Anonymisierung: Tor-Nutzer surfen nicht anonym
Eine wissenschaftliche Studie belegt, dass Tor-Nutzer leichter zu identifizieren sind als weitläufig vermutet. Die Wahrscheinlichkeit, einen Nutzer spätestens nach sechs Monaten zu enttarnen, liegt bei 80 Prozent.

Anhand von Mustern lassen sich Tor-Nutzer trotz Anonymisierung leichter identifizieren als angenommen. Das haben Aaron Johnson, Chris Wacek, Micah Sherr und Paul Syverson in einer wissenschaftlichen Studie erforscht. Die Verfasser haben dabei die Daten untersucht, die in das Tor-Netzwerk hineingehen und mit denen verglichen, die wieder herauskommen. Vor allem Nutzer von Bittorrents oder auch von IRC über Tor können schnell enttarnt werden. Die Probleme sind allerdings bekannt und das Tor-Team weist hinlänglich in seinen ihren FAQs darauf hin.
Vorausgesetzt, Angreifer können sowohl den eingehenden als auch den ausgehenden Datenverkehr von mindestens einem oder mehreren Tor-Relays überwachen, können die Daten analysiert und aufgrund von Vergleichsmustern einer bestimmten IP-Adresse zugeordnet werden. Das sei nur eine Frage der Zeit, schreiben die Verfasser der Studie, in spätestens sechs Monaten lasse sich ein Nutzer mit bis zu 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit identifizieren. Da beispielsweise wenige Nutzer Bittorrents über Tor abriefen und auch wenige Relays die Ports für Bittorrents öffneten, diese zudem lange offen blieben, sinke damit die Dauer einer Deanonymisierung deutlich.
Schneller identifiziert durch größere Angriffsfläche
Die Deanonymisierung werde beschleunigt, wenn der Angreifer entweder die Kontrolle über einen kompletten Teilbereich des Datenverkehrs hätte, etwa über ein autonomes System (AS), oder sogar einen Internet Exchange Point (IXP). Dann reduziere sich der Zeitraum der Identifizierung teils um die Hälfte. Ein Szenario, das die Wissenschaftler im Zusammenhang mit der aktuellen Diskussion über die Arbeit der Geheimdienste als realistisch einstufen.
Zusätzliche Werkzeuge, die den Datenverkehr in Tor-Netzwerken beschleunigen, erhöhen das Risiko einer Deanonymisierung ebenfalls, etwa durch Congestion-Aware Path Selection, bei dem Flaschenhälse identifiziert und Daten entsprechend umgeleitet werden. Je höher die Anzahl der von Nutzern verwendeten Guards, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, einen Guard zu erwischen, den ein Angreifer überwacht.
Gegenmaßnahmen
Die vier Verfasser der Studie geben aber auch Hinweise, wie die Deanonymisierung zumindest hinausgezögert werden kann, etwa indem die Anzahl der Entry Guards reduziert werde. Auch eine Erhöhung der Verfallszeit eines Guards könne die Zeit verlängern, bis ein Nutzer identifiziert ist. Die Studie weist darauf hin, dass das Tor-Team diese Maßnahme bereits in Version 0.2.4.12-alpha eingesetzt habe. Außerdem könnten Anwender manuell die Anzahl der Entry-, Exit- und Exclude-Nodes herabsetzen. Dadurch würden zwar auf Kosten der Geschwindigkeit mehr Pakete verschiedener Clients durch einzelne Knoten geschickt, sie seien aber weniger leicht zuzuordnen.
Zwar seien die Ergebnisse ihrer Studie sehr pessimistisch, schreiben die Verfasser. Tor habe aber bislang für Tausende Nutzer Vertraulichkeit im Internet bedeutet. Sie seien optimistisch, dass das Tor-Team den Dienst weiterhin anbieten und verbessern könne.
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Hallo zusammen, ich bin Student und schreibe derzeit an meiner Abschlussarbeit die das...
Nope, sie verwenden nicht solche Daten, sondern dein Verhalten. Also welche Adressen...
Wenn ich anonym sein möchte, ist also davon auszugehen, dass ich etwas illegales tun will?
wir müssen es einfach alle nutzen. Je mehr desto besser.