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Abonnenten: Deutschlandticket mit weniger Fahrgästen nach Preiserhöhung

Die erste Preisanpassung des Deutschlandtickets auf 58 Euro wirkt sich deutlich auf die Nutzerzahlen aus.
/ Michael Linden
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Deutschlandticket (Symbolbild) (Bild: Stadtbus Dormagen)
Deutschlandticket (Symbolbild) Bild: Stadtbus Dormagen

Aktuelle Marktforschungsdaten des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und der Deutschen Bahn belegen einen Rückgang der Abonnenten des Deutschlandtickets nach der Erhöhung des Monatspreises von 49 auf 58 Euro im Januar 2025.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Im ersten Quartal 2025 nutzten 13,5 Millionen Menschen das Deutschlandticket, verglichen mit 14,2 Millionen im vierten Quartal 2024. Der Höchststand wurde im Dezember 2024 mit 14,5 Millionen Nutzern erreicht, bevor die Preiserhöhung wirksam wurde, wie die FAZ berichtet(öffnet im neuen Fenster) .

Nach Angaben der Marktforscher lassen sich etwa 430.000 der verlorenen Abos direkt auf die Preisanpassung zurückführen. Dies entspricht ungefähr der Hälfte des gesamten Rückgangs. Die Branche hatte einen stärkeren Einbruch von bis zu neun Prozent befürchtet, tatsächlich beträgt der Verlust etwa sechs Prozent, wie die FAZ berichtet.

Besonders junge Nutzer wenden sich ab

Die Analyse zeigt unterschiedliche Reaktionen verschiedener Nutzergruppen. Junge Menschen zwischen 14 und 29 Jahren reduzierten ihre Nutzung um mehr als 36 Prozent. Diese Entwicklung überrascht, da gerade diese Altersgruppe als preissensibel gilt und vom günstigen ÖPNV-Angebot profitieren sollte, heißt es in dem Bericht.

Auch das Jobticket verzeichnet deutliche Verluste. Die Zahl sank um etwa 16 Prozent auf 2,2 Millionen Nutzer. Die Verkehrsbranche hatte sich erhofft, dass mehr Unternehmen ihren Mitarbeitern das Ticket bezuschussen würden. Diese Erwartung erfüllte sich bisher nicht im gewünschten Maße.

VDV-Geschäftsführer Alexander Möller fordert eine Neuausrichtung der Preispolitik. Statt sprunghafter Erhöhungen sollten maßvolle, nachvollziehbare Anpassungen erfolgen, möglicherweise gekoppelt an einen Index. "Wenn man das Deutschlandticket zu einem verkehrspolitischen Erfolg machen will, muss man es jetzt dauerhaft verankern" , so Möller gegenüber der FAZ.

Die Finanzierung des Deutschlandtickets basiert auf drei Säulen: Ticketpreis, Nutzerzahl und staatliche Zuschüsse. Bund und Länder gleichen die Mindereinnahmen mit drei Milliarden Euro jährlich aus, da das Ticket günstiger ist als viele regionale Abos.

Nach VDV-Angaben reicht diese Summe nicht aus. Es fehlen vorläufigen Schätzungen zufolge 400 Millionen Euro. Die Branche fordert eine Dynamisierung der Ausgleichsleistungen, um Kostensteigerungen bei Personal und Energie zu berücksichtigen.

Der Koalitionsvertrag von Union und SPD erwähnt einen "stärkeren Einstieg in die Nutzerfinanzierung" ab 2029. Möller interpretiert dies nicht als generelle Absage an Preiserhöhungen. Er argumentiert, dass alle anderen Preise in Deutschland flexibel seien, nur beim Deutschlandticket gebe es bis 2029 Beschränkungen.

Die Verkehrsverbünde passen ihr übriges Fahrkartensortiment bereits an gestiegene Kosten an. Die Diskussion um die Zukunft des Deutschlandtickets dürfte sich intensivieren, da die Haushaltsverhandlungen noch nicht abgeschlossen sind und die Finanzierung nur bis Jahresende gesichert ist.


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