Anlage in ETFs: Was Alternativen zum MSCI World bringen

Er gilt als der Lieblingsindex der Anlegerinnen und Anleger in Deutschland. Monat für Monat dürften mittlerweile einige Millionen hierzulande per Sparplan Geld in einen ETF anlegen, der dem MSCI World folgt - auch für ihre zusätzliche Altersvorsorge. Doch scheint die Anlage gerade in letzter Zeit riskant und wirft Fragen auf: Mehr in Europa investieren? Weniger in den MSCI World? Wir geben Antworten.
Der Aktienindex bildet die Wertentwicklung von derzeit 1.322 Aktien aus 23 Industrieländern(öffnet im neuen Fenster) ab. Dadurch ist das Risiko, mit Aktien Geld zu verlieren, auf verschiedene Firmen, Branchen und Länder und Kontinente verteilt. Der MSCI World wird deshalb auch als Weltindex bezeichnet, wenn das auch nicht ganz stimmt, weil mehr als zwei Drittel der Aktien in dem Index US-Titel sind, angeführt von den US-Tech-Giganten Nvidia und Microsoft.
Risiko US-Dominanz
Diese US-Dominanz im MSCI-World machte sich nun aber negativ bemerkbar: Auch wegen der unberechenbaren Zollpolitik des US-Präsidenten Donald Trump haben einige der großen amerikanischen Technologietitel wie Tesla, Amazon und Apple und mit ihnen der MSCI World seit Anfang des Jahres vorübergehend an Wert verloren.
Zwar hat sich der Index mittlerweile wieder erholt, der MSCI World legte von Januar bis August 2025 um mehr als zehn Prozent zu. Von Dollar in Euro umgerechnet verwandelte sich das Plus jedoch in ein kleines Minus von 0,3 Prozent. Der Grund: Die US-amerikanische Währung verlor seit Jahresbeginn gegenüber dem Euro deutlich an Wert. So konnten in Euro notierte MSCI-World-ETFs seit Anfang des Jahres bis Anfang August 2025 kaum oder gar nicht an Wert gewinnen (siehe Tabelle).

Zum Vergleich: Der Deutsche Aktienindex (Dax), der die Kursentwicklung der 40 wichtigsten börsennotierten deutschen Standardwerte widerspiegelt, legte in dieser Zeit um gut 20 Prozent zu.
Was hinter dem Weltindex steckt
Die großen sieben Technologiekonzerne (Apple, Microsoft, Nvidia, Amazon, Meta, Alphabet und Tesla) dominieren noch immer den Index mit einem Anteil von mehr als 20 Prozent (Stand: Ende Juli 2025) und werden dies auch trotz teilweise vorübergehender Kursverluste weiter tun.
Schließlich folgt der MSCI World dem Prinzip: Je größer der Börsenwert einer Firma, desto stärker ist ihr Gewicht im Index. Deshalb ist der Anteil der großen Sieben so hoch. US-Aktien hatten in der Spitze einen Anteil von 75 Prozent an dem Aktienindex. Mit den Kurseinbußen ist der Anteil mittlerweile auf etwas über 72 Prozent gesunken. Die zehn Konzerne mit dem größten Gewicht im MSCI World stammen aber alle aus den Vereinigten Staaten.
Währungsrisiko und Klumpenrisiko
Für MSCI-World-Anleger aus Deutschland bringt dies zwei Gefahren mit sich: Sie sind in hohem Maße davon abhängig, wie sich der Aktienmarkt in den USA entwickelt. Außerdem haben sie ein Währungsrisiko, weil viele der im MSCI World enthaltenen Aktien in US-Dollar gehandelt werden.
Nun kann man zwar einwenden, dass diese US-Konzerne einen Großteil ihres Umsatzes im Ausland erwirtschaften. Das ändert aber nichts daran, dass der US-Anteil im MSCI World viel größer ist als die weitweite Wirtschaftsleistung der US-Unternehmen. Experten sprechen deshalb von einem "Klumpenrisiko".
Wer auf den Weltindex setzt, sollte sich deshalb im Klaren sein, dass dies letztlich auch eine Wette auf den weiteren Erfolg der US-Unternehmen und des US-amerikanischen Tech-Sektors ist. Langfristig haben Anleger mit dieser Wette aber nichts falsch gemacht: ETFs auf den MSCI World haben in den vergangenen fünf Jahren Anlegern sehr gute Renditen von mehr als zehn Prozent pro Jahr beschert (siehe Tabelle).
Was also tun?
