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30 Jahre Windows 95: Als Windows das Startmenü und die Taskleiste erfand

Windows 95 wurde schon vor dem Launch durch enormes Marketing bekannt. Welches OS hatte sonst einen Themensong von den Rolling Stones?
/ Oliver Nickel
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Vor 30 Jahren stellte Bill Gates persönlich das neue Windows 95 vor. (Bild: Microsoft)
Vor 30 Jahren stellte Bill Gates persönlich das neue Windows 95 vor. Bild: Microsoft
Inhalt
  1. 30 Jahre Windows 95: Als Windows das Startmenü und die Taskleiste erfand
  2. Was ist denn bitte ein Startmenü?
  3. Internet Explorer für alle

In letzter Zeit wurden Ankündigungen neuer Windows-Versionen eher von kritischen Stimmen begleitet - ganz anders war das im Jahr 1995 ! Die Welt wartete auf den Launch des nächsten großen Windows-Betriebssystems, nachdem das ursprüngliche Projekt Win93 von seinem Releasedatum im Juli 1993 verschoben werden musste.

Am 24. August 1995, vor genau 30 Jahren, war es so weit: Microsoft brachte Windows 95 in die Regale. Kunden in aller Welt standen in langen Schlangen schon um 0 Uhr an, um sich ein Exemplar des neuen Betriebssystems zu sichern - selbst wenn sie dafür 210 US-Dollar, heute umgerechnet 380 Euro, zahlen mussten.

Geburt des Start-Knopfes auf der Bühne

Am gleichen Tag stellte Microsoft in einer enorm aufwendigen Veranstaltung das neue Betriebssystem vor. Dazu wurde nicht nur der bekannte US-Talkshowmoderator Jay Leno auf die Bühne geholt und Tausende Gäste, darunter 500 Journalisten, auf den Microsoft-Campus in Redmond eingeladen. Auch konnten User die vielen neuen Funktionen von Windows 95 in Aktion sehen - Stichwort Startmenü.

Es wurden sogar Zuschauer auf die Bühne geholt, um live das neue Betriebssystem zu installieren. Das dauerte fast eine Stunde und wurde damals als "einfach und schnell" bezeichnet. Es wunderte nicht, dass Fans euphorisch auf den Windows-95-Launch warteten.

Selbst Bill Gates, Steve Ballmer und andere Prominente brachten ihre Begeisterung auf der Bühne eines weiteren Events mit steifen Tanzeinlagen zum Ausdruck - Szenen, die die heutige Jugend wohl als "cringe" bezeichnen würde.

Der riesige Hype um Windows 95 kam keineswegs aus dem Nichts. Mit einer vorangegangenen, weltumspannenden Werbekampagne hatte Microsoft die neuen Features des kommenden Betriebssystems angekündigt. Windows 95 ist wohl auch das erste Betriebssystem, das einen eigenen Themensong bekam.

Dafür kaufte Microsoft die Rechte an dem Rolling-Stones-Hit Start me Up von 1981, um ihn sechs Monate lang für die gleichnamige Kampagne zu nutzen. Anfänglich sollen Mick Jagger, Keith Richards und Co. zwölf Millionen US-Dollar für den Deal verlangt haben. Nach langen Verhandlungen - und sehr zum Ärger von Mick Jagger - einigten sich die Parteien auf wohl auf drei Millionen US-Dollar.

Eine Milliarde Dollar für Werbung

Das war aber nur ein Teil der gigantischen Ausgaben, die von anfangs etwa 300 Millionen US-Dollar später auf schätzungsweise etwa eine Milliarde US-Dollar anstiegen. Kein Wunder: Neben den Rolling Stones kaufte Microsoft auch das Empire State Building in New York City als Werbetafel für das Betriebssystem ein. Das Gebäude leuchtete in den typischen Farben von Windows 95. Zusätzlich dazu wurde ein 100 Meter langes Banner am CN Tower in Kanada aufgehängt und es wurden weltweit Launch-Partys parallel abgehalten.

Diese horrenden Kosten waren für Microsoft gut investiert. Die Start-me-Up-Kampagne und der vorangegangene Hype machten Windows 95 zum Kassenschlager. Schon vier Tage nach Release waren eine Million Betriebssysteme verkauft. Bis zum Jahr 1998 erreichte Windows 95 einen Marktanteil von fast 60 Prozent. Zusammen mit dem neuen Windows 98, das etwa 17 Prozent des Marktes beanspruchte, war Microsoft auf dem Weg zum Quasi-Monopol.

Besonders technikaffine Menschen konnten den Launch von Windows 95 auch im damals noch recht neuen Internet mitverfolgen. Zwar erlaubte die Technik noch keine Live-Videoübertragungen. Stattdessen wurde jedoch ein Liveblog gepflegt, das die wichtigsten Neuerungen vorstellte.

Im Nachhinein passt das gut ins Narrativ, denn Windows 95 sollte dank vorinstalliertem Internet Explorer zu einem einfachen Einstieg in das World Wide Web werden. Das war aber nicht die einzige Neuerung, die das Betriebssystem zu einer Vorlage für fast alle darauffolgenden Windows-Versionen - auch Windows 11 - machte.


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