Akkutechnik: Hina stellt erstes Auto mit Natrium-Ionen-Akku vor

Der Verzicht auf Lithium bedeutet beim Sehol-E10X-Prototyp kaum Verlust an Reichweite, bringt aber deutlich kürzere Ladezeiten.

Artikel veröffentlicht am ,
Ein baugleicher Sehol E10X mit Lithium-Akku
Ein baugleicher Sehol E10X mit Lithium-Akku (Bild: Wikimedia/JustAnotherCarDesigner/CC-BY-SA 4.0)

Wie das Nachrichtenportal Cnevpost berichtet, hat der Akkuhersteller Hina das erste Elektroauto mit Natrium-Ionen-Akku vorgestellt. Bei dem Testwagen handelt es sich um einen JAC Sehol E10X, ein Kleinwagen, der in China je nach Ausstattung für umgerechnet 6.500 bis 10.500 Euro verkauft wird.

Die Umstellung auf Natrium bedeutet dabei keinen Reichweitenverlust. Das Auto wird üblicherweise mit Lithiumakkus von 20 kWh oder 31 kWh Kapazität angeboten, der Natriumakku hat 25 kWh. Im chinesischen Testzyklus entspricht das einer Reichweite von 250 km, die aber nur im Stadtverkehr realistisch ist. Die Lebensdauer des Akkus gibt Hina mit 2.000 bis 3.000 Ladenzyklen an.

Der Natrium-Akku liefert bei -20 Grad Celsius noch 90 Prozent der Kapazität und muss dafür im Winter nicht aufgewärmt werden. Im Winter dürfte der Akku etwa genauso viel Energie liefern wie der größere 31-kWh-Akku. Bei Zimmertemperatur kann der leere Akku außerdem innerhalb von 15 Minuten auf 80 Prozent geladen werden. Hinzu kommen niedrigere Akkukosten und die Unabhängigkeit von der Verfügbarkeit von Lithium.

Ausreichend Energiedichte für größere Autos

Die vergleichsweise geringe Kapazität des Akkupacks ist nicht der Energiedichte geschuldet, sondern der geringen Größe des Kleinwagens. Sie liegt mit 120 Wh/kg nur knapp unterhalb der 125 Wh/kg des ersten LFP-Akkupacks vom Tesla Model 3 SR+ im Jahr 2020. Ein vergleichbares Natrium-Akkupack mit dessen Kapazität von 54 kWh würde lediglich 18 kg mehr wiegen als die 432 kg des Packs im 2020er Tesla und bei gleicher Reichweite eine weit überlegene Ladeleistung bieten.

Die Energiedichte der im Auto verbauten Akkuzellen liegt bei 140 Wh/kg. Hina hat nach Angaben der Cnevpost aber gleichzeitig Akkus mit 150 und 155 Wh/kg vorgestellt. Der weltgrößte Akkuhersteller CATL gibt die Energiedichte seiner Natrium-Akkuzellen mit 160 Wh/kg an und will in der zweiten Generation mehr als 200 Wh/kg erreichen. In Elektroautos gebräuchliche LFP-Akkus mit Lithium erreichen etwa 160 bis 200 Wh/kg.

Hina (auf Chinesisch Haina, dt. Meersalz oder Meer-Natrium) ist als Akkuhersteller weitgehend unbekannt, war in China jedoch die erste Firma, die Natrium-Akkus in Stromspeichern mit 100 kWh und 1 MWh Kapazität installierte. 2022 nahm Haina eine erste Produktionsstrecke mit einer Kapazität von 1 GWh pro Jahr in Betrieb. Insgesamt sind dort 5 GWh geplant, ebenso wie eine weitere Fabrik mit 30 GWh Kapazität.

Die chinesische Firma JAC ging 2017 ein Jointventure mit Volkswagen ein und befindet sich über dessen Mutterfirma JAG zu 50 Prozent im Besitz des deutschen Autoherstellers. Es ist davon auszugehen, dass die kontrollierende Mehrheitsstimme dabei in chinesischem Besitz verblieb.

Die Verwendung von Akkus auf Natrium-Basis in Elektroautos ist bereits seit längerem absehbar, spätestens nachdem CATL im Jahr 2021 die Industrialisierung der Technologie ankündigte. Bereits 2022 kündigten eine Reihe von chinesischen Herstellern Pläne für große Produktionsmengen in den nächsten Jahren an, die auch in Elektroautos Verwendung finden werden.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed


Ach 01. Mär 2023 / Themenstart

Das bestimmt. Denn auch wenn das Energie/Gewichtsverhältnis nicht so hoch ist, ist das...

FrozenPie 25. Feb 2023 / Themenstart

Ich habe die subtile Vermutung, dass in dem Bericht der HTW sich auf...

mxcd 25. Feb 2023 / Themenstart

Genau mein Gedanke. Polen ist deutlich näher an uns als wir an China und dort wird gern...

splash42 24. Feb 2023 / Themenstart

Wenn ich nicht falsch liege, auch nicht so sehr. Zum einen steht ja auch im Artikel...

Kommentieren



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Lego-kompatibel
Klemmbaustein mit Display zeigt künstlichen Horizont

Der kleine, Lego-kompatible Klemmbaustein hat ein kleines Display eingebaut, auf dem ein funktionierender künstlicher Horizont läuft.

Lego-kompatibel: Klemmbaustein mit Display zeigt künstlichen Horizont
Artikel
  1. E-Fuels: Kommt die elektronische Betankungsüberwachung?
    E-Fuels
    Kommt die elektronische Betankungsüberwachung?

    Offenbar will die EU-Kommission der FDP in Sachen E-Fuels entgegenkommen. Künftig könnten Autos bei falsch getanktem Sprit stehenbleiben.

  2. Offener Brief an Sundar Pichai: Alphabet-Angestellte bitten ihren Chef, nichts Böses zu tun
    Offener Brief an Sundar Pichai
    Alphabet-Angestellte bitten ihren Chef, nichts Böses zu tun

    "Don't Be Evil" war lange das Motto von Google. Mit diesen Worten endet auch ein offener Brief von Angestellten an ihren CEO Sundar Pichai.

  3. Gegen Handelsblockade: Neue Freiheit für Chinas Halbleiterbranche
    Gegen Handelsblockade
    Neue Freiheit für Chinas Halbleiterbranche

    China fehlt der Chip-Nachschub aus Taiwan, mit mehr Freiheit für heimische Hersteller will die Regierung gegensteuern. Ein Manager hat seine Freiheit aber offenbar verloren.
    Eine Analyse von Johannes Hiltscher

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • NBB Black Weeks: Rabatte bis 60% • PS5 + Resident Evil 4 Remake 569€ • LG OLED TV -57% • WD SSD 2TB (PS5) 167,90€ • MindStar: Ryzen 9 7900X3D 625€ • Amazon Coupon-Party • Gainward RTX 3090 1.206€ • Samsung ext. SSD 2TB 159,90€ • Neue RAM-Tiefstpreise • Bosch Professional [Werbung]
    •  /