Agilität: Ohne Produktvision ist agiles Arbeiten sinnlos
Wer seine Route nicht plant, kommt nur zufällig am gewünschten Ort an - oder gar nicht. Klingt logisch, wird aber in der Produktentwicklung oft vergessen.

Seit mehr als zehn Jahren begleite ich verschiedene Teams und Organisationen auf ihrem Weg hin zu agiler Produktentwicklung. Dabei taucht ein Muster immer wieder auf: Es gibt keine Vision und keine Roadmap für das Produkt, es gibt nur eine Liste von gewünschten Funktionen, die nicht vom Kunden, sondern vom Management kommt.
- Agilität: Ohne Produktvision ist agiles Arbeiten sinnlos
- Personas: Der erste Schritt zur Vision sind die Nutzer
- Produktvision: ein Bild von der Zukunft
"Wir brauchen ein Portal für unsere Außendienstmitarbeiter, welches alle Kundendaten, Produkte und Zusatzinformationen an einem Platz bietet." So die Idee aus dem Management. Die 1.500 Außendienstler finden die Vorstellung super, bisher sammeln sie sich alle Informationen aus zig Anwendungen mühsam zusammen, um ein umfassendes Kundenbild für die Beratung zu bekommen.
Jeder Berater hat seine eigene Art und Weise, ein Kundengespräch aufzubauen, daher kommen sehr schnell sehr viele Anforderungen zusammen, die alle am wichtigsten sind - je nachdem, wen man fragt. Das Product Backlog, die priorisierte Liste aller Anforderungen, bekommt schnell den Spitznamen "der Sumpf", da es mehrere Hundert Einträge hat und vieles darin langsam versickert.
Wie bekommt man diesen Sumpf ausgetrocknet und wie wird damit das Produkt ein Erfolg?
Nach jedem Schritt reflektieren
Agil zu arbeiten bedeutet, den Weg zum bestmöglichen Produkt in kleinen, iterativen Etappen zu gehen, nach jeder Etappe zu reflektieren und den nächsten Wegabschnitt zu planen. Ohne klares Ziel ist das schlichtweg nicht möglich, dann verkommt ein agiles Vorgehen zu dem, was ihm vorurteilsmäßig manchmal unterstellt wird: dass spontan und planlos losgerannt wird.
Ist die Vision aber dem gesamten Produktteam klar, entdeckt dieses unterwegs Abkürzungen und effizientere Routen oder umfährt Hindernisse gekonnt. Ganz wie moderne Routenplaner. Netflix startete als DVD-Versand mit der Vision "To entertain the world" und wurde erst mit den schnelleren Datenübertragungsraten zum Streaminganbieter, dessen Wert 2020 erstmals über dem von Disney lag.
Eine gute und klare Produktvision gibt aber nicht nur ein Ziel vor, sie verbindet auch und motiviert das gesamte Produktteam. Daniel Pink beschreibt in seinem Buch Drive, was Menschen wirklich motiviert: Purpose (Sinn, Zweck), Autonomy (Autonomie) und Mastery (Perfektionierung).
Die Vision erfüllt genau diese drei Bedürfnisse: Sie gibt allen Beteiligten einen übergeordneten Sinn und das Gefühl, an etwas Großem mitzuarbeiten (Purpose). Der Weg zu diesem Ziel ist flexibel und wird vom Produktteam selbst gewählt und begangen (Autonomy). Auf diesem Weg gibt es viel zu lernen und die zugrunde liegende Produkttechnologie wird stetig verbessert (Mastery).
Da der Erfolg eines jeden Produkts anhand der Nutzerzufriedenheit gemessen werden kann, sollte auch jede Produktvision bei den Nutzern starten.
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Personas: Der erste Schritt zur Vision sind die Nutzer |
Das Problem ist nicht die Motivation, Geld sparen zu wollen, sondern die Unfähigkeit...
Ohne Produktvision ist die Arbeit an einem Produkt sinnlos. Egal ob man "agil" oder "nach...
Grundsätzlich ein wichtiger und richtiger Artikel. Ich bin aber über folgenden Satz...
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