AMX-Konferenzsysteme: Hintertür für Black Widow und Batman

Erneut gerät eine Firma in den Verdacht, Hintertüren in Produkte eingebaut zu haben. Geräte der Firma AMX, die Technikausstattung für Konferenzräume entwickelt, enthielten versteckte Administratoraccounts mit Namen aus der Comicwelt.

Artikel veröffentlicht am , Hanno Böck
Eine Hintertür für Black Widow? Ein zusätzlicher Benutzeraccount in AMX-Konferenzsystemen gibt Rätsel auf.
Eine Hintertür für Black Widow? Ein zusätzlicher Benutzeraccount in AMX-Konferenzsystemen gibt Rätsel auf. (Bild: Marvel / Filmplakat)

Eine Hintertür für Black Widow, die Top-Agentin der Geheimorganisation Shield, und eine weitere für Batman? Was sich wie ein Scherz anhört, hat einen ernsten Hintergrund. Sicherheitsexperten der Firma SEC Consult fanden in Systemen der Firma AMX versteckte Administratoraccounts. Laut einer Sicherheitsempfehlung von AMX handelte es sich dabei um Debugging-Accounts, doch es wurden einige Bemühungen unternommen, den Accounts besondere Rechte zu geben und diese zu verstecken.

AMX entwickelt Systeme, welche die Audio- und Videoausstattung in Konferenzräumen steuern. Zu den Kunden von AMX gehören hochrangige Regierungseinrichtungen und Militärs, auf einem Foto ist US-Präsident Barack Obama vor einem Steuerungsbildschirm eines AMX-Systems zu sehen.

Funktion richtet "subtilen" Nutzeraccount ein

Auf einem Steuerungsgerät von AMX fanden die Forscher von SEC Consult eine ungewöhnliche Funktion mit dem Namen "setUpSubtleUserAccount". Diese Funktion legte einen Nutzeraccount mit dem Benutzernamen Black Widow mit einem fest eingestellten Passwort an. Black Widow ist der Name einer Top-Agentin aus diversen Marvel-Filmen und Comics.

Den Forschern von SEC Consult gelang es, sich mit dem Account im Webinterface und im Kommandozeileninterface dieses Systems einzuloggen. Der Nutzeraccount hatte zusätzliche Rechte, die normalen Administratoren nicht zur Verfügung stehen. So kann der Account Netzwerkpakete aufzeichnen. Weiterhin verhindert das System, dass andere Administratoren den Account sehen können. Alle Funktionen, die der Auflistung von Nutzeraccounts dienen, wurden so manipuliert, dass sie diesen Account nicht anzeigen.

Zunächst wandten sich die Sicherheitsexperten an den europäischen Vertrieb von AMX. Dort teilte man ihnen nach mehreren Monaten mit, dass eine neue Version der Firmware verfügbar sei, die das Problem behebe. Doch der unerwünschte Nutzeraccount war lediglich umbenannt worden und lautete nun "1MB@tMaN". Nach weiteren Kontaktversuchen mit AMX direkt und über das CERT/CC veröffentlichte AMX ein eigenes Advisory. Demnach sind 24 verschiedene Geräte betroffen.

Nur ein Debugging-Account?

Das Advisory von AMX spricht nicht von einer Sicherheitslücke, lediglich vom "Verbessern der Sicherheit" ist die Rede. Weiterhin erwähnt das Advisory, dass ein Debugging-Account entfernt worden sei. SEC Consult gibt an, dass sie das jüngste Update noch nicht geprüft hätten und nicht wüssten, ob die Hintertür entfernt worden sei. Die Passwörter hat SEC Consult nicht veröffentlicht, allerdings dürfte es für Kriminelle nicht allzu schwierig sein, mittels einer eigenen Analyse der entsprechenden Firmwares in deren Besitz zu gelangen. Nutzer von AMX-Systemen sollten die Updates schnellstmöglich einspielen - und hoffen, dass AMX die Extra-Accounts diesmal wirklich entfernt hat.

In der jüngsten Zeit gab es mehrere Vorfälle, bei denen mögliche Hintertüren in der Firmware von Hardware-Appliances entdeckt wurden. Bei Juniper wurden eine ganze Reihe unterschiedlicher Hintertüren gefunden. In älteren Fortinet-Firmwares wurde eine zusätzliche SSH-Authentifizierungsmethode mit einem statischen Passwort entdeckt. Fortinet bestritt, dass es sich dabei um eine Hintertür gehandelt habe. Auch Cisco musste kürzlich vermelden, dass in zahlreichen Geräten der Firma ein Login mit einem Standardpasswort möglich gewesen sei.

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