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Aquabook 3: Das wassergekühlte Gaming-Notebook

Das Aquabook 3 ist fertig, nach einem Jahr und gut 250 Arbeitsstunden. Im Gespräch mit Golem.de erklärt Modder Thomas Jansen, wie er eine Wasserkühlung in ein Notebook einbaute, und wie ein Hund sein Projekt im wahrsten Sinne des Wortes über den Tisch gezogen hat.
/ Marc Sauter
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Aquabook 3 (Bild: Thomas Jansen)
Aquabook 3 Bild: Thomas Jansen

Seit Jahren moddet Thomas Jansen, besser bekannt als "mowli", Computer und Notebooks. Seit jeher faszinierte ihn die Idee, möglichst viel Leistung bei geringen Temperaturen auf engstem Raum zusammenzuquetschen. Erste Erfahrungen mit Wasserkühlungen sammelte Jansen mit seinem alten Rechner sowie Baresbones - und der Funke sprang über.

Der ausgebildete Elektroinstallateur las sich in die Materie ein, besuchte einen Lehrgang zum Umgang mit CNC-Fräsen und beschloss 2012: Ein Notebook mit Wasserkühlung sollte im heimischen Bastelkeller entstehen, für daheim und als Desktop Replacement für LAN-Parties. Das erste(öffnet im neuen Fenster) und ein paar Monate später das zweite(öffnet im neuen Fenster) Aquabook waren umgebaute Dell-Geräte, in deren originalen Gehäuse Jansen selbst gefräste Kühlblöcke für Prozessor und Grafikeinheit verbaute.

Schon das Aquabook 2 hatte ein Sichtfenster auf der Unterseite und einen externen Ausgleichsbehälter, für das Aquabook 3(öffnet im neuen Fenster) wollte der Modder den nächsten, logischen Schritt gehen: Ein eigens entwickeltes Gehäuse soll die Notebook-Hardware aufnehmen, damit Jansen keine Kompromisse eingehen muss.

Das gilt außer für die Kühlung auch für die Rechenleistung und Speicherkapazität, weswegen das Aquabook 3 auf übertakteter High-End-Hardware basiert - genauer dem MSI GT70H , das Jansen auf der Gamescom 2013 entdeckte. Das MSI-Notebook ist mit 6 cm sehr dick, das Aquabook 3 ist trotz Wasserkühlung etwas kleiner.

"Ursprünglich hatte ich mir das GT70H mit einer Geforce GTX 770M gekauft, hier fehlten aber die drei mSATA-Anschlüsse für SSDs, die ich unbedingt wollte. Also habe ich Anfang 2014 ein zweites, gebrauchtes GT70H für 1.400 Euro gekauft" , erzählt Jansen.

Das GT70H bietet ein 17-Zoll-Display und 8 GByte DDR3-Arbeitsspeicher, angetrieben wird es von Intels vierkernigem Haswell-Prozessor Core i7-4700MQ mit bis zu 3,4 GHz. Hinzu kommt Nvidias Geforce GTX 780M mit 4 GByte Videospeicher, die bis März 2014 schnellste Grafikeinheit für Notebooks.

Acryl schichten

Die Planungen für das Aquabook 3 begannen im September 2013. Als Jansen das neue GT70H in den Händen hielt, war es Februar 2014. "Ich habe das Notebook komplett zerlegt, jedes Einzelteil vermessen und alle Werte in Sketchup, ein Programm für 3D-Modelle, eingepflegt. Um diese Daten herum habe ich dann das Gehäuse nach meinen Ideen entwickelt" , sagt der Modder. Einzig das Blu-ray-Laufwerk musste beim Umbau weichen.

Basis der Verschalung, in die später die Hardware samt Kühlung eingesetzt werden sollte, waren mehrere Schichten aus Acrylglas - abwechselnd weiß und milchig. Diesen Klotz höhlte Jansen aus und setzte von innen mit Torx verschraubte Deck- sowie Bodenplatten auf, in die er Aussparungen für die Tastatur sowie Touchpad fräste.

Parallel erfolgten ab Mai 2014 erste Arbeiten an der Wasserkühlung: Für Prozessor und Grafikchip hatte sich Jansen für je einen Alphacool GPU HF14 in der ATI/Nvdia Smart Motion Universal Copper Edition entschieden. Da diese jedoch von den Bohrungen her inkompatibel zur Hauptplatine und der Geforce-MXM-Steckkarte (Mobile PCI Express Module) sind, verwendete der Modder nur die Kupferböden der beiden Kühler.

Diese verschraubte Jansen mit selbst gebauten, 15 mm hohen Acrylglas-Halterungen. Den Block für die Grafikeinheit erweiterte er um eine kupferne Schiene, damit auch der Videospeicher rund um die GPU mit in den Kühlkreislauf eingebunden wurde.

