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Der KI-Boom und seine Folgen

➤ Seit dem KI-Boom gingen die Anfragen auf Xing gegen null. Seit Monaten keine Nachricht mehr von Headhuntern, davor teilweise mehrmals pro Tag. Habe zwei Pflegefälle daheim, da kann ich mir eine "normale" Anstellung im Einzelhandel finanziell nicht leisten. Die aktuelle Situation am Arbeitsplatz ist fast unerträglich, zu viel ist unklar, zu wenig Zeit für Erklärungen. Es kennen sich nur eine Handvoll Entwickler mit dem Stack aus. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich wegen dem Stress abdanke, aber ich freu mich mittlerweile darauf.

➤ Ich arbeite als IT-Berater in der Softwareintegration. Wir hatten schon immer viel Arbeit, auch in der Krise. Ich hatte das letzte Jahr ein Kundenprojekt, das ziemlich anspruchsvoll, weil komplex umzusetzen war; bei dem ging es von Erfolg zu Niederlage und zurück. Das Auf und Ab war nervenaufreibend. Mich hält das gute Miteinander mit den Kollegen und die Vielfalt der Aufgaben.
Was mich aktuell arg nervt, ist der Trend zu Low-Code-Tools, die mich in meiner Produktivität bei komplexen Implementierungsthemen stark einbremsen. Ich habe aber ehrlich gesagt auch keine Idee, welcher Job mit ähnlicher Bezahlung mir mehr Freude machen würde.

➤ Ich bleibe, weil ich nicht leichtfertig mehr als acht Jahre wegschmeißen möchte, weil die generelle Lage unsicher ist und ich weiterhin hoffe, dass es wieder besser wird, nicht nur die allgemeine Lage, sondern auch im Job.

Allerdings fürchte ich, dass das alles erst der Anfang ist. Die großen Firmen werden schon bald die große Reise nach Jerusalem beginnen, wo nach und nach Arbeitsplätze/Stühle weggenommen und Jobs durch KI-Agenten ersetzt werden, ohne Ersatz. Ich sehe keinerlei Bemühungen der Politik, dieser Entwicklung sinnvoll entgegenzusteuern, wir werden sehen, wie das alles ausgeht. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt ...

➤ Mein Arbeitgeber ist von Bonuszahlungen, wenn man zusätzliche Devs ins Unternehmen holt, zu Devs, die kündigen, werden nicht ersetzt, gewechselt. Die Stimmung ist strenger, ernster und bürokratischer geworden. Früher habe ich nur meine Bedingungen für mein Weiterarbeiten verhandelt, heute arbeite ich mich auf, um nicht gekündigt zu werden. Die Stimmung bei den Kolleginnen ist nicht viel besser. Die Ellenbogen kommen zum Vorschein.

Ein Wechsel ist mir zu heikel, weil ich in der Probezeit rausfliegen könnte. Inhaltlich macht mich die Arbeit fertig. Cloud sollte alles einfacher und besser machen. Stattdessen diskutieren wir jede Logzeile, weil Logging jetzt teuer ist. Lokales Arbeiten ist kaum möglich, weil es keine lokalen Varianten der prosperitären Clouddienste gibt (...).

➤ Ich habe auf eine Vier-Tage-Woche gewechselt. Ist mir das Geld wert. Vorher zu viel Stress.


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