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35 Jahre Tetris für den Game Boy: Vier Klötzchen zum Verlieben

Das 1989 für den Game Boy veröffentlichte Tetris machte das Puzzlespiel unsterblich. Beim Wiederspielen stellen wir fest: Es ist wie Fahrradfahren.
/ Benedikt Plass-Fleßenkämper
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Tetris-Fans auf dem Festival South by Southwest im März 2023 (Bild: Frazer Harrison/Getty Images for SXSW)
Tetris-Fans auf dem Festival South by Southwest im März 2023 Bild: Frazer Harrison/Getty Images for SXSW

Selbst wer mit Computerspielen gar nichts anfangen kann, hat schon einmal von Tetris gehört. Das ursprünglich 1984 von Alexei Paschitnow entwickelte Puzzlespiel, das der russische Spracherkennungsforscher einst am wissenschaftlichen Institut im Moskau auf dem Computer Electronika 60 programmiert hat(öffnet im neuen Fenster) , gehört zu den bekanntesten Spielen aller Zeiten.

Vor allem die 1989 von Nintendo veröffentlichte Version für den Game Boy machte Tetris im Westen bekannt. Sein Schöpfer Paschitnow profitierte jedoch aufgrund von Lizenzstreitigkeiten(öffnet im neuen Fenster) nicht von den millionenfachen Verkäufen.

Wie das Spiel seinen Weg zu uns gefunden hat, zeigt der unterhaltsame, stellenweise etwas hanebüchene Film Tetris auf Apple TV+ .

Ich möchte anlässlich des 35. Jubiläums der Game-Boy-Version aber nicht über die spannenden Hintergründe von Tetris berichten, sondern meine ganz persönliche Reise in die Vergangenheit antreten und den Klassiker endlich wieder einmal spielen.

Als der Game Boy im Herbst 1990 in Deutschland erschien, wurde er von der Fachpresse euphorisch gefeiert, gleichzeitig wurde die zeitlose Genialität von Tetris immer wieder hervorgehoben.

Mein Lieblingsmagazin Power Play vergab sogar die absolute Traumnote von 96 von 100 möglichen Punkten(öffnet im neuen Fenster) - ein Wert, der in der Historie der Zeitschrift nie wieder erreicht werden sollte.

In meiner Liebeserklärung anlässlich des 30. Jubiläums des Game Boys habe ich bereits von meinem ersten Kontakt mit Tetris auf dem Nintendo-Handheld berichtet. Zum ersten Mal gespielt habe ich es mit 13 Jahren in einem Kaufhof in meiner Heimatstadt Worms.

Dort gab es in der Spielwarenabteilung mehrere mit Tetris bestückte Game-Boy-Spielstationen, die per Linkkabel miteinander verbunden waren, sodass man sich alleine oder im Duellmodus zu zweit mit dem Puzzlespiel vergnügen konnte, was meine Schulfreunde und ich mit Begeisterung taten.

Tetris - Trailer (Apple TV)
Tetris - Trailer (Apple TV) (02:55)

Nachdem ich dann zu Weihnachten 1990 einen eigenen Game Boy geschenkt bekommen hatte, wurde Tetris zu einem Dauerbrenner, den ich bis zu meinem Abitur Mitte der 90er-Jahre immer wieder gespielt habe.

So viele Klötzchen

Das Spielkonzept von Tetris ist so einfach wie genial: Insgesamt sieben von oben nach unten herabfallende geometrische Formen, die sogenannten Tetrominos, müssen zu einer möglichst lückenlosen horizontalen Reihe zusammengefügt werden.

Zwei Spielmodi auf dem Game Boy

Diese Formen bestehen immer aus vier Quadraten, was dem Spiel auch seinen Namen gab - Tetra steht im Altgriechischen für die Zahl 4. Je mehr komplette Reihen gestapelt werden, desto besser und desto mehr Punkte gibt es. Ist eine horizontale Reihe komplett, verschwindet sie.

Bis zu vier Reihen können durch geschicktes Stapeln gleichzeitig aufgelöst werden, wodurch ein besonders punkteträchtiges Tetris entsteht.

Erreichen die Klötzchenstapel die Decke und kann keine Linie mehr aufgelöst werden, endet die aktuelle Runde. Das Spiel zeigt immer in einem kleinen Fenster am rechten Bildschirmrand an, welches Tetromino als Nächstes kommt, was man aber auf Wunsch auch ausschalten kann.

Auf dem Game Boy hat Tetris zwei Spielmodi: Im A-Type geht es einfach nur darum, möglichst viele Punkte zu erreichen. Dabei erhöht sich das Level immer nach zehn aufgelösten Linien um eine Stufe, wodurch die Steine immer schneller von oben nach unten fallen. Wer mehr Herausforderung sucht, kann auch direkt in einem höheren Level starten.

