Fazit
Der Männerüberschuss im Studiengang Informatik an deutschen Universitäten ist also ein Phänomen westlicher Industriestaaten. So schreiben das auch Stoet und Geary in ihrem Aufsatz – und belegen das mit einer Grafik, die nicht nur zeigt, dass westliche Industrieländer besonders wenig MINT-Absolventinnen haben, sondern auch, dass sie hinter vielen Ländern zurückbleiben, die beim Thema Gleichberechtigung insgesamt schlechter abschneiden.
Kann man also sagen, dass Frauen nur programmieren, wenn sie müssen – etwa wegen des finanziellen Drucks, wie er in Entwicklungsländern herrscht? Studienautor Gijsbert Stoet sagte Golem.de dazu: "Die Aussage zu einer biologischen Neigung von Frauen gegen Informatik würde ich nicht generalisieren. Es ist einfach so wie überall: Wenn der finanzielle Anreiz zusätzlich da ist, studieren Frauen und Männer lieber dieses Fach."
Übrigens: Wer nun glaubt, dass man Frauen in der Informatik an deutschen Universitäten mit der Lupe suchen muss, der irrt. Allerdings entscheiden sie sich hierzulande mehrheitlich für die anwendungsorientierten Bereiche der Informatik: Das Fach Medizininformatik hat einen Frauenanteil von 43 Prozent, der Studiengang Bioinformatik zählt 38 Prozent Studentinnen.
Die sogenannte Bindestrich-Informatik ist offenbar eher dazu geeignet, das Interesse von Frauen gezielter anzusprechen. "Anscheinend wollen Frauen in Deutschland nicht nur Technik um der Technik willen studieren", erläutert Isabel Roessler vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) Golem.de den aktuellen Status des weiblichen IT-Nachwuchses.
Je interdisziplinärer ein Informatikstudiengang gestaltet sei und je mehr auf weitere Interessen eingegangen werde, desto höher sei die Frauenquote, schlussfolgern die Autoren der CHE-Studie Fruit. Die weiblichen Interessen fokussierten sich eher auf die Verbindung von "lebendigen" Wissenschaften mit der Methodik der Informatik.
Auch in Schulversuchen in einigen Bundesländern wie Hessen, NRW und Niedersachsen wurde das festgestellt. Mädchen seien stärker an gesellschaftlichen Anwendungen der Informationstechnik und ihren Auswirkungen interessiert als Jungen, schreibt die Wissenschaftlerin Renate Schulz-Zander in ihrem Aufsatz Veränderte Sichtweisen auf den Informatikunterricht.
Es gibt also möglicherweise doch Unterschiede, die in den Geschlechtern selbst angelegt sind. Die Fähigkeit, logisch zu denken und mathematische Probleme zu lösen, ist aber kein männliches Privileg. Die Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen eindeutig, dass die äußeren Umstände viel entscheidender sind, wenn es um die Frage geht, wie viele junge Frauen sich für einen technischen Studiengang oder Beruf entscheiden.
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