Abstruse Tech-Bro-Pläne: High-Tech-Utopia in den Appalachen

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Drei Monate lang hatte der Fernsehsender Newschannel in Nashville, Tennessee über gezielte Grundstückskäufe einer Gruppe rechter Fundamentalisten rund um die Kleinstadt Gainesboro recherchiert. Als der Sender Ende letzten Jahres die Ergebnisse seiner Nachforschungen veröffentlichte, zeigte sich, wie umfassend der Plan, eine eigene Community zu gründen, war – und wie weit gediehen(öffnet im neuen Fenster) .
2,4 km 2 Boden wurden gekauft, das christlich-fundamentalistisch ausgerichtete Venture-Kapital-Unternehmen New Founding hatte dazu in Partnerschaft mit einer Firma namens Ridgerunner das Joint Venture The Highland Rim gegründet(öffnet im neuen Fenster) . "Unsere Nation befindet sich mitten in einer generationsübergreifenden Migrationsbewegung hin in Kleinstädte und ländliche Gebiete" , heißt es auf der New-Founding-Webseite(öffnet im neuen Fenster) .
Entsprechend will man in der Eastern-Highland-Region zwischen Tennessee und Kentucky "in den Aufbau dicht besiedelter Gemeinden investieren, die eine natürliche, menschliche und typisch amerikanische Lebensweise fördern."
Betreiber von New Founding sind mit CEO Nate Fisher und Geschäftsführer Josh Abbotoy, der gleichzeitig Betreiber von Ridgerunner ist, zwei Männer, die immer wieder mit rechtsradikalen Statements auffielen. Zu dem Kreis gehört auch der Podcaster C. Jay Engel, regelmäßiger Autor bei einem Partner von New Founding, der evangelikalen Webseite American Reformer.
Im Juli war Abbotoy in einem Podcast von C. Jay Engel zu Gast, der von sich sagt, dass es seine Aufgabe sei, rechte Argumente zur normalisieren und "den Normalos die liberalen Schuppen von den Augen zu reißen."
Abbotoy hatte bereits im Mai 2023 getwittert: "Im Prinzip braucht Amerika einen protestantischen Franco" – Francisco Franco hatte Spanien als Diktator von 1939 bis 1975 regiert und den Katholizismus zur offiziellen Religion des Landes erhoben(öffnet im neuen Fenster) .
Erlaubt sind nur "Heritage Americans"
Auch New-Founding-CEO Nate Fischer ist ein Anhänger rechter Ideen(öffnet im neuen Fenster) . So hält er die Verfassung der USA für "long gone" (auf Deutsch: veraltet) und ist ein Anhänger des "christlichen Nationalismus," einer autoritär-fundamentalistischen Strömung, die propagiert, dass die USA ein "von Christen gegründetes Land ausschließlich für Christen" seien.
Dazu passt der Pastor, der für die Seelsorge in der Community zuständig sein soll und dafür bereits eine eigene Kirche gegründet hat: Andrew Isker. Er erklärte im August 2023: "Das Konzept des 'Rassismus' war eine Kreation von Kommunisten. Ich weise dieses Framing komplett zurück."
Entsprechend gelten den Männern um Isker, Engel und Fischer nur "Heritage Americans" als die rechtmäßigen Einwohner der USA. Engel präzisierte auf Twitter: Gemeint sei "die Dominanz und Vorherrschaft europäischer Völker, ihrer Institutionen und ihrer Lebensweise."
Manifest mit Anleihen bei Mussolini
Neben diesen "Anglo-Protestanten" würden laut Engel(öffnet im neuen Fenster) auch "angepasste" Schwarze und "Ureinwohner" geduldet, sofern sie "ihre Erfahrungen nicht für politische Schuldzuweisungen instrumentalisierten," sprich nicht über Unterdrückung und Sklaverei sprechen.
Zu den ersten Investoren gehört laut einem Bericht von Forbes(öffnet im neuen Fenster) Marc Andreesen, Mitgründer von Netscape und Entwickler des ersten Browsers Mosaic – ein rechtslibertärer Tech-Bro, dessen 2023 veröffentlichtes Techno-Optimist Manifesto an das Zukunft-Manifest des italienischen Dichters Filippo Tommaso Marinetti angelehnt ist. Marinetti sollte später Mitverfasser des ersten Manifests von Mussolinis faschistischer Partei werden.



