40 Jahre ZX Spectrum: Trotz Gummitastatur zum Erfolg

"Reduziert" ist das erste Wort, das einem einfallen dürfte, sieht man sich den ZX Spectrum heute an. Denn der 40 Jahre alte Rechner ist eigentlich nicht mehr als eine Tastatur, zumal eine Gummitastatur, auf der sich auch noch schlecht tippen lässt.
Dennoch war er in den 80ern ein großer Erfolg für den britischen Hersteller Sinclair Research, der den ZX Spectrum am 23. April 1982 präsentierte. Der ZX Spectrum war der dritte Heimcomputer des Unternehmens auf Basic-Basis. Vorausgegangen waren der ZX80 aus dem Jahr 1980 und der ZX81 aus dem Jahr 1981 - beides erfolgreiche Heimcomputer, die mit Preisen unter 100 Pfund äußerst erschwinglich waren. Auch der ZX Spectrum verwendete Zilogs Z80-Prozessor und wie die Vorgängermodelle war der Rechner gemäß Clive Sinclairs Leitidee aufgebaut: möglichst einfach, möglichst preiswert.
Anders als seine Vorgänger konnte der ZX Spectrum Farben abbilden und hatte eine verbesserte (aber immer noch furchtbare) Tastatur - vor allem jedoch war auch dieser Computer günstig. Firmengründer und Chef Clive Sinclair wollte mit seinen Heimcomputern das untere Preissegment bedienen, was auch mit dem ZX Spectrum gut funktionierte: Insgesamt wurden bis zur Einstellung der unterschiedlichen Modelle im Jahr 1992 fünf Millionen Einheiten produziert.
Der ZX Spectrum mit 16 KByte Speicher kostete bei der Markteinführung nur 125 Pfund. Inflationsbereinigt entsprach das 2021 ungefähr 470 Pfund, also umgerechnet 566 Euro. Das Modell mit 48 KByte Speicher kostete 175 Pfund, inflationsbereinigt knapp 660 Pfund (umgerechnet fast 800 Euro). Zum Vergleich: Der Commodore C64 kostete zum Marktstart 1982 in den USA 600 US-Dollar, was 2021 inflationsbereinigt fast 1.700 US-Dollar und damit 1.575 Euro waren.
Nur preislich eine Konkurrenz zum C64
Dieser Preisunterschied war für Nutzer attraktiv, machte sich aber natürlich in der Leistung bemerkbar: Der ZX Spectrum hatte verglichen mit dem C64 eine deutlich schlechtere Grafik, bei der in einem Block von 8x8 Pixeln nur zwei Farben dargestellt werden konnten - eine für den Vordergrund, eine für den Hintergrund. So wurde aus der Auflösung von 256 x 192 Pixeln effektiv ein Farbraster von 32 x 24 Blöcken. Der ZX Spectrum konnte acht Farben darstellen, jede Farbe in einer hellen und einer dunklen Variante.







