Ein Telefonstreich mitten in der Show
15:00 "Alrighty", sagt Jobs, jetzt ist es Zeit für die erste Demonstration. Er führt das heute noch ikonische, aber nach mehreren Patentstreitigkeiten und mit iOS 10 auch wieder abgeschaffte slide to unlock vor, das Entsperren des Geräts mit einem Wisch auf dem Display von links nach rechts. Später scrollt er zum ersten Mal mit einem Finger durch seine Musiksammlung und vergrößert Bilder und Karten mit zwei Fingern. "Works like magic", sagt er dazu.
Multi-Touch-Gesten - heute so selbstverständlich, dass Menschen mitunter versuchen, Fahrplanaushänge hinter Glasscheiben zu vergrößern - sind damals allenfalls Forschern und anderen Fachleuten bekannt. Ebenso der automatische Wechsel in die Landscape-Ansicht, also ins Querformat, wenn das Gerät auf die Seite gekippt wird. "Ist das nicht cool?", fragt Jobs immer wieder. Dabei ist das nur der Anfang dessen, was Sensoren in Smartphones ermöglichen.
30:10 Der heutige CEO Tim Cook erklingt als Voicemail mit dem Satz "Ich habe die neuen Quartalszahlen", und wer vielleicht für den Bruchteil einer Sekunde dachte, Cook würde jetzt Interna verraten, bekommt zu hören: "Der Erlös lag bei ... weißt du was? - Ich warte lieber und erzähl's dir persönlich".
In Momenten wie diesen ähnelt die Produktvorstellung einem Stand-up-Comedy-Auftritt. Jobs ist der Zeremonienmeister, selbst die wichtigsten Apple-Manager sind zu Gaglieferanten degradiert. Marketingchef Phil Schiller etwa, heute bekannt für seine eigenen lautstarken Auftritte, darf sich nur gespielt beklagen, dass Jobs für sein erstes öffentliches iPhone-Telefonat seinen Chefdesigner Jony Ive anruft und nicht ihn.
41:13 Jobs öffnet die Seite der New York Times im Safari-Browser und betont, wie großartig es sei, die ganz normale Website der Zeitung zu sehen, nicht irgendeine abgespeckte WAP-Version. (Erinnert sich noch jemand an WAP?)
Dabei ist das Layout der Seite völlig ungeeignet für den 3,5 Zoll kleinen Bildschirm und die 480 x 320 Pixel. Heute öffnet sich selbstverständlich eine an das jeweilige mobile Gerät angepasste Seite der New York Times. Viele Medienhäuser und andere Inhalteanbieter verzeichnen mittlerweile mehr Zugriffe von mobilen als von stationären Geräten. Das Motto mobile first ist schon wieder durch, wir sind im Zeitalter von AI first - künstliche Intelligenz zuerst.
Die Ladezeiten von 2007, die während der Vorstellung zu beobachten sind, wären heute ein Grund, die Website nie wieder aufzurufen - und für Google ein Grund, sie niedriger im Ranking einzustufen.
Zwar sieht vieles, was Jobs vorführt, bis heute im Prinzip ähnlich aus und verdeutlicht damit, wie stilprägend das iPhone von Anfang an war. Aber das "Internet in eurer Tasche", von dem Jobs spricht, ist damals noch nicht bereit für seine Nutzer. Die Netzwerke sind es nicht, und die Inhalte erst recht nicht.
45:50 Von Google Maps auf dem iPhone ist Jobs selbst sichtlich begeistert. Er zeigt Satellitenbilder von bekannten Sehenswürdigkeiten und kann es kaum fassen, dass er Menschen darauf sehen kann. Er lässt sich die Starbucks-Filialen rund um den Veranstaltungsort anzeigen, ruft eine davon an und bestellt "4.000 Lattes to go", fügt dann aber schnell hinzu "Sorry, falsche Nummer", und legt auf.
Ein Telefonstreich mitten in der Produktvorstellung. Noch Jahre später rufen Menschen in dieser Filiale an und bestellen 4.000 Tassen Milchkaffee. Das jedenfalls sagt die Frau, die den Anruf von Jobs damals entgegennahm, Ying Hang Zhang, genannt Hannah. Fast Company hat sie ausfindig gemacht und 2013 porträtiert.
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