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45 Jahre Alien: Als das fieseste Monster der Filmgeschichte entstand

Alien schrieb nicht nur wegen des ikonischen Xenomorphs, sondern auch durch die starke Protagonistin Geschichte - ein echter Klassiker.
/ Oliver Nickel
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Der Xenomorph macht der Nostromo-Crew das Leben schwer. (Bild: 20th Century Fox)
Der Xenomorph macht der Nostromo-Crew das Leben schwer. Bild: 20th Century Fox

In der Welt der Filmmonster steht ein Geschöpf ganz oben auf der Liste: Der Xenomorph aus der Filmreihe Alien ist mit seiner furchterregenden Gestalt Material für viele Albträume. Und das schon seit 45 Jahren, als im ersten Alien(öffnet im neuen Fenster) (deutscher Kinostart: 25. Oktober 1979) eines der bekanntesten Filmmonster erschaffen wurde.

Und mehr: Mit der toughen Protagonistin Ellen Ripley (Sigourney Weaver) wurden weibliche Hauptfiguren im Science-Fiction-Horror-Genre erstmals salonfähig gemacht. Dabei ist es eigentlich einem anderen Franchise zu verdanken, dass Alien überhaupt in die Tat umgesetzt wurde.

Das ursprüngliche Skript wurde von Dan O' Bannon und seinem guten Freund Ronald Shusett geschrieben, damals noch unter dem Namen Star Beast. Zuvor steckte O'Bannon einen Großteil seines Ersparten in ein enthusiastisches Projekt: einer Verfilmung von Frank Herberts Science-Fiction-Roman Dune.

Die Produktion von Regisseur und Produzent Alejandro Jodorowsky war allerdings zu enhusiastisch; unter anderem sollte die Band Pink Floyd für die Filmmusik sorgen, und die Geldgeber zogen sich vom Projekt zurück. Fortan sollte David Lynch das Dune-Projekt leiten und O'Bannon war mittellos.

Von Dune zu Star Beast

Dabei lernte der Drehbuchautor auch den Künstler kennen, der für die ikonische Optik des Xenomorphs und die Architektur der außerirdischen Space Jockeys verantwortlich war. Hans Rudolf "H. R." Giger war für seine groteske und bereits außerirdisch wirkende surreale Kunst bekannt. Die Mischung aus organischen Formen mit mechanischen Elementen hatte eine albtraumhafte Schönheit, die für die Produktion von Alien perfekt erschien.

Alien - Trailer
Alien - Trailer (02:04)

"Ich habe vor meinen eigenen Visionen Angst" , sagte Giger zu O'Bannon, bevor er für die Produktion von Star Beast an Bord geholt wurde ( aus: The Beast within - The Making of Alien(öffnet im neuen Fenster) ). Der Antagonist stand also fest: ein Monster aus dem Kopf eines Schweizer Künstlers.

Doch der Titel Star Beast wollte nicht so richtig zünden. So kam den Autoren im Verlauf ihres Schreibprozesses der kürzere und einprägsamere Name Alien in den Kopf. "Es ist ein Nomen und ein Adjektiv. Das ist perfekt. Ich habe einen Titel!" , sagte sich O'Bannon.

Mit dem ersten Entwurf begaben sich die Screenwriter auf die Suche nach Produzenten. Sie präsentierten es mehreren Studios als "Der weiße Hai im Weltraum" . Schließlich war der Haifilm von 1975 ein enormer Erfolg und deshalb allgemein bekannt. Low-Budget-Produzent Roger Corman hätte den Vertrag fast unterzeichnet. Aus Alien wäre ein B-Movie geworden.

Allerdings kam von dem damals recht jungen Unternehmen Brandywine, dem Produktionsstudio aller Alien-Filme bisher, und dessen drei Besitzern Walter Hill, David Giler und Gordon Carrol ein besseres Angebot. Das Drehbuch an sich empfanden sie als relativ langweilig. Jedoch konnte sie eine besonders schockierende Szene überzeugen: die Geburt des Aliens, das aus dem Körper eines Menschen als Chestburster herausbricht.

