogs schlecht gepflegt sind. Jedes Mal, wenn ich mir vornehme, mir für ein bestimmtes Thema Zeit zu nehmen, fühlt es sich falsch an. Das Gefühl, dass ich meine Zeit lieber für ein eventuell wichtigeres Thema nutzen sollte, verfolgt mich jedes Mal. Es ist zermürbend.
Ich habe keinen Spaß mehr auf der Arbeit. Ich bereue es oft, ITler zu sein, obwohl es damals mein größter Berufswunsch war, Programmierer zu werden. Den Arbeitgeber zu wechseln, halte ich für zu riskant, da ich durch Investitionen auf ein gutes Gehalt angewiesen bin, zudem höre ich oft Sprüche wie "Du bist dumm, wenn du da gehst – du verdienst dich mit den Jahren dumm und dämlich." Aber ich bin unglücklich. Also beiß ich die Zähne zusammen und versuche die Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen zu stemmen. Es fällt mir aber schwer am Ball zu bleiben und mich für die Themen zu interessieren.
➤ Im Grunde ist die Antwort ganz einfach, ich bekomme gutes Geld. Gibt es das beim nächsten Arbeitgeber auch noch? Also bleibe ich.
➤ Es dauert bei mir Jahre, bis ich bei Unzufriedenheit bereit bin zu kündigen. Selbst wenn sich eine Gelegenheit bietet, zögere ich. Am jeweilig aktuellen Job halte ich schon etwas fest, weil es ja auch immer gute Seiten gibt. Wer weiß, welche Probleme man im neuen Job hätte?



