Videos gucken und Spiele zocken
Als wir den Chip wieder anstecken, startet der Desktop jetzt mit einer deutlich angenehmeren Auflösung von 1.360 x 768 Pixeln, die wir über die Systemeinstellungen auf 1.920 x 1.080 hochdrehen. Als Nächstes geben wir die Daten fürs WLAN an. Die Verbindung klappt. Wir legen los mit der Installation diverser Programme und laden auch einige Videos herunter.
Kodi als Mediencenter probieren wir gar nicht erst, da es keine Allwinner-Chips unterstützt. Deswegen testen wir Golem.de-Videos in mittlerer Qualität per vorinstalliertem MPlayer. Er spielt sie klaglos ab. Im Sinne des Wortes, denn wir haben keinen Ton am TV. Der Grund ist simpel: Der Chip unterstützt keine Audioausgabe per HDMI. Das Audiosignal liegt aber weiterhin an der Klinkenbuchse an, Kopfhörer oder Stereoanlage sind also Pflicht. HDMI-CEC zum Steuern des Chips über die Fernbedienung eines angeschlossenen TVs ist auch nicht verfügbar.
Als Nächstes steht Mednafen auf unserer Liste. Das Projekt bietet ein einheitliches Kommandozeilen-Interface für Spielkonsole-Emulatoren. Wir testen zuerst ein Gameboy-Spiel. Das funktioniert zwar, die Framerate ist aber viel zu niedrig. Eher durch Zufall stoßen wir im Chip-Forum auf den Hinweis, in der Mednafen-Konfigurationsdatei den Eintrag für den Videotreiber "video.driver" von "opengl" auf "sdl" zu ändern. Und tatsächlich, dann erhalten wir eine vernünftige Framerate. So ermutigt testen wir ein Playstation-1-Spiel. Es dauert, bis das Spiel geladen ist - was sich als verschwendete Zeit herausstellt. Die Framerate ist durchgängig unterirdisch. Auch Experimente mit der Driver-Einstellung ändern daran nichts. Trotzdem nutzen wir die Gelegenheit, auch unseren Xbox-360-Controller anzuschließen und auszuprobieren. Erfolg hatten wir jedoch keinen.
Bloß nicht ständig Programme starten
Erwartungsgemäß ebenfalls eher lahm verhält sich Firefox ESR, der früher noch Iceweasel hieß. Allgemein ist gerade das Starten von Desktopprogrammen immer eine kleine Geduldsprobe. Zuerst machen wir dafür das SoC mit seinem einzelnen Kern verantwortlich. Hier wurden wir in den vergangenen Monaten von Bastelrechnern mit mehreren CPU-Kernen sehr verwöhnt. Doch die Benchmark-Werte belehrten uns eines Besseren, dazu später mehr. Wahrscheinlich ist eine Besonderheit des UBIFS-Dateisystems die Ursache: Es komprimiert die Daten, bevor sie auf den Flashspeicher geladen werden. Gerade GUI-Programme, die meist umfangreiche Programmdateien und Bibliotheken umfassen, brauchen wegen des Entpackvorgangs länger zum Laden. Das dürfte auch die langen Ladezeiten des 630 MByte großen Playstation-Spiels erklären.
Andererseits empfiehlt sich mit Blick auf den gerade mal 512 MByte großen RAM und einen einzelnen CPU-Kern sowieso nur bedingt der Einsatz als Desktopsystem.
Schneller auf den zweiten Blick
Da wir zuerst den Chip für einen recht langsamen Rechner halten, starten wir Unixbench und Sysbench, um mehr über die Prozessorleistung zu erfahren. Die Resultate überraschten uns.
Next Thing Chip | Raspberry Pi Zero | Raspberry Pi 3 - 1 Kern | |
---|---|---|---|
Dhrystone | 319,5 | 196,0 | 327,0 |
Whetstone | 35,5 | 61,2 | 110,9 |
Pipe Throughput | 223,5 | 134,4 | 155,8 |
Shell Script (einzeln) | 178,6 | 104,5 | 285,5 |
Shell Script (8 parallel) | 161,8 | 94,5 | 554,8 |
Gesamt | 176,1 | 95,2 | 201,5 |
Unter Unixbench ist der Chip schneller als der Raspberry Pi Zero und liegt zuweilen auf Augenhöhe mit dem Pi 3, zumindest solange nur ein Kern beachtet wird.
Das ist bemerkenswert, da der Zero genauso schnell getaktet ist wie der Chip, der Pi 3 sogar schneller. Allerdings nutzt das Betriebssystem des Chips die Vorteile der ARM-v7-Architektur aus, während Raspbian immer noch bei v6 verharrt.
Lediglich beim reinen CPU-Test von Sysbench gibt es eine klare Abstufung: Der Zero benötigt für 10.000 Durchläufe/1 Thread 350 Sekunden, der Chip 285 Sekunden, der Raspberry Pi 3 182 Sekunden.
Im Rahmen der Erwartungen liegt hingegen die Datenrate des WLAN-Moduls mit seinem Realtek-Chip. Mit rund 35 MBit pro Sekunde ist die drahtlose Verbindung nicht die schnellste, aber vergleichbar mit anderen Bastelrechnern mit Realtek-Funkchips. Der Raspberry Pi 3 kommt mit seinem Broadcom-Funkmodul hingegen auf 45 MBit pro Sekunde.
Strombedarf könnte niedriger sein
Während der Benchmarks haben wir bei einer Spannung von 5,14 Volt einen Strombedarf von circa 500 mAmpere gemessen. Der Raspberry Pi 3 benötigt unter Volllast 580 mAmpere - betreibt damit aber vier Kerne statt nur einen. Wenn wir nichts weiter mit dem Chip machen, das WLAN aber aktiv ist, liegt er bei rund 300 bis 350 mAmpere. Auch dieser Wert ist leider nicht zu weit vom Raspberry Pi 3 entfernt. Zum Vergleich: Der funklose Raspberry Pi Zero mit seiner 1-Kern-CPU begnügt sich mit 90 bis 230 mAmpere.
Ohne intensive CPU-Nutzung haben wir auch einen Laufzeittest mit einem 1.000-mAh-Akku durchgeführt, mit dem LiPo-Akku hielt der Chip ziemlich genau zwei Stunden durch. Dabei gilt es zu beachten, dass der Chip bei Untätigkeit auf 432 MHz heruntertaktet. Leider scheint der Chip keine Informationen zum Ladezustand des Akkus bereitzustellen.
Wir hatten den Chip inklusive einer Kunststoffabdeckung für die Unterseite der Platine im Testeinsatz. Das sieht zwar gut aus und sorgt für ein besseres Gefühl beim Umgang im rauen Bastelalltag, allerdings wird das SoC damit schon beim Nichtstun bis zu 40 Grad warm.
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kann jemand mir ein günstiges Touch-Display empfehlen (kann auch sehr klein sein)?
Du hast diesen Link vergessen: https://medium.com/@ecaron/why-i-stopped-hacking-the...
Unterstützung für MLC NAND ist bereits in Arbeit: http://lists.infradead.org/pipermail...
In dieser gesamten Allwinner-Ecke ist der Software-Support ziemlich gruselig für Leute...