ABAP von SAP: Eine vielgenutzte, wenig bekannte Programmiersprache
ABAP ist Jahrzehnte alt, wichtig für die Wirtschaft, bietet Entwicklern interessante Berufsperspektiven - und ist trotzdem nicht sehr bekannt. Warum?

Über die Jahre sind zahlreiche Programmiersprachen mit teilweise sehr unterschiedlichen Zielsetzungen entstanden. Eine davon: ABAP. Seit Erscheinen ist sie für Geschäftsprozesse weltweit relevant, aber ansonsten wenig bekannt. Das mag mit ihrer engen Bindung an die Ausführungsumgebung und ihrem proprietären Charakter zu tun haben. Gerade diese Elemente haben aber auch ihre Stärken hervorgebracht.
- ABAP von SAP: Eine vielgenutzte, wenig bekannte Programmiersprache
- ABAP wird ständig weiterentwickelt
- ABAP ist hochspezialisiert und schwer zugänglich
- Nachfrage nach ABAP-Entwicklern besteht
Ebenfalls der Bekanntheit wenig zuträglich: ABAP wurde während der großen Hoffnungsjahre von Java gerne für überholt und damit für tot erklärt. Die Meinungen und Prognosen von damals sind heute widerlegt. Denn ABAP ist im Jahr 2022 so relevant wie eh und je - allen Unkenrufen zum Trotz. Daher lohnt sich auch ein Blick. Aus rein informativen Gründen, aber auch wegen interessanter beruflicher Perspektiven.
Cobol als Vorbild
Der Begriff ABAP ist eine Abkürzung und stand früher für "Allgemeiner Berichtsaufbereitungsprozessor" beziehungsweise "Allgemeiner Berichts- und Auswerte-Prozessor". Der sperrige Begriff lässt schon erahnen, dass man im Geschichtsbuch etwas weiter zurückblättern muss, um mehr über die Anfänge dieser Programmiersprache zu erfahren. Die liegen in den 1980er Jahren.
Damals wurde die Sprache vom deutschen Unternehmen SAP eingeführt, um Auswertungen im Kontext der eigenen Software SAP R/2 zu erleichtern. Damit war die Sprache proprietär, also eng mit ihrem Hersteller verbunden, was sie bis heute geblieben ist.
Anlehnung nahm man an der bereits vorhandenen Programmiersprache Cobol, die mit ihren englischsprachigen Anweisungen wie IF, ELSE, PERFORM und COMPUTE an die natürliche Sprache erinnert und die Entwicklung betriebswirtschaftlicher Anwendungen unterstützt.
Genau diese Anlehnung an die natürliche Sprache wurde übrigens später zu einem Kritikpunkt an ABAP, ergaben sich doch so in der Frühzeit von ABAP schnell umfassende Anweisungen wie beispielsweise DESCRIBE TABLE lt_content LINES lv_row_count., um die Zeilenanzahl einer internen Tabelle zu ermitteln. Mit Einführung von eingebauten Funktionen wie LINES und damit der Möglichkeit, funktionale Aufrufe zu nutzen, entfällt dieser Kritikpunkt aber inzwischen.
Umgekehrt gibt es auch eine ganz wesentliche Stärke, die schon sehr früh zum festen Bestandteil der Sprache wurde, nämlich die Einbettung von SQL in die Programmiersprache. Entweder als plattformunabhängiges Open SQL oder als datenbankspezifisches Native SQL. In beiden Fällen kann der ABAP-Entwickler umfassend mit Daten einer Datenbank arbeiten.
Ein typischer betriebswirtschaftlicher Anwendungsfall bei der Arbeit mit Daten ist das Erstellen von Auswertungen. Und die sind in einem ganz speziellen Umfeld der IT sehr beliebt: in Software für Enterprise-Resource-Planning (ERP), auf Deutsch oft auch als Warenwirtschaftssoftware oder als Warenwirtschaftssysteme bezeichnet.
Daten, vor allem in Massen, sind in solchen Systemen zusammen mit ihren Prozessen wie dem Erfassen, Ändern und eben dem genannten Erstellen von Auswertungen im jeweiligen betriebswirtschaftlichen Kontext die zentralen Themen.
Software aus Deutschland
Software für Warenwirtschaft, genau das war SAP R/2. Sogar die damalige Toplösung für Warenwirtschaft aus dem Hause SAP. Das deutsche Unternehmen mit Sitz in Walldorf ist seitdem zu einem der größten Softwarehersteller der Welt aufgestiegen. Mit seinen aktuellen Produkten SAP S/4HANA, SAP Business Technology Platform (BTP) und vielen branchenspezifischen Softwarelösungen realisieren gerade mittlere und große Unternehmen eine Vielzahl ihrer Geschäftsprozesse, teilweise in unterschiedlichen Zeitzonen und Sprachen.
Apropos Sprache: Die Lokalisierung des eigenen Softwareangebots war ein zukunftsweisender Schritt von SAP. Im Produktstandard kann man Deutsch und Englisch nutzen. Darüber hinaus werden zahlreiche weitere Sprachen angeboten. Das senkt für viele Anwender die Einstiegshürden ungemein, wenn man Anwendungen in der Muttersprache bedienen kann. Entsprechend wuchs die Zahl der SAP-Kunden auch außerhalb des DACH-Raums (Deutschland, Österreich und Schweiz). So kommen inzwischen weltweit um die 335.000 SAP-Kunden zusammen.
In diesem Zusammenhang sind auch die von SAP veröffentlichten Kennzahlen bezüglich der eigenen Kunden interessant. So sind 94 Prozent der 500 größten Unternehmen der Welt Kunden von SAP. Alle SAP-Kunden zusammen generieren 87 Prozent des weltweiten Handelsvolumens. Beachtliche Zahlen!
Was alle verbindet? ABAP, unter anderem. Auch wenn man es nicht immer direkt bemerkt. Denn die Programmiersprache wurde seit den 1980er Jahren von SAP stetig weiterentwickelt und so zur Grundlage der eigenen Anwendungen.
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ABAP wird ständig weiterentwickelt |
Nein, die Programmiersprache ist nicht das Problem. *ABAP* ist eigentlich sogar recht...
Ach ich mag eigentlich NAV und C/CAL eigentlich recht gerne. Ich muss jetzt dann aber...
Da bin ich direkt Positiv überrascht. Aber ja, es ist verdammt lang her mittlerweile....
SAP wollte vor rund 15 Jahren den ABAP Stack eigentlich loswerden, nachdem der Java Stack...