Abhörplatine im Kryptotelefon
Der Assange-Vertraute fühlte sich dann in Cafés beobachtet oder nachts auf dem Heimweg verfolgt. "Nicht mehr cool" sei es gewesen, als er auf Reisen Personen gesehen habe, die wie Obdachlose gekleidet gewesen seien, jedoch hochauflösende Kameras mit Teleobjektiven in den Händen gehalten hätten.
Besonders offensichtlich wurde die Überwachung, als er im Jahr 2018 eines seiner Kryptotelefone aufschraubte, weil es einen Displayschaden hatte. Dabei sei ihm aufgefallen, dass die Tastaturplatine ausgetauscht und verwanzt worden war. In seinem Vortrag zeigte er Fotos von einer zusätzlich aufgebrachten Schaltung samt Batterie, die das modifizierte Festnetztelefon vom Typ Snom 817 abhören sollte.
Wer steckt dahinter?
Er habe nicht ganz nachvollziehen können, seit wann das damals fünf Jahre alte Gerät bereits verwanzt gewesen sei. Die Bauteile der Abhörschaltung stammten aus den Jahren 2013/14. Da die Platinenmaße nicht metrisch gewesen seien, gehe er von einem außereuropäischen Akteur aus. Die Antenne sei für etwa 800 Megahertz ausgelegt worden. Müller-Maguhn spekulierte, dass der Special Collection Service (CSC) oder die Eliteeinheit Tailored Access Operations (TAO) der NSA die Technik entwickelt haben könnten. Die Physical Access Group (PAG) der CIA könnte dabei involviert gewesen sein, die Platine auszutauschen.
Als weitere merkwürdige Vorfälle nannte Müller-Maguhn ein manipuliertes Schloss in seiner Wohnungstür und geöffnete Post an spanische Anwälte. Allerdings konnte er wegen der Verzögerungen und technischen Probleme bei seinem Vortrag nicht mehr auf mögliche Lösungen im Umgang mit der mutmaßlichen Überwachung eingehen.
Unter der Annahme, dass die CIA für das Ganze verantwortlich sei, blieben ihm drei Optionen, sagte Müller-Maguhn: Entweder nähmen die Behörden Pompeo wegen des illegalen Vorgehens fest oder er erkranke an Krebs und sterbe an schlechtem Karma. Die dritte Möglichkeit: "Ich werde Landwirt und Ihr löst das Problem."
Nachtrag vom 29. Dezember 2020, 12:22 Uhr
Der am Montag wiederholte Vortrag steht inzwischen auf media.ccc.de zur Verfügung. Die Vortragsfolien sind an dieser Stelle abrufbar.
Im Vergleich zu einer früheren Version des Artikels haben wir das Modell des Festnetztelefons (Snom 870 statt 817) und die Angaben zu den Problemen mit den VPN-Verbindungen korrigiert.
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Andy Müller-Maguhn: Ein Assange-Vertrauter im Visier der CIA |
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(...) Du meinst von Grenzern rausgezogen? Ist mir nur einmal in China (Von Hong Kong...
Sieht mir stark nach einem "Embeddable Security System 1610" von Viasat aus. Guckst Du...
Korrekt. ;-) Siehe auch meinen Beitrag dazu (der vermutlich noch modereiert werden muss...
und zoll sind abgeleitet von meter ;)
Wer solche Geschichten liebt und Lust auf nen klasse Film jenseits der IT hat: Take...
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