Sennheiser MB 660 und PXC 550
Gerade für solche Umgebungen hat Sennheiser Communications den MB 660 UC entwickelt. Das Headset ist gewissermaßen der professionelle Bruder des PXC 550. Die bei Kopenhagen ansässige Firmentochter der Sennheiser-Gruppe, ein Joint Venture mit dem dänischen Hörgerätehersteller William Demant Holding, hat zusätzliche Funktionen für Büroanwendungen hinzugefügt.
Allerdings betreffen die Unterschiede nicht die eigentliche Geräuschunterdrückung. Der MB 660 ist für das sogenannte Unified Communications (UC) optimiert, wie es beispielsweise von Skype for Business genutzt wird. Dafür wird ein zusätzlicher USB-Stick mitgeliefert, der für Skype zertifiziert ist. Eine weitere Softwarefunktion (Speakfocus) soll die Qualität der aufgenommenen Stimme verbessern und unerwünschte Hintergrundgeräusche ausfiltern. Die sogenannte Room-Experience-Technik soll ein besseres Klangerlebnis liefern.
Typische Bürogeräusche werden nur gedämpft
Typische Bürogeräusche wie das Klappern der Tastatur oder die Gespräche der Kollegen werden mit ANC allerdings nur ein wenig gedämpft. Etwas überflüssig erscheint daher die Option, bei geringen Umgebungsgeräuschen automatisch die Dämpfung zu drosseln. Die Geräuschunterdrückung ist ein angenehmer Zusatzeffekt für diejenigen, die ohnehin ständig ein Headset tragen müssen, weil sie etwa in einem Callcenter arbeiten. Für die anderen lohnt es sicher eher nicht, den ganzen Tag die Kopfhörer auf den Ohren zu lassen, nur um die Umgebungsgeräusche etwas leiser zu hören - was übrigens für alle von uns getesteten Headsets gilt.
Demgegenüber wird ein Flug mit dem Sennheiser zu einem völlig neuen Geräuscherlebnis. Hört man Musik, ist das typische Brummen praktisch verschwunden. Das gilt sowohl bei einer großen A 380 als auch bei einem kleineren Kurzstreckenflugzeug wie der A 320, wo man näher an der Turbine sitzt. Aber selbst ohne Musik oder Kinofilm macht der Kopfhörer den Flug viel angenehmer. Man hat gar nicht mehr das Gefühl, in einem Flugzeug zu sitzen.
Die Bedienung ist bequem
Was den Bedienungskomfort betrifft, überzeugt der Sennheiser ebenfalls. Das Touchfeld an der rechten Muschel steuert die Wiedergabe von Musik und das Telefonieren. Neben Start und Stopp lässt sich damit zwischen Musiktiteln springen sowie vor- und zurückspulen. Allerdings stehen diese Funktionen nicht bei allen Wiedergabeprogrammen gleichermaßen zur Verfügung. Webangebote wie Youtube lassen sich damit nicht steuern, bei Windows-Anwendungen wie Groove oder VLC funktioniert das Spulen nicht oder nur eingeschränkt. Der automatische Musikstopp beim Absetzen des Kopfhörers funktioniert ebenfalls nur bei eigentlichen Wiedergabeprogrammen.
Was positiv auffällt: Anders als bei den ebenfalls getesteten Sony MDR-1000X und dem Bose QC 35 lässt sich die Lautstärke am Gerät auch dann regeln, wenn der Klinkenstecker eingesteckt ist. Gerade im Flugzeug ist das praktisch, wenn die Bordansage plötzlich mit voller Lautstärke auf die Ohren dröhnt. Zudem lässt sich der Kopfhörer auch dann verwenden, wenn er per USB-Kabel aufgeladen wird. Sogar ohne Bluetooth und Klinkenstecker. Bei einer Ladezeit von drei Stunden ist es schon ganz praktisch, dann kein Ersatzgerät benötigen zu müssen.
Ansagen von strenger Vorzimmerdame
Ein weiterer Vorteil des Sennheiser sind die Funktionen der bereitgestellten App Cap Tune. Diese verfügt über einen Equalizer mit frei programmierbaren sowie einigen voreingestellten Sounds. Zudem lässt sich damit die Stärke der Geräuschunterdrückung frei einstellen. Ebenfalls kann damit die Sprache der Ansage geändert werden. Neben Deutsch und Englisch stehen sechs weitere Sprachen zur Verfügung. Da die deutschen Ansagen offenbar von Herrn Sennheisers strenger Vorzimmerdame persönlich eingesprochen wurden, empfehlen wir stattdessen die sympathische französische Stimme. Die Equalizer-Einstellungen wirken sich jedoch nur auf Musik aus, die über die App abgespielt wird. Die App erkennt auch alle anderen von uns getesteten Bluetooth-Geräte und lässt sich mit diesen nutzen.
Noch besser wäre die App, wenn sich damit der Doppelklick für das Touchpad einstellen ließe. Mit dieser "Talk Through"-Funktion, früher Schnöseltaste genannt, lassen sich Geräuschunterdrückung und Musikwiedergabe unterbrechen, um beispielsweise auf eine Frage eines Kollegen oder einer Stewardess zu reagieren. Klickt man jedoch zu langsam oder zu schnell, führt das zu unerwünschten Effekten oder es passiert gar nichts. Nicht ausgeschlossen, dass Sennheiser eine solche Funktion nachliefert. Denn über eine eigene Software lassen sich Updates der Firmware aufspielen.
Zwischenfazit: gute Eigenschaften für einen stolzen Preis
Erstaunlicherweise ist der MB 660 UC im Internet inzwischen ab 370 Euro zu bekommen und damit günstiger als der PXC 500 für 400 Euro. Ursprünglich sollte der MB 660 mit 450 Euro etwas teurer sein. Das ist in beiden Fällen noch eine ordentliche Stange Geld für einen Kopfhörer, dessen Vorteile sich vor allem beim Fliegen und Bahnfahren auszahlen. Dafür erhält der Nutzer aber ein gut verarbeitetes Gerät, das über viele Funktionen für den Büroalltag verfügt und dessen Akustik völlig ausreicht. Zwar sind im Standardmodus die Höhen etwas dominant, aber dies liegt wohl darin begründet, dass der MB 660 vor allem beim Telefonieren zum Einsatz kommen soll.
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ANC-Kopfhörer im Praxistest: Mit der Schnöseltaste seine Ruhe finden | Bose QC 35 |
Also bei amazon z.B. ist er verfügbar für 249 Euro, per Express bestellen, dann ist er...
Ich habe den Sony selbst getestet. Leider sind mir 2 Dinge extrem unangenehm aufgefallen...
Hast du den selbst mal gehört? Der Bose QC35 ist alles andere als basslastig!
Danke, darauf wollte ich auch hinweisen. Wenn die Ansage stört, kann diese in der App...
Zum einen bekommst du auch Kapselgehörschutz mit integriertem Kopfhörer zu kaufen, zum...