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Altamides: Überwachungssoftware von First Wap wohl illegal im Einsatz

Eine aufwendige Recherche deckt mutmaßlich illegale Überwachungen von Mobilfunknummern in Deutschland und Österreich auf.
/ Mike Faust
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Ein Großteil der ausgewerteten Daten stammt aus den Jahren 2007 bis 2014. (Bild: Pixabay / Pexels)
Ein Großteil der ausgewerteten Daten stammt aus den Jahren 2007 bis 2014. Bild: Pixabay / Pexels

Die Überwachungssoftware Altamides der indonesischen Firma First Wap ist auch in Deutschland und Österreich für mutmaßlich illegale Standortabfragen über das Mobilfunknetz verwendet worden. Wie der Spiegel (Paywall)(öffnet im neuen Fenster) und das ZDF(öffnet im neuen Fenster) im Rahmen der Investigativrecherche Surveillance Secrets(öffnet im neuen Fenster) berichten, wurden diese und weitere Einsätze der Software aus einem umfangreichen Datensatz nachgewiesen.

Dieser belegt den Angaben zufolge mehr als 1,5 Millionen Trackingversuche aus 168 Ländern und Regionen weltweit, von denen die meisten zwischen den Jahren 2007 und 2024 stattfanden. Von den rund 14.000 Telefonnummern, die mit der Software lokalisiert wurden, konnte das Rechercheteam 1.500 ihren Nutzern zuordnen.

Darunter sind Enthüllungsjournalisten, Staatsanwälte und Minister sowie Diplomaten, Banker und Manager. Als Beispiele werden ein Vorstand des italienischen Ölkonzerns Eni, ein leitender Airbus-Angestellter und ein bekannter Formel-1-Blogger genannt.

Keine richterliche Anordnung

Mit dem Altamides-System wurde auch der für seine Vatikan-Enthüllungen bekannte Journalist Gianlugi Nuzzi getrackt. Zwanzig Mobilfunknummern ließen sich aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern der Medientochter von Red Bull, dem Red Bull Media House zuordnen.

Zu Letzteren wurden fast 10.000 Abfragen nachgewiesen, die vor allem in Deutschland und Österreich stattfanden. Neben dem mittlerweile verstorbenen Unternehmensgründer Dietrich Mateschitz wurde Andreas Gall, der frühere Technik-Vorstand bei Red Bull Media House, besonders häufig ausgespäht.

Von wem das Tracking der Mobilfunknummern ausging, geht aus den Daten nicht hervor. Es soll sich aber eindeutig nicht um richterlich genehmigte Überwachungen handeln. Sie waren somit wohl nach deutschem und österreichischem Recht illegal.

Anbieter von Überwachungssoftware halten sich gerne bedeckt, was Angaben zu ihren Kunden angeht. Zu den bekanntesten gehört die israelische NSO Group mit ihrem Pegasus-Trojaner, deren Geschäfte kürzlich von US-Investoren übernommen wurden. Investoren aus den USA sind seit diesem Jahr die größten Geldgeber für Spyware-Unternehmen .


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