Ash, der Androide

Brandywine wandte sich mit der Idee an das große Produktionsstudio 20th Century Fox, nicht aber, bevor sie nicht einige Teile des Originalskripts umschrieben. Unter anderem ergänzten sie den Wissenschaftsoffizier Ash, im Film gespielt von Ian Holm, als zunächst menschlich wirkenden Androiden und weiteren Bösewicht.

Unter anderem dieser Charakter sollte den Film von generischen Horrorfilmen abheben, indem eine offensichtliche Gesellschaftskritik des Kapitalismus der 70er Jahre als eine düstere Zukunft eingewoben wurde.

Aliens - Trailer (1986)
Aliens - Trailer (1986) (01:55)

Selbst die Chestburster-Szene und Skriptumschreibungen überzeugten 20th Century Fox erst einmal nicht. Das Skript blieb liegen. Die Zeit verging und ein kleiner Indiefilm namens Star Wars wurde zu einem enormen Kassenschlager auf der Welt.

Ohne Star Wars wäre Alien womöglich nie gedreht worden. Dessen Erfolg belebte das gesamte Science-Fiction-Genre neu und rief das Interesse von 20th Century Fox zurück auf den Plan. Das einzige passende Skript: Alien.

Eine Frage des Budgets

Zwar konnten die Drehbuchautoren und Produzenten von Brandywine ein großes Studio für sich gewinnen. Es fehlte allerdings ein passender Regisseur. Zunächst wollte Brandywine-Gründer David Giller selbst im Regiestuhl sitzen. Durch seine mangelnde Erfahrung im Special-Effects-Bereich fiel die Wahl aber auf den damals noch recht unbekannten Briten Ridley Scott.

Scott verliebte sich ab dem ersten Moment in das Skript und verbrachte Wochen damit, seine Vision in einem passenden Storyboard zu visualisieren. Durch seine Mühen konnte er das Budget von Alien von etwa vier auf neun Millionen US-Dollar anheben. Am Ende konnten die Macher mit etwa elf Millionen US-Dollar arbeiten.

Das Geld reichte, um die Vision umzusetzen. Für das unter Cineasten gefeierte Setdesign und das Modelldesign der USCSS Nostromo zeigte sich Ron Cobb hauptverantwortlich. Er wurde mit seinem mechanischen und industriellen Stil auch durch seine Werke in Star Wars und Back to the Future bekannt.

Anfangs sollte er auch den Xenomorph und den außerirdischen Planeten LV-426 entwickeln. Dann machte sich aber H. R. Giger selbst an das Setdesign des Space Jockey und des Xenomorphs, nachdem er in die Produktion geholt worden war.

Knochen und Eingeweide als Requisiten

Schon hier wurde klar, dass man mit dem Geld schnell an Grenzen kam. Gigers Vision einer fremden Welt nahm enorme Ausmaße an. Das Set, welches das Raumschiff der Space Jockeys darstellte, war mehrere Meter hoch. Um es noch größer erscheinen zu lassen, ließ Ridley Scott seine zwei Söhne in kleinere Raumanzüge schlüpfen. Kameraperspektive und viel künstlicher Nebel ließen das Set mystisch und gigantisch wirken und verdeckten gleichzeitig die vielen groben Baustellen und teils fehlenden Details.

Alien: Romulus - Behind the Scenes
Alien: Romulus - Behind the Scenes (01:30)

Giger arbeitete unter anderem mit Organen, Knochen und Fleisch, weil es günstiger und realistischer war. Da wunderte es wenig, dass Teile der Crew ein wenig Angst vor dem Schweizer Künstler bekamen. Er wurde unter anderem als eine Art Dracula bezeichnet.

Giger modellierte etwa die Innereien des Face Hugger mit Austern und Eingeweiden, um es realistisch und besonders widerwärtig zu machen. Der Gestank am Set sei teilweise so unerträglich gewesen, dass selbst Giger nach Luft ringen musste.