Beim B-Type hingegen ist das Ziel, insgesamt 25 Linien abzubauen, wobei auch hier der Schwierigkeitsgrad wahlweise erhöht und sogar ein Handicap mit bereits vorhandenen Blöcken eingestellt werden kann.

Schließlich gibt es noch den bereits erwähnten Zwei-Spieler-Modus, in dem sich die Teilnehmer per Linkkabel duellieren können und man durch geschicktes Stapeln der Blöcke dem Gegner quasi den Bildschirm zubaut.

Kein Game Boy Classic, aber der GBA SP tut es auch

Das letzte Mal habe ich das Game-Boy-Tetris in der Corona-Zeit gespielt, aber es nun doch schon seit einigen Jahren nicht mehr angefasst. Ich besitze zwar noch das deutsche Originalmodul von 1990 (leider ohne Verpackung, die mir im jugendlichen Leichtsinn abhandengekommen ist) - aber keinen Game Boy Classic mehr.

Nintendo Game Boy - ein kurzer Rückblick
Nintendo Game Boy - ein kurzer Rückblick (02:07)

Dafür begleitet mich seit vielen Jahren ein unverwüstlicher Game Boy Advance SP, der die alten Game-Boy-Module abspielt und sogar die originale Schwarz-Weiß-Grafik ein wenig einfärbt.

Ich schalte meinen GBA SP ein und lande im Titelbildschirm. In Ermangelung eines zweiten Spielers muss ich 1 Player auswählen und mich dann für den Spielmodus entscheiden. Früher habe ich immer den A-Type bevorzugt, um an meinem Highscore zu arbeiten. Also bleibe ich auch heute dabei.

Tetris kann man nicht verlernen!

Jetzt muss ich noch eines der drei verfügbaren Musikstücke auswählen. Voreingestellt ist die berühmte Tetris-Melodie(öffnet im neuen Fenster) , die sich bis heute in mein Gehirn eingebrannt hat. Ich habe sie damals auch nie geändert, also soll sie auch heute wieder fröhlich vor sich hin dudeln.

Ich muss zugeben, dass ich nie besonders gut in Tetris war und nur ein paar Mal die magische 100.000-Punkte-Marke geknackt habe.

Vom unglaublichen Weltrekord des 13-jährigen Willis "Blue Scuti" Gibson, der es Ende 2023 schaffte, Tetris auf dem Nintendo Entertainment System zu besiegen, indem er das Spiel nach fast 40 Minuten Spielzeit zum Absturz brachte, bin ich meilenweit entfernt. Mal sehen, was heute geht!

Mit Tetris auf dem Game Boy ist es wie mit dem Fahrradfahren: Wer es einmal verinnerlicht hat, verlernt es nie wieder. Ich spiele wie gewohnt auf Risiko und staple die Klötzchen so, dass am rechten Rand möglichst immer eine komplette vertikale Reihe frei bleibt, um mit einem senkrechten Balken ein Tetris abräumen zu können.

Die Game-Boy-Version spielt sich dabei herrlich simpel: Mehr als das Steuerkreuz zum Bewegen der Tetrominos und einen Knopf zum Drehen braucht man hier nicht.

In meiner ersten Runde komme ich bis Level 7 und schaffe 38.827 Punkte. In den folgenden Runden wird es zunächst nicht viel mehr, bis ich irgendwann wieder voll im Spiel bin und immerhin Level 12 und etwas über 65.000 Punkte erreiche.

Für die kultige Zwischensequenz mit der abhebenden Rakete(öffnet im neuen Fenster) , die es im A-Spielmodus ab 100.000 Punkten zu sehen gibt, reicht es heute leider nicht ganz. Am Ende meiner Tetris-Session spiele ich noch ein paar Runden des B-Type-Modus. Und dann habe ich fürs Erste auch schon wieder genug von dem Klassiker.

Fazit: Tetris bleibt für immer

Anders als Anfang der 1990er ist Tetris auf dem Game Boy für mich heute kein Spiel mehr, in das ich mich stundenlang vertiefen kann, wie beispielsweise in andere Retro-Spielen à la The Secret of Monkey Island, die ich an einem freien Wochenende auch mal am Stück durchzocke.

Tetris Effect - Trailer (Playstation 4, PSVR)
Tetris Effect - Trailer (Playstation 4, PSVR) (02:57)

Tetris bleibt für mich ein Klassiker, der laut Forschung sogar meine Gehirnleistung verbessert und den ich immer wieder gerne zur Entspannung für ein halbes Stündchen raushole. Sogar meine Frau, die sonst mit Computerspielen nichts am Hut hat, hat sich neulich den Game Boy geschnappt und drauflos gespielt.

Tetris versteht jeder und ist gerade in der wunderbaren Game-Boy-Version ein Spiel, das wahrscheinlich auch in 100 Jahren noch Spaß machen wird.


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