Wie sich der MSCI World ergänzen lässt
Anlageexperten sind sich einig: Wer sein Risiko minimieren will, kann einem ETF-Basisinvestment auf den MSCI World andere ETFs beimischen, um das Risiko auf noch mehr Aktien, Branchen, Länder und Kontinente zu verteilen. Schließlich steuert die US-Wirtschaft nur rund ein Viertel zum weltweiten Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei.
Anlageexperten diskutieren deshalb vor allem fünf Anlagemöglichkeiten, um einen langfristigen Sparplan mit MSCI-World-ETFs zu ergänzen. Die jeweiligen ETFs dazu finden sich in unserer Tabelle, eine Anlageempfehlung ist damit nicht verbunden. Entscheiden müssen Sie selbst, je nach Ihren persönlichen Vorlieben, Ihrer Risikobereitschaft und Ihren Anlagezielen.
Möglichkeit 1: ein Welt-ETF ohne USA
Wer sein USA-Gewicht im Wertpapierdepot reduzieren will, kann zusätzlich einen ETF wählen, der auf den Index MSCI World ohne USA (PDF)(öffnet im neuen Fenster) setzt. Der MSCI World ex USA umfasst knapp 800 Aktien aus 22 Industrienationen.
Die Stiftung Warentest merkt aber an: In den vergangenen zehn Jahren hätte ein solcher ETF deutlich weniger Rendite gebracht als ein Standard-ETF auf den MSCI World. Kein Wunder, ohne einen US-Anteil konnte man auch nicht vom Höhenflug der großen Sieben profitieren.
Möglichkeit 2: ein Welt-ETF mit weniger USA
Anleger können auch einen Welt-ETF wählen, der der Kursentwicklung des MSCI World Equal Weighted (PDF)(öffnet im neuen Fenster) nachfolgt. Hier beläuft sich der US-Anteil auf gut 40 Prozent bei einer Aktienanzahl von mehr als 1.300.
In diesen Index sind alle Unternehmen gleich gewichtet und nicht wie beim MSCI World nach ihrem Börsenwert (Marktkapitalisierung). Aber auch dieser Index hinkte lange Jahre mit seiner Rendite dem MSCI World deutlich hinterher.
Möglichkeit 3: ein ETF, der auf Europa setzt
Man kann aber auch den Anteil europäischer Aktien im Portfolio erhöhen. Dies geht zum Beispiel mithilfe eines ETF, der dem europäischen Aktienbarometer Stoxx 600 (PDF)(öffnet im neuen Fenster) folgt. Darin enthalten sind die 600 größten Unternehmen aus europäischen Industrieländern, inklusive der Schweiz und Großbritanniens.
Oder man folgt per ETF dem Index MSCI Europe(öffnet im neuen Fenster) , der Zugang zu den etwa 400 größten und umsatzstärksten Unternehmen aus 15 europäischen Industrieländern bietet.
Möglichkeit 4: ein ETF, der in Schwellenländer investiert
Im klassischen MSCI World sind Unternehmen mit Sitz in Staaten wie China, Indien oder Brasilien nicht enthalten. Wer das ändern will, kann ebenfalls marktbreit weltweit investieren und einen ETF dazumischen, der dem MSCI All Country World ( ACWI(öffnet im neuen Fenster) ) folgt. In diesem Index sind auch Aktien von 24 Schwellenländern (Emerging Markets) berücksichtigt.
Insgesamt erhöht sich damit die Anzahl der Titel im Vergleich zum Mutterindex MSCI World von zuletzt 1.322 auf 2.524 Titel. Das Problem dabei: Trotz der vielen zugefügten Aktien beläuft sich das US-Gewicht in diesem Index immer noch auf knapp 65 Prozent (Stand jeweils: Ende Juli 2025).
Noch breiter ist das Risiko gestreut beim FTSE All-World Index (PDF)(öffnet im neuen Fenster) des britischen Anbieters FTSE Russell. Mit mehr als 4.200 Unternehmen deckt er etwa 90 Prozent der weltweiten Aktienbörsenwerte ab. Allerdings liegt auch hier das Gewicht der US-Aktien immer noch bei fast 64 Prozent.
Alternativ können Anleger ihrem Depot auch einen ETF beimischen, der ausschließlich in Schwellenländer investiert. Dabei ist aber zu beachten, dass ein weltumspannender ETF wie der auf den MSCI ACWI oder den FTSE All-World bereits Schwellenländer enthält. Wer sich separat in den Schwellenländern engagieren will, kann aber selbst bestimmen, wie hoch der Aktienanteil aus Taiwan, China und Co. sein soll.