Eine 12-Volt-Pumpe, die Alphacool DC-LT 3600 Ceramic, sorgt mit einer Förderhöhe von 220 cm für den nötigen Durchfluss, als Radiatoren verbaute Jansen zwei Magicool Mini II Dual. Diese sind eigentlich für ein 40-Millimeter-Lüfter-Pärchen gedacht, stattdessen ist ein nur 12 statt 25 Millimeter flacher Scythe Slip Stream Slim mit 1.200 Umdrehungen pro Minute verbaut.

"Der absaugende Lüfter soll nicht nur die beiden Radiatoren kühlen, sondern auch ein wenig über die drei mSATA-SSDs pusten" , erklärt Jansen. Ein weiterer 60-Millimeter-Propeller drückt Frischluft ins Gehäuse.

Der Hund war's!

Im Laufe des Sommers erweiterte der Modder das Gehäuse aus den geschichteten Acryglasplatten um Sichtfenster sowie Aussparungen für die nach oben gerichteten Stereolautsprecher und den nach unten zeigenden Subwoofer. Zudem legte Jansen das Mainboard tiefer.

"So komme ich an die Speicherbänke heran, wenn ich die Tastatur abnehme" , sagt er und fügt hinzu: "Viel fummeliger waren die Öffnungen für die Anschlüsse und die Bohrungen für die Gewinde, an denen später das Mainboard verschraubt wurde."

Schritt für Schritt fräste, schraubte, feilte und klebte der Modder weitere Komponenten ins Gehäuse: die Platine mit den Status-LED, einen Festplatten-Käfig für die 1-TByte-HDD, die Maustasten, das Touchpad, einen neuen Power-Schalter, die Display-Halterung, Webcam und Mikrofon sowie eine kleine Box, die den selbst gebauten Ausgleichsbehälter und die Pumpe enthält. Kleinere Schnittwunden waren Teil dieser Fortschritte, denn "als Modder lebt man schon gefährlich" , meint Jansen.

Ende Juli und Anfang August folgten die letzten Schleifarbeiten, die Akkubox sowie der Einbau des Subwoofers - schließlich startete bald die Deutsche Casemod Meisterschaft ( DCMM ) auf der Gamescom 2014, wenngleich es dort noch keine eigene Kategorie für Notebooks gibt. Und dann, an einem Mittwoch, kam der Hund und "ich hätte heulen können" , sagt der Modder.

Eigentlich sollte er nur ein paar Tage auf den Vierbeiner eines Freundes aufpassen, der in einem unbeaufsichtigten Moment die Decke mit einem Großteil der Bauteile zu Boden riss - drei Tage vor der DCMM in Köln. Am Ende reichte die Zeit nicht mehr, die Beschädigungen rechtzeitig zu reparieren und aus privaten Gründen konnte Jansen auch nicht zur Gamescom fahren. Die Enttäuschung war groß.

Ein glückliches Ende

Mit viel Spachtelmasse und aufwendigen Schleifarbeiten konnte der Modder sein Gehäuse in den Wochen nach dem Unfall zwar noch retten, der geplante Schichten-Look war allerdings dahin. "Ich habe danach Versuche mit Wassertransferdruck von Folien unternommen, aber für all die Ecken und Kanten war dieser zu schwierig umzusetzen" , sagt Jansen.

Also entschied er sich für eine weiße Grundierung und schwarzes Effectspray, zusammen mit einer mehrfarbigen Beleuchtung. Dies erinnert an das sogenannte Drip Painting des US-amerikanischen Malers Jackson Pollock. Zu guter Letzt setzte der Notebook-Modder alle Teile zusammen und startete das Aquabook 3 nach über 250 Arbeitsstunden ein erstes Mal - es lief.

Ausgehend vom MSI GT70H mit Maßen von 43 x 29 x 6 cm ist das gemoddete Gaming-Notebook mit 41 x 29,5 x 6 cm nicht nennenswert größer geworden, einzig das Gewicht liegt um 800 Gramm über dem Original. Ausgehend von ursprünglich 3,9 kg zuzüglich Netzteil findet das Jansen angesichts der Vorteile nicht tragisch.

Mit der originalen Luftkühlung wird das MSI GT70H im Extremfall sehr heiß, Prozessor und Grafikeinheit erreichen bei Dauerlast (Prime + Spiel) über 90 Grad Celsius. Nach dem Umbau zum Aquabook 3 sanken die Temperaturen bei geringerer Lautheit um knapp 20 Grad Celsius - weswegen Jansen bereits plant, die Geforce GTX 780M auf das Niveau einer GTX 880M zu übertakten.

Alles in allem ist der Modder sehr zufrieden mit seinem Werk: "Es ist mein, wie ich finde, bisher bestes Notebook" . Und was gibt es noch zu tun? "Ich plane einen Tisch als Dockingstation mit drei 24-Zoll-Bildschirmen, und auch das Blu-ray-Laufwerk soll dort einen Platz finden" , sagt Jansen. "Aber jetzt gehe ich erst mal zocken!"


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