Spielen auf dem Indie-Touchscreen
Aber auch scheinbar bekannte Geräte bieten noch Spielraum für neue Formen der Steuerung. Game Oven entwickeln seit Jahren ungewöhnliche Touchscreenspiele. Auf der A Maze nominiert sind sie mit Friendstrap: Zwei Spieler legen je einen Finger auf den Touchscreen eines Smartphones. Wer zuerst loslässt, verliert. Damit das Warten nicht lang wird, schlägt das Spiel Gesprächsthemen vor.
Entwickler Bojan Endrovski sieht einen besonderen Wert im Experimentieren mit Eingabegeräten. "Neue Interfaces führen immer zu neuen Interaktionsmöglichkeiten." Alte Steuerungsmöglichkeiten stur auf neue Geräte zu übertragen, hält er für einen Irrweg. "Virtuelle Knöpfe sind unangenehm." Auf der Suche nach neuen Spielmöglichkeiten schafft Game Oven sehr einfache Titel, die aber die Hardware durchaus an Grenzen führt.
Wie viele Berührungspunkte erfasst der Touchscreen? Wie nah dürfen Finger beieinanderliegen, ohne als ein Berührungspunkt gezählt zu werden? "Bei Friendstrap war das Problem, wie lange du den Bildschirm berühren musst. Manche Geräte können eine Berührung nicht länger als zwei Minuten am Stück erfassen." Deswegen muss Friendstrap die Spieler immer wieder nötigen, die Finger kurz abzusetzen.
Endrovski hat auch sein neues Projekt mitgebracht. Bounden ist ein Tanzspiel für Smartphones, entwickelt in Zusammenarbeit mit der Junior Company des Holländischen Nationalballets. Zwei Spieler müssen sich zusammen drehen und wenden, während sie ein Smartphone in der Hand halten. Der Bewegungssensor erfasst die Rotation des Handys. Endrovski ist zuversichtlich, dass Gyroskope in den meisten modernen Smartphones gut genug sind, um das mitzumachen. Und er wünscht sich mehr Spiele, die etwas mit der Technik anfangen. "Das Gyroskop wird viel zu selten eingesetzt."
Sozialeres Spielen
Game Oven greift mit seinen einfachen, aber ungewöhnlichen Spielideen noch einen weiteren Trend auf: lokaler Multiplayer. Auf der A Maze ist extra dafür der neue "Human Human Machine Award" eingerichtet worden. Endrovski liebt soziale Spiele. Aber die gibt es für ihn nicht online: "'Sozial' heißt für mich, zusammenzusitzen."
Game Oven interessiert sich "für das Spiel außerhalb des Bildschirms." Damit liegt es in einem Trend, der seit Jahren stärker wird. Einer der populärsten Vertreter dieses Genres hat auch einen Preis in Berlin geworden: Nidhogg. Das Fechtduell findet eine gute Balance zwischen einfachen Regeln, um neue Spieler anzuziehen, und Finesse in der Steuerung, um sie auf Dauer zu fesseln. Die minimalistische Grafik unterstreicht, dass es auch hier um die Spieler geht; nicht um Feuerwerke auf dem Bildschirm.
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