Andrew Isker und die Whitleyville Reformation Church
Auch der schon erwähnte evangelikale Pastor Andrew Isker war in der Vergangenheit öfter mit antisemitischen, rassistischen, frauenfeindlichen Ansichten aufgefallen. Unter anderem hatte er in einem Podcast erklärt, für Juden sei "kein Platz in den USA," da das Land Jesus gehöre. Auch den Begriff "jüdisch-christlich" lehnt er ab, da er für Pluralismus und Säkularismus stehe – beides sei aber mit dem christlichen Nationalismus unvereinbar, der ethnische Homogenität verkörpere.
Auf Twitter schrieb er 2023, er hasse keine Juden, aber "ihre Religion ist buchstäblich blasphemisch und christenfeindlich." Auch anderen Religionen steht er nicht sehr wohlwollend gegenüber(öffnet im neuen Fenster) , im Juli 2024 etwa nannte er Menschen aus Indien verächtlich "Kuh-Anbeter" .
Frauenfeindlichkeit als Kirchenkonzept
Isker und seine Glaubensgenossen halten zudem nichts von Gleichberechtigung. Die Whitleyville Reformation Church propagiert vielmehr ein sogenanntes "traditionelles Familienbild," in dem Männer das Sagen haben. Frauen spielen in dieser patriarchalen Einstellung untergeordnete Rollen, Berichten zufolge ist die Mitgliedschaft in seiner Kirche derzeit auch nur Männern möglich.
Am 20. Juni 2024 erregte eine angebliche Studie Iskers Zorn, nach der die Wahrscheinlichkeit, dass Männer mit College-Ausbildung einen Gottesdienst besuchten, größer sei als unter Frauen mit College-Ausbildung. "Es ist fast so, als lebten wir in einer Gynokratie," begann er seinen Rant gegen Gleichberechtigung und Gesetze, die Frauen auch im Beruf Chancengleichheit garantieren. Er wisse nicht, wie man "das alles wieder in die Büchse der Pandora zurückstecken" könne.
"Keine große Zivilisation hat einfach eines Tages beschlossen, die meisten ihrer Frauen in lausige Männerimitationen zu verwandeln und dann jeden Aspekt des öffentlichen Lebens darauf auszurichten. Das ist wirklich beispiellos." Allerdings werden selbst im Hinterland lebende konservative US-Amerikanerinnen kaum das Verlangen danach haben, auf Küche, Kinder und Kirche reduziert zu werden und ihr Leben von Männern bestimmen zu lassen.
Sozusagen ein Kirchen-Start-up
Auf der Webseite sind mittelalterliche religiöse Gemälde und Bilder jahrhundertealter Kirchen und Kirchenfenster zu sehen, allerdings ist die Whitleyville Reformation Church bislang nicht einmal im Besitz eines eigenen Gotteshauses(öffnet im neuen Fenster) . Langfristig soll ein Gebäude auf einem Ridgerunner-Grundstück entstehen, bislang trifft sich die Gemeinde, von der nicht bekannt ist, wie viele Mitglieder sie hat, an einem unbekannten Ort.
So tech-affin sich die an der potenziellen Entwicklung und Vermarktung des Fundi-Utopias beteiligten Unternehmen geben, so wenig userfreundlich präsentiert sich die Kirche: Unter der Rubrik Sermons sind insgesamt neun Predigten verlinkt, die Andrew Isker zwischen Dezember 2024 und Februar 2025 hielt.
Während laut veröffentlichter Liturgie eigentlich auch gemeinsames Singen und laute Gebete der Gläubigen unabdingbarer Bestandteil der Gottesdienste sind, ist davon auf den angebotenen Audio-Mitschnitten nichts zu hören. Videos gibt es nicht – und daher auch keine Möglichkeit, sich über die Zahl der bei den Predigten Anwesenden zu informieren (und nein, es gibt auch kein Login für Gemeindemitglieder).
Die auf den Audio-Mitschnitten zu hörenden Hintergrundgeräusche lassen keinerlei Rückschlüsse auf die Zahl der Anwesenden zu: Hin und wieder hustet ein Mann, manchmal quengelt ein Kleinkind, das ist aber auch schon alles.



