Arabisches Megaprojekt: TV-Doku berichtet über 21.000 Tote bei Neom

Der britische Fernsehsender ITV hat einen Dokumentarfilm herausgebracht: Kingdom Uncovered: Inside Saudi Arabia(öffnet im neuen Fenster) . Darin wird berichtet(öffnet im neuen Fenster) , dass seit dem Beginn der Arbeiten an dem Megabauprojekt Neom im Jahr 2017 mehr als 21.000 Arbeiter gestorben seien. Die Opfer stammen demnach aus Indien, Bangladesch und Nepal.
Das erste Bauprojekt von Neom, Sindalah, wurde bereits eröffnet . Mit The Line soll eine 170 Kilometer lange Stadt entstehen.
In der saudischen Hauptstadt Riad soll mit Mukaab das größte Gebäude der Welt entstehen , ein würfelförmiges Gebäude im Zentrum des neuen Stadtteils New Murabba(öffnet im neuen Fenster) . Das alles gehört zur Vision 2030(öffnet im neuen Fenster) , ein Entwicklungsprojekt, dass das Land unabhängig vom Öl machen soll.
Kingdom Uncovered ist nicht der einzige Bericht, der Menschenrechtsverletzungen anprangert. Einige Architekturbüros haben das Neom-Bauprojekt nach dem Bekanntwerden der Arbeitsbedingungen verlassen. Die meisten Büros sähen aber keinen Grund, die Zusammenarbeit zu beenden, berichtet das britische Architects Journal(öffnet im neuen Fenster) sowie das Architekturmagazin Dezeen(öffnet im neuen Fenster) .
Arbeiten bis zur Erschöpfung und darüber hinaus
Ein Arbeiter erzählte in der Doku, dass er regelmäßig in 16-Stunden-Schichten 14 Tage am Stück arbeitet, um The Line zu bauen. Nach saudischem Recht dürfen die Arbeiter aber nur maximal 60 Stunden pro Woche arbeiten, einschließlich Überstunden. "Saudi-Arabien kümmert sich nicht besonders um Bürger aus anderen Ländern. Wir werden wie Bettler behandelt" , so der Arbeiter in der Doku.
"Wir bekommen nicht genug Ruhe" und arbeiten ununterbrochen, sagt ein anderer Arbeiter aus einem Bagger heraus. "Dieser Schlafmangel hat viele Unfälle verursacht. Es hat viele gegeben. Allein im letzten Monat gab es vier oder fünf Fälle" .
"Wir verlangen von allen Auftragnehmern und Unterauftragnehmern, dass sie den Verhaltenskodex von Neom einhalten, der auf den Gesetzen Saudi-Arabiens und den Richtlinien der Internationalen Arbeitsorganisation basiert, und sie unterliegen häufigen Inspektionen der Lebens- und Arbeitsbedingungen ihrer Arbeiter" , hält die Neom-Organisation entgegen.
Die Toten, Verschwundenen und Sklaven von Neom
Laut einem Bericht der indischen, englischsprachigen Tageszeitung The Hindustan Times(öffnet im neuen Fenster) , sind mehr als 100.000 Menschen während des Baus von Neom verschwunden. Unter den derzeitigen Arbeitsbedingungen seien die Arbeiter nach eigenen Aussagen "gefangene Bettler" und "Sklaven" , heißt es in der Zeitung am 28. Oktober 2024. Auch der Tod von über 650 nepalesischen Arbeitnehmern sei laut Nepals Behörde für Auslandsbeschäftigung weiterhin ungeklärt.
Die britische Zeitung The Guardian(öffnet im neuen Fenster) hatte bereits im Mai 2020 darüber berichtet, dass mehr als 20.000 Menschen gewaltsam aus der Region vertrieben worden seien, damit die saudische Regierung Platz für Neom schaffen konnte.
Rassismus und Menschenhass
Im September 2024 veröffentlichte das Wall Street Journal(öffnet im neuen Fenster) einen Bericht, in dem leitende Angestellte hinter Neom der Korruption, des Rassismus, der Islamfeindlichkeit und der Frauenfeindlichkeit beschuldigt wurden. Nachdem drei Arbeiter durch ein herabfallendes Rohr, einen Mauersturz und den unsachgemäßen Umgang mit Sprengstoff gestorben waren, soll eine australische Führungskraft mehrere rassistische Äußerungen gemacht haben.
In einer Tonaufnahme ist zu hören: "Eine ganze Reihe von Menschen ist gestorben, also müssen wir uns an einem Sonntagabend treffen" oder er bezeichnete südasiatische Arbeiter, die auf der Neom-Baustelle tätig waren, als "verdammte Idioten" , weshalb "Weiße an der Spitze der Hackordnung stehen." Frauen aus den Golfstaaten seien außerdem "Transvestiten" .
Neue Sklavenstrecke geplant?
Im Mai 2024 berichtete AN (The Architect's Newspaper)(öffnet im neuen Fenster) , dass der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu eine riesige Freihandelszone namens "Gaza-Arish-Sderot Free Trade Zone" plane. Dafür soll eine neue Zugstrecke zwischen Neom und einer neuen Stadt auf dem Gaza-Streifen in Palästina vorgesehen werden.
Unter der Schirmherrschaft von Gaza 2035 würde die neue Freihandelszone von Israel, Ägypten und der sogenannten Gaza Rehabilitation Authority (GRA) verwaltet werden. Das Projekt trägt offiziell den Titel "Plan für die Umgestaltung des Gazastreifens" und wurde ein Jahr nachdem Netanjahu seinen Plan für Groß-Israel(öffnet im neuen Fenster) bei den UN vorgestellt hat, präsentiert. Die erste Phase des Dreistufenplans (betitelt: Humanitäre Hilfe) besteht aus einem zwölfmonatigen Programm, das den Gaza-Streifen "entradikalisieren" und die Hamas auslöschen soll.
Anschließend solle eine neue Ost-West-Eisenbahnverbindung zwischen Alexandria (Ägypten) und Gaza-Stadt (Palästina) entstehen sowie eine Nord-Süd-Bahnverbindung zwischen Gaza und Neom. Derzeit endet die Eisenbahn im Süden von Dimona (Israel), soll aber auf etwa 160 Kilometer nach Aqaba (Jordanien) erweitert werden und dann eine Verbindung zu Neom herstellen.