Sprites beherrschte der ZX Spectrum nicht, das Bild konnte nur über einen RF-Modulator ausgegeben werden. Sinclair Research ging davon aus, dass Käufer keinen separaten Monitor kaufen, sondern den Computer einfach an einen Fernseher anschließen wollen - ein cleverer Schachzug, der allerdings eine weniger gute Bildqualität bedeutete. Wer das bessere Composite-Signal verwenden möchte, kann den RF-Modulator einfach überbrücken(öffnet im neuen Fenster) - ein Eingriff, der auch wieder rückgängig gemacht werden kann.
Die Grafik der Spiele auf dem ZX Spectrum kann mit der gleicher Titel auf dem C64 nicht mithalten: Es überwiegen schwarze Hintergründe mit grellen Farben, häufig gibt es den sogenannten Attribute Clash(öffnet im neuen Fenster) - eine Abbildungsschwäche, die aus der Limitierung herrührt, dass pro 8x8 Pixel nur zwei Farben angezeigt werden können. Der ZX Spectrum hatte zudem einen wesentlich schlechteren Sound als der C64 und weniger Zubehör. Der Sound aus dem einzelnen im ZX Spectrum verbauten Lautsprecher ist quäkig, es kann nur eine Stimme wiedergegeben werden.
Sinclair Research verbaute aus Kostengründen möglichst wenige Bauteile. Die Speicherbausteine in der 48-KByte-Version des ZX Spectrum waren defekte 64-KByte-Chips, bei denen die kaputte Speicherbank deaktiviert wurde. Die Tastatur besteht aus einer Folie, auf die Gummitasten montiert sind. Diese haben keinen nennenswerten Anschlag und eignen sich entsprechend nur sehr schlecht dazu, längere Texte zu schreiben.
Anschlüsse für Joysticks hat der ZX Spectrum nicht, es gibt neben dem TV-Ausgang lediglich einen Audio-Ein- und -Ausgang für einen Kassettenrekorder, um Programme zu laden und zu speichern, den Netzanschluss sowie einen Anschluss für externe Zubehörmodule.
Sehr erfolgreicher Spielerechner
Trotz der Einschränkungen war der ZX Spectrum sehr erfolgreich, vor allem in Großbritannien, durchaus aber auch in Deutschland (vor der Veröffentlichung der Amstrad/Schneider CPCs) und in Osteuropa, dort oft auch als unlizenzierter Nachbau. Gründe für den Erfolg dürften neben dem Preis eine große Spielebibliothek und die von Clive Sinclair gewollte Einfachheit des Rechners gewesen sein. So schrecklich sich etwa die Tastatur anfühlt, dank der vorprogrammierten Basic-Kommandos lassen sich in Verbindung mit dem guten Einführungsbuch des Computers schnell und ohne Tippfehler eigene Programme schreiben.
Die vorprogrammierten Basic-Befehle waren auch beim Abtippen von Programmen hilfreich. In den 1980er Jahren gab es zahlreiche Zeitschriften, in denen der Quelltext von Spielen und anderen Programmen abgedruckt wurde. Nutzer konnten ihn abtippen und die Programme anschließend laufen lassen. Auch ließen sie sich einfach auf herkömmlichen Kassetten auf einem in den meisten Haushalten vorhandenen Rekorder abspeichern.
Um Programme von Kassetten zu laden oder auf ihnen zu speichern, brauchten Nutzer des ZX Spectrum lediglich einen Kassettenrekorder mit Kopfhörerausgang und Mikroeingang - das passende Anschlusskabel lieferte Sinclair Research mit. Es war nicht nötig, ein spezielles Datasetten-Laufwerk wie beim C64 zu kaufen. Programme für den ZX Spectrum wurden auch in Zeitschriften auf dünnen Schallplatten oder in Radiosendungen verbreitet. Dann mussten Zuhörer das Signal auf Kassette aufnehmen, um es später in ihren ZX Spectrum zu laden.
Kassetten blieben das bevorzugte Speichermedium
Ein Floppy-Laufwerk für den ZX Spectrum gab es dafür ursprünglich nicht, es kam später als nachrüstbare Einheit. Stattdessen gab es später das sogenannte Microdrive, ein Bandlaufwerk mit Endlosband, das 85 KByte Speicher bietet. Dieses hat sich aber im Spiele-Bereich, dem bevorzugten Einsatzzweck des ZX Spectrum, nicht durchsetzen können - Kassetten waren billiger und einfacher. Mit dem ZX Interface 2 wurde ab 1983 ein Ansteckmodul verkauft, über das sich bis zu zwei Joysticks mit dem ZX Spectrum verbinden ließen.

Der nachgelieferte Joystick-Anschluss war angesichts der hauptsächlichen Nutzung des ZX Spectrum überfällig: Der Computer entwickelte sich zum Gaming-Rechner, für Bürotätigkeiten kam er selten zum Einsatz. Hauptgrund dafür war die Tastatur, die sich schlichtweg nicht zum Tippen eignete. Auch Fachzeitschriften zum ZX Spectrum wandelten sich im Laufe der Jahre zu Gaming-Magazinen.
Mit dem ZX Spectrum+ brachte Sinclair Research 1984 eine Version des Rechners mit verbesserter Tastatur und einem Reset-Knopf heraus - die Technik ist ansonsten dieselbe wie beim 48-KByte-Modell des ZX Spectrum. 1985 erschien mit dem ZX Spectrum 128 noch ein 128-KByte-Modell des Spectrum+.
Hoffnung setzte Clive Sinclair ab 1984 aber eher in das Modell Sinclair QL mit einer Tastatur wie beim Spectrum+. Anstelle des Z80-Chips kam ein Motorola 68008 zum Einsatz, der eine doppelt so hohe Taktung hat. Die Grafikleistung war wesentlich besser, ein Erfolg war der Computer aber nicht - zu stark wurde die Konkurrenz der IBM-PCs und des immer günstiger werdenden C64, zu eingeschränkt war die Spielebibliothek des QL.
Der Erzrivale baute den Spectrum weiter
1986 musste Clive Sinclair sein Unternehmen an seinen Erzrivalen Alan Sugar und Amstrad verkaufen. Der ZX Spectrum wurde von Amstrad in vier weiteren Versionen produziert; 1992 war die Zeit des Computers dann aber endgültig vorbei. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Entwicklung stehen geblieben ist: Regelmäßig veröffentlichen Programmierer neue Spiele(öffnet im neuen Fenster) für den Computer.
Vor allem in Großbritannien ist der ZX Spectrum noch leicht zu bekommen: Gute Sets des 48K-Modells mit Netzteil und dem ein oder anderen Spiel gehen bei Ebay für umgerechnet um die 100 Euro weg. Das 128-KByte-Modell ist hingegen deutlich teurer.