Komplett konnte Giger seine Vision nicht umsetzen. Zu kleinteilig und detailliert waren seine Kreationen und Konzeptzeichnungen. Das finale Produkt kritisierte der Künstler deshalb später als etwas amateurhaft. Er sollte 1980 trotzdem einen Oscar für visuelle Effekte in Alien erhalten.

Ein Zwei-Meter-Mann als Monster

Doch wie war es überhaupt möglich, ein mehr als zwei Meter großes Alien auf die Leinwand zu bringen? Schlussendlich lief es auf einen Mann im Anzug hinaus. Das Studio konnte dafür den Nigerianer Bolaji Bodejo gewinnen. Durch seine stattliche Größe von knapp zwei Metern und seine langen Beine schien er die perfekte Wahl für das Alien zu sein. Dabei war er eigentlich kein Schauspieler, sondern Grafikdesigner. Es brauchte einige Akrobatik- und Schauspielnachhilfe, um ihn für die Rolle des Xenomorphs fit zu machen.

Nicht nur Bodejos Performance sollte den Film zum Leben erwecken. Ridley Scott ließ seine siebenköpfige Schauspielcrew, neun mit dem Xenomorph und dem Kater Jonesy, Szenen oft improvisieren. So entstand eine gewisse Dynamik in der Crew der Nostromo. In einigen Schlüsselszenen ist das besonders gut zu sehen.

Die ikonische Chestburster-Szene war für einige der Darsteller eine echte Überraschung. Sie wussten nicht genau, was passieren würde. Schauspielerin Veronica Cartwright, die Joan Lambert spielte, wurde mit literweise Kunstblut bespritzt und war von der Szene so überrascht, dass sie während des Drehs vor Schreck zu Boden stürzte.

Sigourney Weavers Durchbruch

Es war zudem die erste Filmrolle für Sigourney Weaver. Im Theater war sie durch ihre Körpergröße von 1,84 Metern und ihre Stärke vermittelnde Ausstrahlung keine beliebte Besetzung. Für die Rolle von Ripley war sie hingegen die perfekte Wahl. Ridley Scott kämpfte mehrmals mit den Studioverantwortlichen für sie. Denn ursprünglich sollte die Rolle von Ripley mit einem Mann besetzt werden.

Alien Isolation - Trailer
Alien Isolation - Trailer (01:28)

Sigourney Weavers Darstellung war perfekt, Ripley gilt als die erste große Frauenhauptrolle im Action-Genre. Weaver wurde danach zu einer der erfolgreichsten Schauspielerinnen in der Geschichte Hollywoods.

Die Effekte, Setdesign, Gigers Monsterdesign und die für die damalige Zeit progressive Besetzung typischer Männerrollen machten Alien zu einem Megahit. Die elf Millionen US-Dollar teure Produktion spielte schnell in etwa 80 Millionen weltweit ein. Bis heute ist dieser Umsatz auf etwa 187 Millionen US-Dollar gestiegen.

Alien als Franchise

Da war es klar, dass ein Sequel auf dem Plan stand. 20th Century Fox holte den damals noch recht unbekannten Regisseur James Cameron an Bord und brachte nach einer längeren Pause auch Sigourney Weaver in ihrer Rolle als Ripley zurück auf die Leinwand. Der eher actionorientierte Film Aliens - Die Rückkehr gilt heute als eines der besten Filmsequels aller Zeiten.

Später folgten mehrere weitere Alienfilme und Crossover-Franchises mit einem weiteren ikonischen Monster, dem Predator, in Alien versus Predator. Die Comicvorlage diente auch als Inspiration für mittlerweile drei Computerspiele im Alien-versus-Predator-Universum und einigen weiteren Titeln im Alien-Setting. Auch Ridley Scotts Science-Fiction-Klassiker Blade Runner soll in der Welt der Xenomorphs und Replikanten spielen.

All das ist dem ersten Alien-Film zu verdanken. Dieses Meisterwerk im Science-Fiction-Horror ist ein Film, der auch 45 Jahre später genauso grauenhaft gut ist wie schon zur Uraufführung. Im Weltall hört uns niemand schreien - im Wohnzimmerkino umso mehr.


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