Technische Highlights
Vor allem das HDTV-Fernsehen ist mittlerweile Standard und soll mit neuen Kameras und Aufnahmesystemen optimiert werden. Wettkämpfe in Sportarten wie Leichtathletik, Schwimmen, Synchronschwimmen, Volleyball, Hockey und Bahnradsport werden zudem mit Vierpunkt-Seil- oder Kabelkameras aufgenommen, aus 20 m Höhe bis kurz über der Wasseroberfläche.
Wenn die Schwimmer etwa direkt auf die Zuschauer zuzukommen scheinen oder man den Ruderern ins Gesicht sehen kann, steckt Spidercam dahinter. "Unsere Systeme sind allemal sicherer und schneller als Drohnen. Nicht auszudenken, wenn einem Sportler so ein Ding auf den Kopf knallt", sagt Philip von Senden, Geschäftsführer von Spidercam Deutschland.
19 Vier-Punkt-Systeme und eine Zwei-Punkt-Installation hat das Unternehmen in Rio im Einsatz. Damit sind auch Zeitlupenbilder möglich. Vier Winden ziehen die Seile mit bis zu 9 m/s (rund 30 km/h). Im Schnittpunkt der vier Seile befindet sich der Dolly mit der Kamera. Gesteuert wird das System durch den Piloten, während der Kameramann für Pan, Tilt, Schärfe und Zoom zuständig ist. Die aufwendige Mechanik wird ständig von einem Techniker überwacht. Das Trio muss gut aufeinander eingespielt sein und vor allem die Regeln der Sportarten beherrschen.
Die Zwei-Punkt-Kamera kann einen Bogen fliegen
Das Bildsignal wird über eine Glasfaser in einem der Zugseile abgeleitet. Für Beachvolleyball, Golf, Basketball oder BMX-Rennen werden Zwei-Punkt-Seilkameras eingesetzt, mit denen sich auch Bögen fliegen lassen. Auch andere Anbieter wie Cablecam und Camcat sind in Rio vertreten. Camcat etwa hat sechs Systeme im Einsatz, zwei davon laufen über eine Länge von 2 km und bis 90 m Höhe über den Olympic Park und die Ruderregattastrecke.
Für besondere Bilder von Beach Volleyball, Taekwondo und Gewichtheben werden Minikameras verwendet. Tolle Bilder werden durch Point-of-View-Shots erzielt: Akteure werden dabei durch Helmkameras zu Kameraleuten, die Zuschauer werden in die Szene versetzt. Erstmals werden auch Mini-High-Speed-Slow-Motion-Kameras eingesetzt, etwa beim Turnen, Tischtennis, Badminton, Reiten, Volleyball und artistischer Gymnastik.
OBS setzt für einige Liveübertragungen auch Drohnen ein, aber schwimmende, nicht fliegende. Die können nicht abstürzen, wie in Italien knapp neben dem Skirennfahrer Marcel Hirscher geschehen, sondern schlimmstenfalls untergehen. Fliegende Drohnen liefern unter anderem Schnittbilder von anderen Sportstätten und Bilder aus Rio.
Neue Formatdiskussion
Alle HD-Aufnahmen werden im Format 1.920 x 1.080i/59,94 produziert, also mit 59,94 Halbbildern pro Sekunde, ein Standard, dem das historische Vermächtnis aus der NTSC-Zeit noch inhärent ist. Mit diesen HD-Signalen können die hiesigen Broadcaster nicht viel anfangen, sie brauchen 1080i/50. Das Sendesignal von ARD/ZDF wird im Schaltraum im Internationalen Broadcasting Centre (IBC) entsprechend gewandelt und nach Deutschland geschickt. Bevor die Bilder über Satellit und Kabel übertragen werden, erfolgt die Wandlung nach 1.280 x 720p/50, also progressiv, eben ohne Zeilensprung, sprich: im Vollbildmodus.
Mit rund 12 MBit/s gehen die Signale über Satellit als DVB-S2 zu den Zuschauern. Anders bei DVB-T2HD: Da sind es im statistischen Multiplex nur 3,5 MBit/s. Außerdem soll T2 im Format 1.920 x 1.080p/50 übertragen werden. Noch übernimmt Media Broadcast das erforderliche Hochkonvertieren. Denkbar, dass die Broadcaster 1.080p/50 eines Tages als Zwischenschritt zum 4K-Produktionsstandard wählen, die Technik ist teilweise vorhanden. OBS lässt den Ton in 5.1 produzieren, ARD und ZDF begnügen sich mit Stereo-Zweikanalton. Die Übertragung der Signale nach Deutschland erfolgt über Lichtwellenleiter mit 2,5 GBit/s bidirektional, ein Eutelsat-Transponder dient als Backup.
Panasonic sponsert
Einen Teil der Übertragungstechnik steuert der japanische Technologiekonzern Panasonic bei. Allein für die Eröffnung waren 110 Hochleistungsprojektoren mit 20.000 Lumen im Einsatz. Auch 72 LED-Großbildwände, 70 Bildmischer, 140 Kamerarekorder, 100 HD-Rekorder und 1.300 Monitore hat Panasonic für die Spiele zur Verfügung gestellt. Im Stadium of Wonders zeigt das Unternehmen neue Technik. Auch in die Ausstattung der 8K-UHD-2-SHV-Kinos und Regieräume in Rio und Japan hat Panasonic viel investiert, schließlich geht es um das Geschäft der Zukunft.
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8K- und VR-Bilder in Rio 2016: Wenn Olympia zur virtuellen Realität wird | ARD und ZDF noch einmal dabei |
Du kannst mit dem Smartphone aber nicht die Perspektive verändern. Dein Kopf steckt quasi...
Das war keine Spidercam! http://www.spidercam.tv/incident-in-rio-not-a-spidercam/
Wirklich ein interessanter Artikel zu dem Thema!