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Airpods Pro 3 im Test: Apple verspricht viel und hält wenig

Die angeblich besten ANC -Bluetooth-Hörstöpsel kommen nicht an die Konkurrenz heran – und sind sogar teils schlechter als die Vorgänger.
/ Ingo Pakalski
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Apples Airpods Pro 3 im Test (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
Apples Airpods Pro 3 im Test Bild: Martin Wolf/Golem.de
Inhalt
  1. Airpods Pro 3 im Test: Apple verspricht viel und hält wenig
  2. Weniger Funktionen ohne Apple-Produkt
  3. Verfügbarkeit und Fazit: Airpods Pro 3

Die Airpods Pro 3 sollen besser sein als die Vorgänger und eine bessere ANC-Leistung liefern als die Konkurrenz. Im Test zeigt sich: Trotz einiger Verbesserung hält Apple dieses Versprechen nicht.

Zunächst zu Funktionen, Tragekomfort und Zubehör. Unverändert gewährt Apple seinen Bluetooth-Kopfhörerprodukten einen noch stärker eingeschränkten Funktionsumfang, wenn sie mit Apple-fremden Betriebssystemen verwendet werden. Kunden werden über den verringerten Funktionsumfang im Unklaren gelassen(öffnet im neuen Fenster) .

Bei uns sitzen die bisherigen Airpods-Pro-Modelle auch nach Stunden noch superbequem im Ohr und wir spüren sie eigentlich nie – damit schlagen sie in dieser Disziplin viele Konkurrenzprodukte. Für die Airpods Pro 3 hat Apple ganz neue Aufsätze konzipiert, die mit den bisherigen nicht kompatibel sind.

Airpods Pro 3 sitzen nicht mehr so bequem im Ohr

Direkt beim ersten Tragen fühlen sich die Airpods Pro 3 weniger luftig und angenehm an, wir spüren sie deutlich im Ohr. Das legt sich mit der Gewöhnung nur teilweise; nach mehreren Stunden sind wir froh, sie aus dem Ohr zu nehmen. Etwas Vergleichbares haben wir mit den Airpods Pro 2 nie erlebt. Das kann natürlich individuell anders sein. Wer bisher mit dem Tragekomfort der Airpods Pro 2 Probleme hatte, erlebt vielleicht sogar eine Verbesserung.

Apple liefert neuerdings fünf statt vier unterschiedlich große Aufsätze mit. Andere Hersteller wie Technics bieten Käufern aber noch mehr .

Kein Ladekabel und nur eine Farbe

Ein Ladekabel gibt es von Apple nicht mehr dazu – bei der Konkurrenz gehört das meist weiterhin zum Lieferumfang, auch wenn Apple bereits vor einem Jahr damit begonnen hat, bei Kopfhörerprodukten das Ladekabel einzusparen .

Weiterhin bietet Apple die neuen Airpods Pro nur in einer Farbe an: Weiß. Hersteller anderer Kopfhörer bieten hier größtenteils mehr Auswahl. Im Vergleich zum Vorgängermodell wurde die IP-Schutzklasse bei den Airpods Pro 3 von IP54 auf IP57 erhöht, so dass diese auch mal einen Wassersturz überstehen.

Bose bleibt bei der ANC-Leistung besser

Laut Apple haben die Airpods Pro 3 die weltweit beste ANC-Leistung und wir hätten das gerne erlebt. Allerdings können wir Apples Behauptung nicht bestätigen. Die Airpods Pro 3 liefern zwar in einigen Lärmkulissen eine merklich bessere Geräuschunterdrückung als das Vorgängerprodukt, es gibt aber auch Situationen, in denen kein Unterschied auszumachen ist.

An die Top-ANC-Leistung der Bose-Produkte kommen die Airpods Pro 3 hingegen nie heran. Ein paar Beispiele aus dem Alltag.

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Bei der Fahrt in der Berliner S-Bahn saugen die Bose-Produkte quasi alle Fahrgeräusche ein, während wir diese mit den Airpods Pro 3 weiterhin ertragen müssen. Als wir mit einem Staubsauger hantieren, hören wir das Tösen mit den Bose-Stöpseln gar nicht mehr; mit den Airpods Pro 3 sind die Sauggeräusche weiterhin leiser zu hören.

Während wir mit den Bose-Produkten Gespräche im gleichen Raum so leise bekommen, dass sie nicht mehr ablenken, ist Gesprochenes mit den Airpods Pro 3 genauso laut zu hören wie ohne Stöpsel im Ohr. Dabei hören wir immer bewusst keine Musik, um die effektive ANC-Leistung ermitteln zu können.

Erfreulicherweise agieren die Airpods Pro 3 immer rauschfrei, kennen weiterhin keine Probleme mit Schritthall und moderater Wind verursacht keine lauten Pfeifgeräusche, bei starkem Wind pfeift es aber im Ohr. Im Vergleich zu den Airpods Pro 2 hat sich nichts geändert.

Unverändert agiert auch der Transparenzmodus, der weiterhin ausgesprochen natürlich klingt.

Mit dem Transparenzbetrieb werden Gespräche eins zu eins durchgeleitet und dabei macht moderater Wind keine Pfeifgeräusche. Bei stärkerem Wind pfeift es hingegen durchaus. Wir können den Transparenzmodus auf Zuruf aktivieren und dann wird die Musik leiser gestellt.

Weiterhin fehlt eine Option, dass die Musik stattdessen angehalten wird, was bei einer Unterhaltung wesentlich sinnvoller wäre. Die Stimmenaktivierung funktioniert nur, wenn ausschließlich Apple-Produkte verwendet werden.

