Dass die Kosten für den Rückbau stiegen und weiter steigen dürften, liegt natürlich auch am Zeitplan, den es in einer konkreteren Form gar nicht gibt. Ursprünglich gab es die Idee, bis 2012 den vollständigen Rückbau erreicht zu haben, also nach 17 Jahren.
Bis vor Kurzem galt die Mitte des kommenden Jahrzehnts als realistisches Ziel. Mittlerweile existiert kein Endtermin mehr, was aber nur teilweise auf den unterschätzten Aufwand zurückzuführen ist.
Triftige Gründe für das langwierige Bauvorhaben
So darf man wohl auch der Bürokratie eine gewisse Mitschuld geben, da weiterhin die Gesetze und Verordnungen für eine aktive Atomanlage auf das zu Teilen zurückgebaute AKW Rheinsberg angewendet werden müssen. Nicht einfacher wird die Situation durch die Tatsache, dass sich die komplette Anlage im Naturschutzgebiet befindet. Die Genehmigung für ein kurzes Stück Straße auf dem Werksgelände soll sich deshalb schnell über Jahre hinziehen.
Noch kritischer ist jedoch ein Platzproblem, das in den nächsten Jahren nicht besser wird. Aktuell werden alle weiterhin radioaktiven Bestandteile ins Zwischenlager Nord verbracht, das sich auf dem Gelände des ehemaligen Atomkraftwerks Lubmin(öffnet im neuen Fenster) befindet. Dessen Kapazität geht zur Neige, man erinnere sich an die erwähnten 300.000 Kubikmeter.
Ohne ein Endlager wird sich somit demnächst die Frage ergeben, wohin all die sicher zu verwahrenden Kisten und Container transportiert werden sollen. Die Frage, wann ein solches Lager gefunden sein wird, ob es jemals gefunden sein wird, lässt sich momentan nicht beantworten(öffnet im neuen Fenster) . 2031 will man Näheres wissen, aber ein konkreter Standort dürfte auch dann noch längst nicht feststehen.
Bild 1/23: Der Reaktordruckbehälter lässt sich vor Ort nur noch als Modell besichtigen, das annähernd so alt sein soll wie das Kernkraftwerk selbst. (Quelle: Golem/Martin Wolf)
Bild 2/23: Äußerlich, aber auch im Innenbereich ist das Verwaltungsgebäude fast unverändert. (Quelle: Golem/Martin Wolf)
Bild 3/23: Die Bewehrung des Betons hat ebenfalls mit dem Reaktor interagiert, wie viele andere Komponenten auch. (Quelle: Golem/Martin Wolf)
Bild 4/23: Im Bereich des Kraftwerks herrscht natürlich Helmpflicht. (Quelle: Golem/Martin Wolf)
Bild 5/23: Blick vom Kontrollpult der Reaktorwarte (Quelle: Golem/Martin Wolf)
Bild 8/23: Unverkennbar ein Reaktor sowjetischen Ursprungs (Quelle: Golem/Martin Wolf)
Bild 9/23: Die meisten Sensoren zur Überwachung sind mittlerweile außer Betrieb. Die Anzeigen des aktuellen Wetters laufen beispielsweise noch. (Quelle: Golem/Martin Wolf)
Bild 10/23: Warte der Wasseraufbereitung (Quelle: Golem/Martin Wolf)
Bild 12/23: Schon zu Beginn der Rückbauarbeiten wurden Monitore installiert, um Arbeiten im Reaktorgebäude verfolgen zu können. (Quelle: Golem/Martin Wolf)
Bild 13/23: Etwa 30 cm dickes Bleiglas ermöglichte früher den Blick in den Reaktorraum, in dem jetzt nur noch mit einfacher Schutzkleidung und persönlichem Dosimeter rückgebaut wird. (Quelle: Golem/Martin Wolf)
Bild 23/23: Die Uhr ist noch in Funktion. Markierungen an der Wand zeigen bereits entfernte Komponenten. (Quelle: Golem/Martin Wolf)
Bis dahin ein Museum
Die Problematik wird sich nach und nach natürlich für alle Atomanlagen ergeben. Und gut möglich, dass man dort auf die nächsten, nie vorhergesehenen Entwicklungen trifft, eine lange Abklingzeit in Kauf nehmen oder ganz eigene Techniken einsetzen muss, um die Anlagen zurückzubauen.
Für die nächsten Jahre wird das KKW Rheinsberg somit noch erhalten bleiben und bietet kostenlose Führungen(öffnet im neuen Fenster) an. Als Museum für das Industriedesign der DDR der Sechzigerjahre eignet sich der gesamte Komplex hervorragend und zeigt nebenbei, dass der Abschied von der Atomkraft eine anspruchsvolle und langwierige Aufgabe ist.