Auf gute Führung kommt es an
➤ Was mich trotz der Belastung gehalten hat, sind der Lerneffekt und das fachliche Netzwerk, das sich über die Jahre aufgebaut hat. Es war eine Gelegenheit, hochqualifizierte Experten zu treffen, Erfahrung in komplexen Projekten zu sammeln und den Umgang mit organisatorischen und technischen Herausforderungen zu lernen. Gleichzeitig zeigen solche Erfahrungen klar, wie wichtig gute Führung, klare Rollen und eine strukturierte Organisation für das Wohlbefinden und den Erfolg in IT-Teams sind. Dann kam eine neue Führungskraft mit Ruhestandsabsicht, die mir auf meine Nachfragen immer eine App mit ihren Tagen bis zur Rente zeigte. Das war der Tag, an dem ich anfing, meine Kündigung zu verfassen und das Leid zu beenden. Nun bin ich zufrieden im IT-Controlling bei einer Bundesbehörde im öffentlichen Dienst des Bundes angestellt.
➤ Ich arbeite in einem sehr großen Konzern und meine gesamte Karriere war mehr oder weniger auf diesen Konzern zugeschnitten. Nun stehe ich vor dem Dilemma, eine so spezialisierte Skill-Liste zu haben, dass ich in anderen Firmen entweder total überqualifiziert bin oder gar nicht erst zum Zug komme, weil ich keine standardisierten Skills habe. Das hält mich aktuell in meinem verhassten Job. Man kommt nicht einfach mal so zu einem neuen, adäquaten Job.
➤ Ich bin mittlerweile 41 und habe während der Coronapandemie den Job gewechselt. Leider hat sich über die Jahre rausgestellt, dass die Aufgaben, die mir im Vorstellungsgespräch beschreiben wurden, nicht eingetroffen sind. Ich bin daher in eine Rolle versetzt worden, in der ich keinen Spass habe und auch keinen Sinn für mich selbst erkenne. Seitdem versuche ich mich anderweitig zu bewerben. Trotz meiner Berufserfahrung von über 20 Jahren bekomme ich bei 90 Prozent meiner Bewerbungen eine Standardabsage oder es geht über ein Erstgespräch nicht hinaus. Auf konkrete Rückfragen zu den Gründen bekomme ich keine beziehungsweise nur extrem selten Rückmeldung. Es scheint so, als suchten die Unternehmen erfahrene Fachkräfte, die aber am Ende nichts kosten dürfen und fünf Tage im Büro sein sollen.
➤ Wenige Menschen bekommen die Möglichkeit, ihre Talente im Beruf so anzuwenden, dass sie darin aufgehen. Der Rahmen und die Arbeit zielen auf Geld ab, nicht auf die Verbesserung der Arbeits-/Lebenssituation, was selbstzerstörerisch ist (...). Man kann aber auch viel in seiner "Knechtschaft" lernen, vorausgesetzt man hat ein entsprechendes Ziel. Ein solches ist übrigens das Merkmal, das Menschen von Tieren unterscheiden kann! (...)
➤ Ich bleibe – noch (3 bis 5 Jahre). Einfach, weil ich mit kleinen Kindern zuhause meine Komfortzone, nämlich den kurzen Arbeitsweg, Homeoffice, Lebenszeit gegen Geld, aus Faulheit genieße. Spaß macht es schon lange nicht mehr, liegt an immer wachsenden (inkompetenten) Vorgesetztenstrukturen und immer weniger echter Arbeit. Es werden Verwalter, keine Entwickler benötigt. Sobald die Kids älter sind, wird es enden.
➤ Ich bin seit Längerem sehr unzufrieden, weil nichts vorangeht und alles so sprunghaft ist. Jede Woche kommt was Neues und nichts wird zu Ende gebracht. Eigentlich würde ich gerne weg, aber ich habe auch etliche Vorzüge. Der Arbeitsweg ist kurz, über 30 Tage Urlaub, das Gehalt ist gut, die Kollegen sind nett und die Kohle passt auch. Wenn ich wechseln würde, müsste ich deutlich mehr arbeiten. Alles in allem eigentlich nicht schlecht, aber ich bin auch inzwischen unfassbar unmotiviert, das ist nur noch keinem aufgefallen und wird es wahrscheinlich auch nicht. Somit bleibe ich und dümpel so vor mich hin -.-