Auch der Adaptivbetrieb blieb unverändert und kann es weiterhin nicht mit Active Sense von Bose aufnehmen. Dieser Modus soll unter anderem eigentlich besonders laute Geräusche, die etwa im Transparenzbetrieb ungefiltert ins Ohr gelangen würden, fernhalten. Die Umsetzung überzeugt uns weiterhin nicht und das liegt auch an der ANC-Leistung.

Bose-Funktion ist ein Segen

Bei Bose heißt diese Funktion Active Sense und schafft es vorbildlich, lauten Krach erheblich zu verringern und gleichzeitig die normalen Umgebungsgeräusche durchzulassen. Im direkten Vergleich enttäuschen die Airpods Pro weiterhin, weil das Apple-Produkt beispielsweise Sirenen eben nicht so leise hinbekommt wie Bose.

Anders als bei Bose ist die ANC-Leistung im Adaptivbetrieb bei den Airpods Pro 3 geringer als im normalen ANC-Modus. Es ist weiterhin nicht möglich, auf Zuruf den Adaptivmodus zu aktivieren. Das ist so ziemlich die einzige Komfortfunktion der Airpods Pro 3, die auch mit Android-Geräten nutzbar ist, allerdings muss dies einmalig an einem Apple-Produkt aktiviert werden.

Apple deaktiviert Abschaltung von ANC- und Transparenzbetrieb standardmäßig

Die Abschaltung von ANC-Technik und Transparenzmodus ist standardmäßig nicht mehr vorhanden. Wer das weiterhin nutzen will, muss die Funktion Hörmodus aus ganz unten in den Einstellungen aktivieren. Dann wird der Schalter zur Deaktivierung wieder eingeblendet. Das Ganze wird nirgendwo erklärt, so dass der Eindruck vermittelt wird, die Funktion sei gestrichen worden.

Beim Moduswechsel erfolgen keine Ansagen, sondern dies wird weiterhin durch Töne signalisiert. Die jeweiligen Töne sind allerdings nicht so gut umgesetzt wie bei Nothing . Die Lautstärke der Töne lässt sich für die Airpods Pro 3 anpassen, die Option ist unverständlicherweise jedoch nur mühsam zu finden.

Mit aktiviertem ANC-Betrieb können wir auch die Airpods Pro 3 gut unter einer Mütze tragen, die Stöpsel werden weder schmerzhaft ins Ohr gedrückt, noch raschelt es bei Kopfbewegungen. Anders sieht es im Transparenzmodus aus: Wie auch beim Vorgängermodell wird jede Kopfbewegung mit lautem Rascheln quittiert – anderen Herstellern wie Huawei gelingt das besser.

Airpods Pro 3 klingen besser, Technics noch besser

Apple gibt für die Airpods Pro 3 eine bessere Klangqualität an und hat das Klangbild tatsächlich verändert. Der Bassbereich spielt mit den Airpods Pro 3 etwas intensiver auf, was zwar nicht zulasten klarer Höhen und treibender Mitten geht, aber für manche auch zu viel des Guten sein könnte. Sie klingen etwas räumlicher und liefern weiterhin viele Details. An die für diese Geräteklasse vorzügliche Klangqualität der EAH-AZ100 von Technics kommt auch die Apple-Neuerung nicht heran.

Mittels Spatial Audio kann normales Stereomaterial mit mehr Räumlichkeit versehen werden, und das gelingt auch bei den Airpods Pro 3 gut, ohne dass die Stimmenverständlichkeit leidet, wie es bei vielen Konkurrenzprodukten der Fall ist. In Filmen hingegen verringert Spatial Audio mitunter vor allem in Actionszenen die Verständlichkeit von Dialogen. Alle Spatial-Audio-Funktionen sind ausschließlich mit Apple-Produkten nutzbar.

Unlogisch dabei: In den Einstellungen zu den Airpods Pro 3 lässt sich Spatial Audio nicht aktivieren, sondern es muss über das Betriebssystem des verwendeten Geräts gemacht werden.

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Anrufqualität unterliegt der Konkurrenz

Ein vergleichbares Problem existiert bei der Telefonie. Für die Airpods Pro 3 gibt es einen speziellen Modus, der Stimmisolation heißt und sich unpraktischerweise nur während eines Telefonats über eine Einstellung des Betriebssystems einschalten lässt. In den Einstellungen zu den Airpods Pro 3 fehlt ein Schalter dafür.

Erst durch die Stimmisolation können wir verhindern, dass Umgebungsgeräusche für die Gegenseite unangenehm laut zu hören sind. Die Stimmisolation ist so etwas wie eine ANC-Funktion für Telefonate. Sobald es in der Umgebung lauter ist, verringert sich die sonst gute Sprachqualität spürbar, die Stimme wird dumpfer und abgehackter.

Huawei schlägt Apple

Apples Bemühungen zur Unterdrückung von Umgebungsgeräuschen sind also weniger erfolgreich als etwa die Ergebnisse der Freebuds Pro 4 von Huawei ; mit denen sind wir sogar an einer lauten Baustelle klar und deutlich zu verstehen, ohne dass die Gegenseite den Krach hört. Und: Wir müssen dafür nichts in irgendeinem gut versteckten Untermenü aktivieren.

Apple unternimmt weiterhin nichts dagegen, dass das Verändern der Lautstärke am Stöpsel während eines Telefonats für die Gegenseite unangenehm ist. Das dann auftretende, laute Störgeräusch hört sich an, als würde Laub weggeharkt. Auch hier zeigt Huawei Apple bei der gleichen Bedienung seit etlichen Gerätegenerationen, wie es besser geht .

Nur Apple erwartet von seinen Kunden, dass sie die gekauften Kopfhörer nach Möglichkeit nicht mit Geräten anderer Hersteller verwenden.


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