American Psychological Association: Studie sieht Verbindung zwischen Games und Gewalt

Die American Psychological Association (APA) schreibt in einer umfangreichen neuen Studie(öffnet im neuen Fenster) , dass es einen wissenschaftlich belegten Zusammenhang von gewalthaltigen Computerspielen und dem Entstehen von Aggressionen gebe. Gleichzeitig betonen die Forscher, dass zumindest derzeit noch keine ausreichenden Daten darüber vorlägen, dass Games dann auch zu krimineller Gewalt oder anderem kriminellen Verhalten führten.
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Die Veröffentlichung der APA unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von anderen Studien zu dem Thema. So haben die Wissenschaftler selbst keine neue Forschung etwa empirischer Art unternommen, sondern die zwischen 2005 und 2013 durchgeführten Studien neu untersucht und zusammengefasst.
Die Studie der APA ist ein Beitrag zu den Diskussionen, die es in den USA nach dem Schulmassaker von Newtown (2012) gegeben hatte. Anfang 2013 hatten sich unter anderem US-Präsident Barack Obama und sein Vize Joe Biden zum Thema Games geäußert, sich mit Vertretern der Branche und mit Kritikern zu Gesprächen getroffen und weitere Forschung eingefordert.
Die APA hat nun eine Reihe von Empfehlungen gegeben, wie Gesellschaft und Spielebranche reagieren sollten, um mit den gefundenen Problemen umzugehen. So sollten Entwickler darauf achten, dass Eltern mehr Kontrolle über die Gewaltinhalte in den Spielen bekommen, die ihr Nachwuchs zockt. Überhaupt sollten sich die Entwickler mehr Gedanken darüber machen, ob ihre Werke tatsächlich für die eigentlich anvisierte Zielgruppe geeignet seien. Außerdem, so die APA, sollten die offiziellen Altersfreigaben und -empfehlungen überarbeitet werden, indem detailliertere Angaben zur Menge und Art der Gewalt in den Games gemacht würden.
Viele offene Fragen
Die APA sagt allerdings selbst, dass mit der vorliegenden Studie längst nicht alle Fragen zum Zusammenhang von Games und Gewalt beantwortet seien. So sehen die Wissenschaftler größere Defizite bei der Untersuchung von sehr jungen Spielern, die mit Spielen aufwachsen. Ebenso sei unklar, ob Mädchen und Jungen unterschiedlich betroffen sind.
Vor allem aber die Kombination von gewalthaltigen Spielen mit anderen Risikofaktoren wie Depressionen oder einem stark ausgeprägten Hang zu kriminellem Verhalten müsse noch weiter erforscht werden. Gerade diese Mischung gilt in der Presse gelegentlich als Auslöser etwa für Amokläufe, ohne dass es dazu bislang überzeugende Belege gäbe.
Die Studie der APA muss sich - was normal ist für ein derartiges Papier - natürlich Kritik gefallen lassen. So hat der US-Branchenverband Entertainment Software Association (ESA) die Ergebnisse in einem Statement gegenüber Polygon(öffnet im neuen Fenster) vollständig abgelehnt. Allerdings ist die ESA dafür bekannt, einfach alles ohne spürbare Differenzierung abzulehnen, was irgendwie am Image der Spielebranche kratzt oder gar die Geschäfte gefährdet.
APA hat selbst zu Folter beigetragen
Etwas ernster zu nehmen ist wohl die Kritik, die rund 230 Psychologen und Wissenschaftler bereits 2013 in einem offenen Brief(öffnet im neuen Fenster) geäußert haben. Sie lehnen die nun veröffentlichte Studie nicht vollständig ab, sondern missbilligen der Methoden und äußern die Befürchtung, dass die Studie von Vornherein aus ideologischen Gründen gegen Games eingestellt sei. Außerdem weisen sie darauf hin, dass die Jugendkriminalität in den USA und vielen anderen Regionen so niedrig sei wie seit 40 Jahren nicht.
Wer (aus welchen Gründen auch immer) die Integrität der in Fachkreisen durchaus angesehenen American Psychological Association ganz grundsätzlich in Frage stellen möchte: Mitglieder der Organisation, insbesondere ein ehemaliger Präsident, waren maßgeblich daran beteiligt, Foltermethoden für den Einsatz in Guantanamo und Abu Ghraib zu entwickeln.



