Von Plan 9 zu 9Front
2011 begann eine Gruppe von Entwicklern, den Quellcode unabhängig von den inzwischen bei der Entwicklung inaktiven Bell Labs weiterzuentwickeln und gründete unter dem Motto "The front fell off" einen Fork namens 9Front. Sie arbeiten an 9Front seither meist in ihrer Freizeit als Hobby oder um sich mit der Entwicklung von Betriebssystemen abseits des Mainstreams auseinanderzusetzen. Die Community rund um 9Front dürfte ihrem Fork eine große Portion des Humors der ursprünglichen Entwickler mitgegeben haben, wie der Inhalt des wichtigsten Nachschlagewerkes, den "Frequently Questioned Answers", sowie die Namen der Releases zeigen.
Spezielle Hardware oder virtualisiert
Um das System auszuprobieren, wurde das aktuelle Release "Please excuse me the outflow" heruntergeladen. Da 9Front offiziell nur ganz bestimmte Hardware unterstützt, lohnt es sich, vorher einen Blick in die Frequently Questioned Answers der 9Front-Hompage zu werfen. Dort sind alle unterstützten Geräte aufgelistet, unter anderem der Bastelrechner Raspberry Pi. Da dem Autor kein vollständig unterstütztes System zur Verfügung stand, wurde auf QEMU/KVM zurückgegriffen.
Die Installation geht mit Hilfe der FQA4 und den sinnvoll gesetzten Standardeinstellungen einfach von der Hand. Wären nicht die für Linux-Nutzer seltsam anmutenden Gerätenamen wie /dev/sdD0/, man könnte das Setup von 9Front nicht von dem eines Arch Linux oder Gentoo unterscheiden. Die einzigen Schwierigkeiten ergaben sich im Zusammenhang mit GPT-Partitionstabellen und EFI, da 9Front mit QUEMU/KVM nicht startet, falls beim Setup eine GPT-Partitionstabelle ausgewählt wurde.
Ungewohnte Benutzeroberfläche
Nach dem ersten Neustart tut sich im ersten Augenblick nicht viel. Wenn man allerdings dem Bootloader mittels des Kommandos "boot" mitteilt, er möge das System starten, erscheint nach sehr kurzer Zeit der bereits von der Installation bekannte Bildschirm des Fenstermanagers Rio. Er wird bei einer Standardinstallation automatisch gestartet und ermöglicht ein komfortableres Arbeiten als mit der ebenfalls vorhandenen Textkonsole.
Rio unterscheidet sich in der Bedienung sehr stark von allen gängigen Fenstermanagern wie etwa denen von Windows, Mac OS X, KDE oder Gnome. Aber im Grunde stellt er wie alle anderen Fenstermanager den Programmen einen rechteckigen Bereich zur Verfügung, in dem Text oder Grafiken eingeblendet werden können.
Die Bedienung ist auf die Benutzung einer Drei-Tasten-Maus ausgelegt und geht nach einer, zugegebenermaßen etwas längeren, Eingewöhnungszeit recht flott von der Hand. Mit der rechten Maustaste wird ein Kontextmenü aufgerufen, das es ermöglicht, Fenster zu verschieben, die Größe zu ändern sowie Fenster zu öffnen und zu schließen. Die linke Maustaste aktiviert Fenster und ermöglicht es, Text zu markieren. Die mittlere Maustaste ruft ein programmspezifisches Kontextmenü auf, mit dem im Terminal Text kopiert, genannt "Snarf", und eingefügt werden kann.
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9Front: Der unterschätzte Beinahe-Unix-Nachfolger | Hallo Welt! |
Du meinst, sobald sich die FloppyDisk durchsetzt?
Ogott, Plan9... davon habe ich zum ersten Mal in der Uni erfahren und das ist schon...
So sieht's aus. Zu diesen (und anderen Themen) könnte man auch ganze Reihen von Artikeln...
Ich habe Plan9 vor ca. 22 Jahren das erste mal wahrgenommen. Ich hatte den Eindruck das...