Wie Anleger mit den Kursschwankungen umgehen können
Die Stiftung Warentest rät: Ruhe bewahren und nicht übereifrig Anteile verkaufen, nur weil vorübergehend die Kurse des gekauften Aktien-ETFs- heruntergegangen sind. Dafür gibt es mehrere Gründe.
Wer vorzeitig mit Verlusten verkauft, hat die Verluste nicht nur auf dem Papier, sondern tatsächlich realisiert. Ohne Wiedereinstieg können solche Anleger von später möglicherweise steigenden Kursen nicht profitieren. Das gilt erst recht für den Fall, dass man das Geld nicht jetzt oder in naher Zukunft braucht.
Darauf zu hoffen, die richtige Zeit zum Einstieg zu finden, geht meistens schief. Niemand kann treffsicher voraussagen, ob die Aktienkurse weiter sinken und der Tiefpunkt erreicht ist. In den Jahren 2000 bis 2002 zum Beispiel ging es mehr als zwei Jahre abwärts, der Deutsche Aktienindex (Dax) verlor zwei Drittel seines Wertes.
Es kann aber auch sein, dass sich die Kurse schnell erholen, wie im Frühjahr 2020, als die Coronapandemie die Weltbörsen erschütterte. Unabhängige Geldexperten empfehlen Privatanlegerinnen und Anlegern statt auf das richtige Timing zu setzen das sogenannte prognosefreie Investieren. Dabei bemüht man sich erst gar nicht, den besten Ein- oder Ausstiegszeitpunkt zu erwischen, weil das ohnehin nicht klappt.
Sparpläne verändern
Wer nun stärker diversifizieren will, dafür aber kein zusätzliches Geld zur Verfügung hat, sollte seine Sparpläne verändern und so schrittweise die Gewichtung im Portfolio ändern.
Beispiel: Eine Sparerin legt jeden Monat 200 Euro in einen ETF an, der den MSCI World nachbildet. Ihr Ziel: sich ein kleines Vermögen aufbauen, aus dem sie sich später im Ruhestand jeden Monat eine bestimmte Summe auszahlen lässt. Nun reduziert sie die monatliche Einzahlung in diesen ETF auf 100 Euro. Die übrig gebliebenen 100 Euro verteilt sie auf zwei ETFs, 50 Euro gehen in einen Europa-ETF, 50 Euro in einen Schwellenländer-ETF. Dadurch reduziert sie Schritt für Schritt den USA-Anteil in ihrem Fondsdepot.
Aktien-ETFs langfristig anlegen
Das erste Halbjahr 2025 hat erneut gezeigt: Aktienkurse können stark schwanken. Deshalb sind Aktien-ETFs, etwa für die Altersvorsorge, nur geeignet, wenn man langfristig anlegt. Nach fünf, spätestens nach zehn Jahren hatten international breit angelegte Aktienanlagen in der Vergangenheit auch die größten Kursverluste wieder aufgeholt. Geld, auf das man kurzfristig angewiesen ist, sollten Anleger nie in Aktien investieren.
Sicherheitsbausteine und Renditebausteine verwenden
Wegen der jüngsten Kursturbulenzen kann man sich auch noch einmal in Erinnerung rufen, was die Stiftung Warentest seit Jahren Privatanlegern empfiehlt(öffnet im neuen Fenster) : nämlich sich ein sogenanntes Pantoffelportfolio mit einem Sicherheitsbaustein wie Tages- und Festgeld und einem Renditebaustein mit breit angelegeten Aktien-ETFs aufzubauen.
Dabei entscheidet man zunächst, wie man das Risiko verteilen will, zum Beispiel 50 Prozent Aktien, 50 Prozent sichere Sparanlagen. Einmal im Jahr sollte man prüfen, ob etwas zu tun ist, um das ursprüngliche Mischungsverhältnis wiederherzustellen. Ohne dieses Rebalancing würden Anleger bei steigenden Aktienkursen einen viel größeren Aktienanteil im Portfolio bekommen, als sie ursprünglich wollten.
Wer in Zeiten niedrigerer Kurse investiert und weiter spart, kann diese Gelegenheit nutzen, um über ETF-Sparpläne günstig Fondsanteile einzusammeln - und davon profitieren, dass sich die Aktienkurse hoffentlich weiter langfristig nach oben bewegen.
Thomas Öchsner(öffnet im neuen Fenster) ist seit mehr als 30 Jahren Finanzjournalist und war leitender Redakteur in der Wirtschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung.



